Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


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Samstag, 14. Juli 2012

Herz-Jesu-Predigt: Das Herz Jesu

von Prälat Prof. Georg May
Predigt gehalten am 17. Juni 2012

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Am ver­gan­ge­nen Frei­tag hat die Kir­che das Herz-Jesu-Fest gefei­ert. Jahr­hun­der­te­lang haben sich fromme Chris­ten in das Herz des Hei­lan­des ein­zu­drin­gen bemüht. Im Mit­tel­al­ter waren es fromme Non­nen, wie Ger­trud von Helfta, und in der Neu­zeit die hl. Mar­ga­re­tha Maria Ala­co­que, die diese Andacht, nicht begrün­det, aber geför­dert und ver­brei­tet haben. Sie geht zurück auf das Evan­ge­lium, denn wir wis­sen, dass ein Sol­dat die Lanze in die Seite des Herrn stieß, da – wo das Herz ist und sogleich floß Blut und Was­ser her­aus. Herz Jesu Ver­eh­rer müss­ten wir eigent­lich alle sein, denn es geht ja um das innerste Geheim­nis unse­res Hei­lan­des, um sein Herz. Und ich möchte ver­su­chen, Ihnen drei Sei­ten die­ses Her­zens kund zu machen.


1. Das Herz als Sym­bol der inners­ten Gesin­nun­gen
2. Das Herz als Sym­bol der Kraft und
3. Das Herz als Sym­bol der Liebe.

Im Her­zen Jesu wohn­ten die Gesin­nun­gen, in denen er sein Leben auf Erden voll­zo­gen hat. Es waren diese Gesin­nun­gen: An ers­ter Stelle die unbe­dingte Ent­schlos­sen­heit, dem Wil­len des Vaters nach­zu­kom­men. „Ich bin im Namen mei­nes Vaters gekom­men, nicht im eige­nen Namen.“ „Mich hat der leben­dige Vater gesandt und ich lebe durch den Vater.“ Als Gesand­ter des Vaters rich­tet er eine Bot­schaft aus, die der Vater ihm auf­ge­tra­gen hat. „Ich rede, was mich der Vater gelehrt hat.“ „Was ich beim Vater geschaut habe, das rede ich.“ „Was ich sage das sage ich so, wie der Vater mir gesagt hat.“ Seine Lehre ist nicht die eigene Lehre, es ist die Lehre des Vaters. Ebenso ist es um seine Taten bestellt. Sie rich­ten sich nach dem Wil­len des himm­li­schen Vaters. „Die Werke, die ich tue, ver­richte ich im Namen mei­nes Vaters.“ Wel­che Werke sind es? „Ich bin gekom­men, ein Feuer auf die Erde zu wer­fen und wie wünschte ich, dass es bereits empor­flamme.“ „Mit einer Taufe muss ich getauft wer­den und wie drängt es mich, bis es voll­bracht ist.“ Vom Wil­len des Vaters lebt er gera­dezu. „Es ist meine Speise, den Wil­len des Vaters zu tun.“ Er wusste, was der Vater von ihm erwar­tet, und er hat sich die­ser Erwar­tung gebeugt, näm­lich das stell­ver­tre­tende Süh­nop­fer zu brin­gen. „Den Auf­trag, mein Leben ein­zu­set­zen, habe ich von mei­nem Vater.“ Gewiss hat auch er als Mensch, der er ja war, vor dem Grauen des Kreu­zes­to­des gebangt, aber er hat die Ban­gig­keit über­wun­den. „Mein Vater, wenn es mög­lich ist, lass die­sen Kelch an mir vor­über­ge­hen, aber nicht wie ich will, son­dern – wie du willst.“ Und weil er sich dem Wil­len des Vaters gebeugt hat, konnte er am Ende sei­nes Lebens sagen „Ich habe mei­nes Vaters Gebote gehal­ten.“ Das war der erste Strang sei­ner Gesin­nun­gen, der Gehor­sam gegen den Vater.

Der zweite, der die Gesin­nun­gen sei­nes Her­zens zeigt, ist das Heil und die Ret­tung der Men­schen. „Ich bin gekom­men, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Der Herr wusste sich gesandt zu den Men­schen, zu allen Men­schen. Aber in beson­de­rer Weise zu den Ver­lo­re­nen und Ver­irr­ten. Wir haben es eben im Evan­ge­lium gehört wie der gute Hirt neun­und­neun­zig Schafe zurück­lässt, um das eine ver­lo­rene zu suchen. Als der Herr bei dem Zöll­ner Zachäus, bei dem ver­ach­te­ten, ver­hass­ten Zöll­ner, bei dem Aus­beu­ter war, da erklärte er: „Der Men­schen­sohn ist gekom­men, zu suchen und selig zu machen, was ver­lo­ren war.“ Jesus lag etwas an den Men­schen. Als er die gewal­tige Menge sah, die ihm zuhörte, da hatte er Mit­leid, „denn sie waren wie Schafe, die kei­nen Hir­ten haben“. Aber er war der Hirte. Er war der von Gott gesandte Hirte – er war der gute Hirte. Und wir wis­sen, wie ein guter Hirt han­delt. Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. Dem Herrn lag etwas an den Men­schen. Es war ihm schmerz­lich, wenn sie sich sei­nem Ruf ver­wei­ger­ten. Ein­mal kam er mit sei­nen Jün­gern durch ein sama­ri­ta­ni­sches Dorf. Das Dorf nahm ihn nicht auf. Da spra­chen Jako­bus und Johan­nes: „Herr, willst Du, dass wir Feuer vom Him­mel rufen, um die­ses Dorf zu ver­der­ben?“ Jesus wandte sich um und ver­wies es ihnen. „Ihr wisst nicht, wes­sen Geist ihr seid. Der Men­schen­sohn ist nicht gekom­men, Men­schen­le­ben zu ver­nich­ten, son­dern zu ret­ten!“ Wie viel ihm an den Men­schen lag, sieht man, dass er über die hei­lige Stadt, über seine Stadt Jeru­sa­lem weinte, weil sie ihn nicht auf­ge­nom­men hatte. „Ach, wenn du es doch erkenn­test, an die­sem dei­nem Tage, was dir zum Heile dient. Aber jetzt ist es ver­bor­gen vor dei­nen Augen.“ Es ist der zweite Strang der Gesin­nun­gen Jesu: die Liebe zu den Men­schen.

