Der Prophet Zacharias hatte diese von Ewigkeit her dem Messias unmittelbar vor seiner Schmach bereitete Huldigung vorhergesagt: „Freue Dich hoch, du Tochter Sions! Juble Tochter Jerusalems! Siehe, dein König kommt zu Dir, gerecht und als Heiland; er ist arm und reitet auf einer Eselin, auf dem jungen Füllen einer Eselin.“ (Zacharias 9,9)
Da Jesus sah, dass die Stunde
der Erfüllung dieser Prophezeiung gekommen war, sandte er zwei Junger ab und befahl
ihnen, eine Eselin und deren Füllen, das sie in einiger Entfernung finden
würden, ihm vorzuführen. Der Heiland war zu dieser Zeit bereits in Bethphage
auf dem Ölberge angekommen. Die beiden Jünger beeilten sich, den Auftrag ihres
Meisters auszuführen und alsbald stand die Eselin samt dem Füllen für Jesus
bereit.
Die heiligen Väter
haben uns den Schlüssel zu den Geheimnissen dieser beiden Tiere gegeben. Die Eselin
stellt das jüdische Volk dar, welches bereits seit langem unter dem Joche des Gesetzes
stand; das Füllen, auf welchem nach dem Evangelium noch kein Mensch gesessen
hatte (Marcus 11,2), bedeutet das Heidentum, welches bis dahin noch niemand
gebändigt hatte. Das Los beider wird sich in wenigen Tagen entscheiden. Weil es
den Messias zurückgestoßen, wird das jüdische Volk preisgegeben und an seiner
Stelle nimmt Gott die Nationen an Kindesstatt an, welche jetzt zwar noch wild
sind, dann aber an ihn glauben und seinen Willen befolgen werden.
aus Das Kirchenjahr von Dom Prosper Guéranger, Abt von Solesmes, mit bischöflicher Approbation, Verlag Franz Kirchheim, 1890
aus Das Kirchenjahr von Dom Prosper Guéranger, Abt von Solesmes, mit bischöflicher Approbation, Verlag Franz Kirchheim, 1890