Der dritte ist seine eigene Selbst­lo­sig­keit, Armut, Ent­äu­ße­rung. Nie­mand hat es bes­ser aus­ge­drückt als der Apos­tel Pau­lus. „Seid so gesinnt wie Chris­tus Jesus. Er, der in Got­tes­ge­stalt war, hat nicht geglaubt, seine Gott­gleich­heit fest­hal­ten, krampf­halt fest­hal­ten zu sol­len. Er hat sich viel­mehr selbst ent­äu­ßert. Er nahm Knechts­ge­stalt an, ward dem Äuße­ren nach erfun­den wie ein Mensch. Ja noch mehr: Er hat sich selbst ernied­rigt und ist gehor­sam gewor­den bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze.“ Wei­ter kann man die Ent­äu­ße­rung nicht trei­ben. Der prä­e­xis­tente Got­tes­sohn ver­tauschte seine Herr­lich­keit mit der Arm­se­lig­keit des Men­schen. Ja – nicht nur das: Er ist den Weg der Selbst­ent­äu­ße­rung bis zum schmach­vol­len Tode am Kreuze gegan­gen. Frei­wil­lig unter­warf er sich im Gehor­sam dem Wil­len des Vaters. „Er, der reich war“, schreibt Pau­lus an ande­rer Stelle, „er, der reich war, ist arm gewor­den, um uns durch seine Armut reich zu machen.“ Jetzt wis­sen wir, meine lie­ben Freunde, wie wir gesinnt sein sol­len – wie Jesus. Wir sol­len erge­ben sein gegen Got­tes Wil­len. Wir sol­len gehor­sam sein gegen seine Ver­fü­gun­gen. Wir sol­len spre­chen, wie der Ber­li­ner Mär­ty­rer Bern­hard Lich­ten­berg: „Wie Gott will, ich halte still!“

Wir sol­len die Andacht des Her­zens Jesu auf­neh­men und immer wie­der das wun­der­bare Wort wie­der­ho­len: „Mach‘ mein Herz nach dei­nem Her­zen, bilde mein Herz nach dei­nem Her­zen.“ Das Herz Jesu ist Sym­bol der inners­ten Gesin­nun­gen. Das Herz Jesu ist auch Sym­bol der Kraft. Wir wis­sen ja, wie unser eige­nes Herz bean­sprucht ist. Wenn es sech­zig­mal in der Minute schlägt, dann sind das sechs­und­acht­zig­tau­send­mal am Tage, Mil­lio­nen Schläge in einem lan­gen Leben. Was für eine Kraft muss in dem Herz­mus­kel sein? Sol­che Kraft war auch in Chris­tus Jesus. In der Hei­li­gen Schrift wird immer wie­der her­vor­ge­ho­ben, dass Jesus in einer uner­hör­ten Kraft lebte. Voll des Geis­tes kehrte er vom Jor­dan zurück und wurde in der Kraft des Geis­tes, in der Kraft des Geis­tes, in die Wüste geführt, um vom Teu­fel ver­sucht zu wer­den. Aber seine Kraft reichte aus, die Ver­su­chung abzu­weh­ren. Der Teu­fel bot ihm viel an. Er bot ihm die Herr­schaft über die Welt an, wenn er ihm die Ver­eh­rung der Anbe­tung erweist. Der Herr weist ihn zurück. „Nie­der­fal­len sollst du vor dem Herrn und ihn allein anbe­ten!“ Als Jesus in der Syn­agoge von Kar­p­ha­naum lehrte, reichte man ihm die Schrift­rolle. Es war das Buch des Pro­phe­ten Isaias. Er schlug es auf und fand darin die Stelle. „Geist des Herrn liegt auf mir. Er hat mich gesalbt und gesandt, ein Gna­den­jahr des Herrn aus­zu­ru­fen.“ Er rollte die Schrift­rolle wie­der zusam­men und sprach: „Heute ist die­ses Wort in Erfül­lung gegan­gen.“ Der Geist des Herrn ward in ihm. In die­ser Kraft wan­derte er, lehrte er, heilte er. Als er ein­mal einen Beses­se­nen befreite, da spra­chen die Zeu­gen: „Was ist das für ein Wort? In Macht und Kraft gebie­tet er den unrei­nen Geis­tern und sie fah­ren aus.“ In Macht und Kraft. In der Kraft Got­tes bestand er sein Todes­lei­den, betete für seine Pei­ni­ger: „Vater, ver­zeih ihnen, sie wis­sen nicht, was sie tun.“ Ster­bend rief er aus. „Es ist voll­bracht. Das Werk, das du mir befoh­len hast, der Auf­trag, den du mir auf­ge­tra­gen hast, er ist voll­bracht.“ In dem ergrei­fen­den Gebet „Seele Christi hei­lige mich“, heißt es an einer Stelle: „Lei­den Christi stärke mich“. Ja, ist das nicht merk­wür­dig, dass wir aus­ge­rech­net das Aus­ge­lie­fert­sein des Herrn anru­fen, damit uns Kraft über­tra­gen werde? Tat­säch­lich hat der Herr in sei­ner Wil­lig­keit Pein und Qual auf sich genom­men und eine über­mensch­li­che Kraft bewie­sen, so dass wir heute mit Recht beten kön­nen: „Lei­den Christi stärke mich!“

Die Jün­ger Jesu haben diese Kraft gespürt. Petrus pre­digte in Caesarea: „Gott hat Jesus mit hei­li­gem Geist und Kraft aus­ge­stat­tet.“ Und Pau­lus schreibt: „Wir pre­di­gen Chris­tus als Got­tes Kraft und Got­tes Weis­heit.“ Die Kraft war in Jesus, und diese Kraft geht von Jesus aus. Ein­mal hat eine Frau, eine blut­flüs­sige Frau, den Saum sei­nes Gewan­des berührt, um gesund zu wer­den. Das spürte er. „Es ist eine Kraft von mir aus­ge­gan­gen, denn es hat mich jemand ange­rührt.“ Immer geht eine Kraft von ihm aus, wenn wir ihn anrüh­ren, wenn wir um seine Hilfe fle­hen. Der Apos­tel Pau­lus, des­sen Leben ja eine ein­zige Kette von Arbeit und Mühe, von Kampf und Lei­den war, schreibt an die Gemeinde in Colossä: „Ich arbeite und kämpfe gemäß sei­ner Kraft, die macht­voll in mir wirkt.“ Gemäß sei­ner Kraft, die macht­voll in mir wirkt. Als er gefan­gen war, als er im Gefäng­nis war, schreibt er an die Phil­ip­per: „Ihn will ich erken­nen und die Kraft sei­ner Auf­er­ste­hung und die Gemein­schaft mit sei­nem Lei­den.“ In dem­sel­ben Brief ruft er aus: „Ich ver­mag alles in dem, der mich stärkt!“ Was ein Wort, meine lie­ben Freunde! „Ich ver­mag alles in dem, der mich stärkt!“

Kraft lebt in unse­rem Glau­ben. „Ich schäme mich des Evan­ge­li­ums nicht“, schreibt Pau­lus an die Römer, „denn es ist eine Kraft Got­tes für jeden, der glaubt!“ Der Glaube über­win­det eben die Schwä­che des Intel­lekts und die Schwä­che des Wil­lens. Der Glaube zeigt uns den Weg, den wir gehen sol­len und gehen kön­nen, denn er stärkt uns auf die­sem Wege, Unser Glaube beruht nicht auf Men­schen­weis­heit, son­dern auf Got­tes Kraft. Diese Kraft wirkt in jedem, der die­sen Glau­ben annimmt. Das ist der Sieg, der die Welt über­win­det, unser Glaube.

Andere Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten ver­su­chen durch Abschwä­chung und Umdeu­tung des Glau­bens, durch Ver­harm­lo­sung und Preis­gabe der Gebote Got­tes ihre Anhän­ger­schaft zu erhal­ten. Nicht so die Kir­che des Hei­li­gen Geis­tes. In sei­ner Kraft wider­steht sie der Ver­su­chung, die ja auch für sie besteht. Sie wider­steht der Ver­su­chung, durch Abbau des Beschwer­li­chen es den Men­schen leicht und bequem zu machen. Kraft lebt auch in den Chris­tus­gläu­bi­gen. Es ist Kraft aus der Höhe. Vor sei­ner Him­mel­fahrt hat der Herr diese Kraft ange­kün­digt. „Ihr wer­det die Kraft des Hei­li­gen Geists emp­fan­gen, der über euch kommt und in die­ser Kraft wer­det ihr meine Zeu­gen sein in Jeru­sa­lem, in Judäa, in Gali­läa und bis an die Gren­zen der Erde.“ Das Chris­ten­tum ist die Reli­gion der Kraft. Das zeigt sich in den Mär­ty­rern, die mit ihrem Blut für Chris­tus Zeug­nis abge­legt haben. Das Chris­ten­tum ist die Reli­gion der Kraft, das zeigt sich in den Beken­nern, die ihr Leben, ihre Taten zu einem Zeug­nis für das Chris­ten­tum gemacht haben. Das Chris­ten­tum ist die Reli­gion der Kraft, das zeigt sich in den Jugend­li­chen, die trotz allem Häm­mern des Blu­tes ihrem Hei­land die Treue hal­ten.

Die Herz-Jesu-Ver­eh­rung ist Kraft­über­tra­gung. Christi Kraft kommt über uns, drängt uns und trägt uns, wenn wir die­ses Herz in der rech­ten Weise ver­eh­ren. Das Herz Jesu, Sym­bol der innigs­ten Gesin­nun­gen, Sym­bol der Kraft, aber auch, drit­tens, Sym­bol der Liebe. „Da der Herr die Sei­nen, die in der Welt waren liebte, liebte er sie bis ans Ende“, heißt es am Anfang des 13. Kapi­tels des Johan­nes­evan­ge­li­ums. „Da der Herr die Sei­nen, die in der Welt waren liebte, liebte er sie bis ans Ende.“ Liebe war der Grund für seine Men­schwer­dung. Um unse­res Hei­les wil­len ist er vom Him­mel her­ab­ge­stie­gen. Gott hat sich auf­ge­macht, die Mensch­heit heim­zu­ho­len aus ihrer Ver­lo­ren­heit. Er hat das mensch­li­che Leben mit sei­nen Mühen und Pla­gen auf sich genom­men – aus Liebe.

Liebe war das Motiv der Erlö­sung. Für uns Men­schen und um unse­res Hei­les wil­len hat er das stell­ver­tre­tende Süh­nelei­den erdul­det – aus Liebe. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er sei­nen ein­ge­bo­re­nen Sohn dahin­ge­ge­ben hat, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht ver­lo­ren gehe, son­dern ewi­ges Leben habe. So sehr hat Gott die Welt geliebt. „Darin besteht die Liebe“, schreibt der Apos­tel Johan­nes in sei­nem ers­ten Brief, „darin besteht die Liebe, nicht – dass wir Gott geliebt hät­ten, son­dern dass er uns geliebt hat und sei­nen Sohn als Sühne für unsere Sün­den gesandt hat.“


Die Herz-Jesu-Andacht ist die Andacht einer unbe­grenz­ten, einer unbe­schreib­li­chen Got­tes­liebe. Und so kön­nen wir ihn anru­fen:

„Herz Jesu, du Sühne für unsere Sün­den, erbarme dich unser.“
„Herz Jesu, voll Qual ob unse­rer Miss­eta­ten, erbarme dich unser.“
„Herz Jesu, gehor­sam gewor­den bis zum Tode, erbarme dich unser.“
„Herz Jesu, von der Lanze durch­bohrt, erbarme dich unser.“


Die Ant­wort auf diese Chris­tus­liebe, meine lie­ben Freunde, kann nur unsere Liebe sein. Unsere Chris­tus­liebe zeigt sich an zwei Stel­len. Ers­tens in unse­rem Gehor­sam. Der Herr hat den Erweis der Liebe in den Gehor­sam ver­legt. „Wenn ihr mich liebt, so hal­tet meine Gebote.“ „Wer meine Gebote hat und hält, der ist es, der mich liebt.“ Ein­deu­ti­ger konnte der Herr nicht spre­chen. Liebe ist etwas ande­res als Gehor­sam, aber sie bewährt sich im Gehor­sam. Gehor­sam ist der Erweis der Liebe. Die Liebe zeigt sich dann auch darin, dass wir die Anlie­gen des Her­zens Jesu zu unse­ren eige­nen machen. Er will, dass alle Men­schen seine Jün­ger wer­den, zum Glau­ben fin­den, sich der Kir­che anschlie­ßen. Es darf uns des­we­gen keine Ruhe las­sen, dass Men­schen Chris­tus nicht ken­nen. Es darf uns keine Ruhe las­sen, dass Men­schen sich von Chris­tus abwen­den. Im Wei­he­ge­bet an das hei­ligste Herz Jesu, das wir am Frei­tag gebe­tet haben, heißt es: „Sei du, o Herr, König nicht nur der Gläu­bi­gen, die nie von dir gewi­chen sind, son­dern auch der ver­lo­re­nen Söhne, die dich ver­las­sen haben. Gib, dass sie bald ins Vater­haus zurück­keh­ren. Sei du auch König über die, wel­che durch Irr­tum getäuscht oder durch Spal­tung getrennt sind. Rufe sie zum siche­ren Hort der Wahr­heit und zur Ein­heit des Glau­bens zurück. Sei du König über alle, die im Dun­kel des Hei­den­tums oder des Islams befan­gen sind. Ent­reiße sie der Fins­ter­nis und führe sie ins Lichte dei­nes Rei­ches.“ So beten wir in die­sem Wei­he­ge­bet zum hei­ligs­ten Her­zen Jesu.


Meine Freunde! Der Herr hat uns die Ver­hei­ßung gege­ben: „Wenn ich erhöht sein werde, werde ich alles an mich zie­hen.“ So wol­len wir heute, am Sonn­tag in der Oktav des Herz-Jesu-Fes­tes um die Erfül­lung die­ser Ver­hei­ßung bit­ten und zu ihm rufen:

„O Herr, ziehe uns an dich.
Ziehe uns zu dei­nem hei­ligs­ten Her­zen, damit wir dich fin­den.
Gib, dass wir dir fol­gen, dass wir dir die­nen, wie du es ver­dienst.
Geben, ohne zu zäh­len,
Kämp­fen, ohne der Wun­den zu ach­ten.
Arbei­ten, ohne Ruhe zu suchen.
Uns hin­ge­ben, ohne Lohn zu erwar­ten,
Uns genüge das frohe Wis­sen, dei­nen hei­li­gen Wil­len erfüllt zu haben.“

Amen.

Sonntag, 10. Juni 2012

„Und zum Lohn emp­fange ich Undank.“

von Prälat Prof. Georg May

Der hat die größte Liebe, der ohne Grund liebt, der zuerst liebt, der mit Feuer liebt und der bis zum Tode liebt. So ist die Liebe unse­res Got­tes. 
Er wollte seine Liebe nicht nur mit Wor­ten und Taten bezeu­gen, er wollte sie mit der ergrei­fends­ten Spra­che bezeu­gen, die es über­haupt gibt, näm­lich mit der Spra­che sei­nes Blu­tes. Die­ses Herz sollte sich ver­zeh­ren auf dem Opfe­r­al­tar des Kreu­zes. Es sollte ver­glü­hen in einem Opfer ohne­glei­chen. Was hat die­ses Herz in den letz­ten 24 Stun­den sei­nes irdi­schen Lebens nicht durch­ge­macht! 
Ein Apos­tel ver­rät ihn; die Jün­ger flie­hen; Petrus ver­leug­net ihn; seine Pei­ni­ger über­häu­fen ihn mit Spott und Hohn, Ernied­ri­gung und Läs­te­rung. Mit Gei­ßel­hie­ben und einer Dor­nen­krone und einem Spott­kleid ver­höh­nen sie das auf Erden erschie­nene Leben Got­tes. Alle drei Syn­op­ti­ker, also Matt­häus, Lukas und Mar­kus, alle drei Syn­op­ti­ker berich­ten, dass Jesus von sei­nen Hen­kern ange­spuckt wurde. 
Mit­glie­der oder Die­ner des Hohen Rates, Sol­da­ten der Besat­zungs­macht, sie haben ihn ange­spuckt. Anspu­cken ist das Zei­chen des Abscheus und der Ver­ach­tung. Abscheu und Ver­ach­tung woll­ten sie dem Herrn bezei­gen. 
Und das muss uns zu Her­zen gehen, wie es ja in dem ergrei­fen­den Liede heißt: „Du edles Ange­sichte, davor sonst schrickt und scheut das große Welt­ge­richte, wie bist du so bespeit! Wie bist du so erblei­chet! Wer hat dein Augen­licht, dem sonst kein Licht mehr glei­chet, so schänd­lich zuge­richt’?“ 
Wahr­haf­tig, das Hei­lands­herz ist die auf den Tod und bis zum Tode ver­wun­dete Liebe. 
Vier Anru­fun­gen der Lita­nei vom hei­ligs­ten Her­zen Jesu stel­len uns die ver­wun­dete Liebe vor: „Herz Jesu, mit Schmach gesät­tigt; Herz Jesu, voll Qual ob unse­rer Miss­eta­ten; Herz Jesu, gehor­sam gewor­den bis zum Tode; Herz Jesu, von der Lanze durch­bohrt.“ 
Wahr­haf­tig, das ist die bis zum Tode ver­wun­dete Liebe unse­res Hei­lan­des.

Und doch, das alles hat ihm noch nicht genügt. Das Hei­lands­herz ist auch die ver­kannte Liebe Got­tes. Und so fährt der Herr in sei­ner Klage bei Maria Mar­gareta Ala­co­que fort: „Und zum Lohn emp­fange ich Undank.“ 
Ist es wahr oder nicht? Wo ist die Glut der Gegen­liebe, die allein der Lie­bes­glut die­ses Her­zens ent­sprä­che? Wo ist auch nur die Treue zum hei­li­gen Opfer? 
Ach, meine Freunde, es ist für mich jeden Sonn­tag schmerz­lich, wenn ich sehe, wie meine Nach­bar­schaft den Tag des Herrn ver­bringt: mit Essen, Schla­fen, Aus­ru­hen, Ver­gnü­gen. Statt Dank Undank, statt Ehr­er­bie­tung Unehr­er­bie­tig­keit, statt Liebe Kälte und Ver­ach­tung. Ja, auch Unehr­er­bie­tig­keit. Wo ist denn die Ehr­furcht vor die­sem Her­zen, vor dem Sakra­ment die­ses Her­zens? 

Ich habe vor mir, meine lie­ben Freunde, einen Aus­druck aus dem Inter­net vom 27. Mai 2008. Da ist berich­tet von einem Vor­trag, den der Erz­bi­schof Ran­jit, der Sekre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­tion in Rom, in Wien gehal­ten hat. In die­sem Vor­trag hat die­ser Fach­mann, die­ser gläu­bige Fach­mann ein­mal die Ärger­nisse und Unehr­er­bie­tig­kei­ten auf­ge­lis­tet, die heute im Got­tes­dienst unse­rer Kir­che gesche­hen. Er hat zum Bei­spiel hin­ge­wie­sen auf die Ände­rung der Zele­bra­ti­ons­rich­tung. Der Pries­ter ist doch abge­lenkt, wenn er ins Volk schaut. Warum schaut er nicht zum Kreuz? 
Die Hand­kom­mu­nion: Warum haben wir nicht die Ehr­er­bie­tung, das Aller­hei­ligste nicht in die Hand zu neh­men, um dem Herrn zu zei­gen, wir sind es nicht wert, wir sind es nicht wür­dig. Gewiß, der Mund ist nicht weni­ger schul­dig oder unschul­dig als die Hand, aber es ist ein Zei­chen der Ehr­furcht, dass man etwas nicht in die Hand nimmt. 
Er weist dann auf die Preis­gabe der Stille und Anbe­tung hin. Er erin­nert daran, dass die Ges­ten des Kni­ens und des Ver­beu­gens immer weni­ger gewor­den sind und kaum noch geübt wer­den. Das alles ist Aus­druck der ver­kann­ten Liebe Got­tes.

Und da ruft uns der Hei­land, da ruft uns Maria Mar­gareta Ala­co­que, da ruft uns die Herz-Jesu-Ver­eh­rung auf, zu süh­nen – zu süh­nen. Was heißt süh­nen? Süh­nen heißt, das Böse nicht bloß bereuen, son­dern gut­ma­chen, gleich­sam aus der Welt schaf­fen. Sühne will wie­der­ge­win­nen, was durch die Sünde ver­lo­ren­ging. Sühne muss sein. Wir müs­sen wie­der­gut­ma­chen, was wir in unse­rem Leben durch Schuld und Sünde ver­fehlt haben. Sühne also für eigene Sün­den. 


„Ach Herr, was du erdul­det, ist alles meine Last. Denn ich hab das ver­schul­det, was du getra­gen hast. Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn ver­die­net hat! Gib mir, o mein Erbar­mer, den Anblick dei­ner Gnad!“ Sühne für eigene Sün­den, Sühne aber auch für die Sün­den ande­rer. 
Wir kön­nen auch für andere süh­nen kraft der Gemein­schaft der Hei­li­gen. Gott nimmt die Sühne, die wir für andere leis­ten, an.

alles aus der Herz-Jesu-Predigt: Die Liebe des hei­ligs­ten Her­zens Jesu






Samstag, 17. März 2012

Die Liebe macht sein Herz klagen (Schluss)

Fortsetzung von hier


O lieber Christ! Rufe doch dein armes Herz heim. Jesus will es besitzen; ihm gehört es ja, da er es mit seinem kostbaren Blute erkauft hat.
Er will es aber ganz haben; du musst ihm das volle Recht darüber einräumen. Zwei Herren kannst du nicht zugleich dienen, zumal, wenn sie Entgegengesetztes von dir verlangen.
Du musst dich entschließen, mit allem Ernste das zu tun, was dein Jesus von dir verlangt, und das zu meiden, was er dir verbietet. 
Du sollst bedacht sein, dich dankbar zu erweisen gegen Jesus im allerheiligsten Sakramente. Du sollst gerne und freudig herbeieilen, falls du Gelegenheit hast, deinen Heiland zu besuchen im allerheiligsten Sakrament, dem heiligen Messopfer beizuwohnen, irgendeine fromme Andacht mitzumachen.
Damit dir dies alles so recht vom Herzen geht, musst du große Sorgfalt anwenden, dein Herz rein zu bewahren, und da du doch gar leicht in allerlei Fehler und Sünden hinein gerätst, durch öftere Beichte zu reinigen, und durch die heilige Kommunion dich in diesem guten Zustande zu erhalten.

O göttliches Herz Jesu! Nimmermehr sollst Du Ursache haben, über uns zu klagen. Verzeihe uns, dass wir Dich bisher so oft betrübt haben. Von Herzen bereuen wir es mit festem Vorsatze, Dir durch unsere Liebe einigen Ersatz zu leisten für die Unbilden, die du in diesem allerheiligsten Sakrament so oft erfahren musst. Dir schenken wir unser Herz mit allen Neigungen und Wünschen. Wenn nur Du zufrieden bist mit uns, dann haben wir alles, was uns tröstet auf der Welt und selig macht in der Ewigkeit. Amen.


aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Donnerstag, 15. März 2012

Die Liebe macht sein Herz klagen (V)

Fortsetzung von hier


4. „Statt des Dankes – sagt Jesus ferner – empfange ich Undank durch Verachtung.“
Du weißt wohl, dass dir nichts so wehe tut, als die Verachtung. Es geht z.B. ein Bekannter an dir vorüber. Du grüßt ihn; aber er schaut dich gar nicht an. In einer Gesellschaft wird über etwas geredet: du sagst deine Meinung, aber man fällt dir ins Wort und sagt: Du verstehst ja nichts. Du bewirbst dich um eine Arbeit, eine Anstellung; aber man gibt dir den Bescheid: dazu seiest du nicht zu gebrauchen.
Derartige Verachtung tut dir mehr weh, als wenn man dir einen Faustschlag gegeben hätte.
Nun schaue auf den lieben Jesus im allerheiligsten Sakramente. Gibt es nicht Christen, bei denen der liebe Heiland geradezu den letzten Platz einnehmen muss? Allem anderen geben sie den Vorzug, und wenn sie schon dann und wann herbei kommen, um auch dem göttlichen Heilande ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, so ist ihr Benehmen derart, dass es den Anschein hat, der liebe Gott müsse ihnen dankbar sein, dass auch sie sich würdigen, vor ihm zu erscheinen.
O guter Heiland! So vergelten Dir die Menschen Deine Liebe!
Christen! Wollen wir auch so undankbar sein? O gewiss nicht! Jeder von uns hat sicherlich den festen Willen, dem guten Jesus dankbar zu sein. Willst du dankbar sein, lieber Christ, so musst du vor allem dein Herz Jesus schenken.
Um etwas verschenken zu können, muss man es zuerst selbst besitzen. Hast du dein Herz in Besitz? Jesus Christus sagt: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Matth. 6,21)
Bei vielen Christen ist das Herz nicht zu Hause; es fliegt nach jenem Gegenstande, den es liebt, wonach es sich sehnt.
Willst du wissen, wo dein Herz sich findet, so gib nur acht, woran du gerne denkst, wovon du gerne redest, wonach du dich sehnst, wohin du deine schritte lenkst, wenn du freie Zeit und Gelegenheit hast.
Ist es Jesus? Denkst du gerne an ihn? Redest du oft und gerne von ihm? Benützt du freudig jede Gelegenheit, wo du zu ihm in die Kirche kommen, dem heiligen Messopfer beiwohnen, oder sonst ihn besuchen kannst? O, wenn es so ist, dann magst du hoffen, dass Jesus mit Freude und Liebe auf dich schaut, dass auch dein Herz ihm angehört.
Aber bei vielen ist es nicht Jesus, wo ihr Herz sich aufhält, sondern die Welt mit ihren Gütern, Lüsten und Freuden. Sie denken fast nur an das Zeitliche, sie reden nur vom Zeitlichen, und was noch viel ärger ist, sie richten ihre Wünsche und Neigungen auf die Befriedigung ihrer Hoffart oder ihrer sinnlichen Begierden.


Fortsetzung HIER
aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Montag, 12. März 2012

Die Liebe macht sein Herz klagen (IV)

Fortsetzung von hier

3.Statt des Dankes empfange ich Undank durch Kaltsinn.“ Du kannst es dir wohl denken, was das sagen will: „Kaltsinn“. Vielleicht hast du es als Vater oder Mutter selber erfahren an deinen Kindern.
Mit großer Sorgfalt und Liebe hast du sie großgezogen. Jetzt sind sie erwachsen und können sich ihr Brot selber verdienen; aber sie gehen ihre Wege, ohne sich nach dir zu erkundigen. Sie besuchen dich nicht, sondern laufen ihren Neigungen nach, ohne sich um dich zu kümmern, ob es dir gut oder schlecht gehe. Nicht wahr – solches Benehmen kränkt dich?
Was soll der liebe Jesus sagen über das Benehmen so vieler Christen?
Sie gehen so gleichgültig an ihm vorüber, als ob er sie gar nichts anginge. Die ganze Woche, den ganzen Monat hindurch reden sie nicht ein Wörtlein von ihm; ja, denken nicht einmal an ihn.
Fängt jemand zu erzählen an von dem schönen Gottesdienste, der gehalten wurde, von einer erbaulichen Andacht, vom Eifer der Leute beim Empfang der heiligen Sakramente; so hören sie es entweder gar nicht an, oder sagen: Leute, die nichts zu tun haben, können sich schon mit solchen Dingen abgeben – ich aber habe ganz andere Geschäfte zu besorgen.
Meinst du nicht, dass über solchen Kaltsinn das göttliche Herz Jesu tief gekränkt sein muss?


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aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Donnerstag, 8. März 2012

Die Liebe macht sein Herz klagen (III)

Fortsetzung von hier


Er sagt weiter: 
2. „Statt des Dankes empfange ich Undank durch  Sakrilegien.“ Sakrilegium heißt Gottesraub. Kann denn ein Gott geraubt werden?
Sehet! Da begegnen wir einerseits einem Wunder der Liebe und andererseits dem furchtbarsten Verbrechen. In unbegreiflicher Liebe bleibt Jesus im heiligsten Sakramente und übergibt sich ganz in die Gewalt der Menschen. Er will ihnen Gnaden über Gnaden zukommen lassen.
Kommen Seelen herbei mit reinem, aufrichtig liebendem Herzen, da hat Er die größte Freude, bei ihnen einzukehren. Wie aber ergeht es Ihm, wenn Christen herbeikommen mit schuldbeladenem Herzen? Diese wissen es genau, dass von einer aufrichtigen Bekehrung bei ihnen keine Rede ist, dass sie entweder schwere Sünden verschwiegen haben in der Beichte oder überhaupt nicht ernstlich entschlossen sind, die Sünde und die nächste Gelegenheit zur Sünde zu meiden.
Der göttliche Heiland entsetzt sich vor solchen, aber Er kann nicht ausweichen, weil Er sich selbst in seiner Liebe gebunden hat. Diese rauben Ihn, wenn sie zur Kommunion gehen, und Ihn in ein Herz einführen, wo die Sünde und der Teufel haust.
O furchtbares Verbrechen! Und du wolltest dich wundern, wenn Jesus klagt?



Fortsetzung HIER

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Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Dienstag, 6. März 2012

Die Liebe macht sein Herz klagen (II)

Fortsetzung von hier:


Gehen wir weiter: 
II. 
Jesus erwartet Dank von Seiten der Menschen, und statt des Dankes empfängt er von den meisten nur Undank. 
Dieser Undank wird ihm besonders im Allerheiligsten Sakramente des Altares zugefügt. Er spricht zur hl. Maria Margareta von Alacoque: 
„Statt des Dankes empfange ich von den meisten nur Undank durch ihre Unehrerbietigkeit und ihre Sakrilegien, durch den Kaltsinn und die Verachtung, die sie in diesem Sakramente der Liebe für mich haben.
Der liebevolle Heiland hat sein göttliches Herz im allerheiligsten Altarssakramente uns hinterlassen. Die Liebe zu uns hält ihn gefangen und gebunden. Damit aber ja möglichst alle Christen ihn finden können, so will er sich in jeder Pfarrkirche der ganzen katholischen Welt aufhalten. Aber wie geht es ihm in diesem heiligsten Sakramente? Er sagt es selbst: 
Statt des Dankes empfange ich von den meisten nur Undank durch ihre Unehrerbietigkeit.“ Manche Christen benehmen sich in der Kirche so, als ob sie nicht wüssten, wo sie sind. Sie kümmern sich da um vieles, aber am allerwenigsten um Jesus im heiligsten Sakramente. Kaum dass sie beim Eintritte in die Kirche einen kleinen Knicks machen vor dem heiligsten Sakramente, setzen sie sich in die Bank, schauen hin und her, mustern die Kleider und das Benehmen der anderen. Der Gottesdienst geht zur Hälfte, ja fast ganz vorüber, ehe sie recht zu sich selber kommen und merken, dass sie sich in der Kirche aufhalten.
Andere haben wieder so steife Füße, dass sie weder bei der heiligen Wandlung, noch auch, wenn der Segen mit dem heiligsten Sakramente gegeben wird, sich niederknien. Die sogenannten Gebildeten gehen mit dem schlimmsten Beispiele voraus, und die einfachste Dienstmagd tut es ihnen nach. Von anderen Unehrbietigkeiten will ich gar nicht reden. Hat der gute Jesus Unrecht, wenn er sich über Unehrbietigkeit beklagt?



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Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Montag, 5. März 2012

Herz-Jesu-Predigt: Die Liebe macht sein Herz klagen



„Statt des Dankes empfange 
ich von den meisten nur Undank.“
Worte Jesu an 
die hl. Maria Margareta von Alacoque

Wir haben gehört, wie das göttliche Herz Jesu sich ganz erschöpft und verzehrt hat aus Liebe zu uns; wie es alles für uns getan und uns alles gegeben hat, was es zu unserem Heile tun und geben konnte, wie also die Liebe es ganz arm gemacht hat.
Ich frage: hat der gute Jesus das alles ungern getan? O nein; denn er hat es mit der größten Bereitwilligkeit und Freude aus Liebe zu uns getan.
Aber, Christen! Wie kommt es, dass wir jetzt das göttliche Herz Jesu klagen hören?
„Statt des Dankes – spricht er zur heil. Maria Margareta von Alacoque  –  empfange ich von den meisten nur Undank.“
Wir wollen heute die Ursachen dieser Klage näher betrachten, und ich sage:

  1. Jesus will die Herzen der Menschen gewinnen, und viele weigern sich, ihm das Herz zu schenken.
  2. Jesus erwartet Dank von Seiten der Menschen, und statt des Dankes empfängt er von den meisten nur Undank.

Abhandlung
Jesus will die Herzen der Menschen gewinnen, und viele weigern sich, ihm das Herz zu schenken.Warum will denn der liebe Herr gerade das Herz des Menschen haben? Ist denn das Herz besser als der übrige Mensch?
Gebt jetzt Acht, meine Lieben! Wir finden in der heiligen Schrift eine Mahnung des Heiligen Geistes, welche lautet: „Bewahre dein Herz mit allem Fleiße; denn daraus kommt alles Leben. (Prov. 4,23) In der heiligen Schrift wird unter Herz oft der Geist und der Wille des Menschen verstanden und besonders seine Liebe, die im Herzen ihren sinnbildlichen Sitz hat, und so gilt das Herz als die Quelle des sittlichen Lebens, nämlich des Lebens der Tugend, der Gnade und der Glorie.
Alles – das Gute wie das Böse – kommt vom Herzen heraus. Wie das Herz, so ist der ganze Mensch. Ist das Herz gut, so ist der ganze Mensch gut; ist das Herz böse, so ist der ganze Mensch böse.
Andererseits hängt auch das ganze Glück des Menschen vom Zustand seines Herzens ab. Ist das Herz zufrieden und glücklich, so ist der ganze Mensch zufrieden und glücklich. Daraus werdet ihr leicht erkennen, warum der liebe Jesus gerade das Herz des Menschen verlangt.
Er tut es, weil er einerseits mit dem Herzen den ganzen Menschen gewinnt, und andererseits weil er allein derjenige ist, der das Herz des Menschen zufrieden und glücklich machen kann.
Obwohl er uns gar nichts schuldig ist, so wollte er doch aus reiner Liebe die größten Opfer bringen, um unsere Herzen für sich zu gewinnen.
Aber welche Erfahrung macht da der liebe Herr? Er steht da, und zeigt uns sein geöffnetes Herz und spricht: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch erquicken.“ (Matth. 11,28)
Man sollte meinen, diese frohe Botschaft, diese so freundliche Einladung werde alle Menschenherzen begeistern, so dass sie wie in Windeseile herbeieilen, um beim göttlichen Herzen Jesu Erquickung und Heil zu finden.
Aber was zeigt die Erfahrung? Diese zeigt, dass es verhältnismäßig nur wenige sind, welche der Einladung Jesu folgen, während die Mehrzahl ihre Herzen in Gütern, Freuden und Lüsten der Welt hingibt. Und das soll ihn nicht veranlassen, zu klagen?


Fortsetzung HIER

aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Sonntag, 4. März 2012

Die Liebe macht sein Herz arm (Schluss)

Fortsetzung von hier:


Was soll denn der liebe Jesus anfangen, um endlich auch die Liebe deines Herzens zu gewinnen? Gegeben hat er dir ja schon alles. Willst denn du ihm nicht geben, was er von dir verlangt? Höre, was er sagt: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz.“ (Prov. 23,26) 
Er verlangt nicht dein Geld, nicht dein Haus, nicht dein Geschäft. Er lässt dich deiner Arbeit nachgehen; er gönnt dir gerne Speisen und Trank, Ruhe und Erholung, und auch geregelte Freude. Eines verlangt er: „Gib mir dein Herz!“ Ich habe dich erkauft mit meinem Blute, du gehörst mir an. Darum sollst du auch immer und überall mir zu gefallen trachten. Ich allein bin nur imstande, dich glücklich zu machen, zufrieden hier auf Erden und glückselig in der Ewigkeit.

Jesus steht vor der Tür und klopft an
geschnitzte Haustür
Merkst du nicht, lieber Christ, wie der gute Jesus, einem Bettler gleich, vor der Türe deines Herzens steht, und um Einlass bittet? Willst du noch zaudern, ihm dein Herz zu übergeben? O gewiss bist du entschlossen, deinem Jesus anzugehören. Darum hänge dein Herz nicht an die Geschöpfe, um ihnen ganz gegen Gottes Willen nachzulaufen. Halte die Gebote, und hüte dich vor der Sünde.
Christen! Wir haben heute betrachtet, wie die Liebe zu uns das göttliche Herz Jesu arm gemacht hat. Aus Liebe zu uns hat er alles getan und gelitten, was er tun und leiden konnte zu unserem Heile. Aus Liebe hat er uns auch alles gegeben, was er geben konnte. Um diese Liebe in uns zu wecken und zu beleben, zeigt er uns sein heiligstes Herz.
O christliche Seele! Ist es möglich, dass du diesen Einladungen deines Herrn noch länger widerstehst? Einen Gott, der dich so geliebt hat, willst du nicht wiederlieben?
O göttliches Herz Jesu! Nimmermehr wollen wir so undankbar sein, wie wir es leider bisher so oft gewesen. Auch wir wollen dich lieben, auch wir wollen gerne alles tun, was du verlangst; auch wir wollen gerne alles opfern, was uns hindern könnte in Deinem Dienste. Vereint mit Dir wollen wir leben; vereint mit Dir auch sterben!
O liebe Mutter Maria, erbitte uns die Gnade, diesen Vorsatz auch getreu auszuführen! Amen.



aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Dienstag, 28. Februar 2012

Die Liebe macht sein Herz arm (III)

Fortsetzung von hier
So wie Jesus in seiner Liebe alles getan hat, was er für dein Heil tun konnte, so hat er auch 
II. 
alles gegeben, was er geben konnte.
Jesus ist auf die Welt gekommen, um das größte aller Werke, um das Erlösungswerk zu vollbringen. Unsägliche Mühen und Opfer hat es ihn gekostet; aber siehe, er hat es vollbracht und nun steht es vollendet da in der heiligen katholischen Kirche.
Du findest in diesem Werke die volle göttliche Wahrheit; du findest die unendlichen Verdienste, die Jesus durch sein Leben, Leiden und Sterben erworben hat. Du findest da das hochheilige Messopfer; du findest die heiligen Sakramente, ja du findest ihn selbst als Gott und Mensch, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, wahrhaft und wesentlich im allerheiligsten Sakramente des Altars.
Aber – fragst du – was will denn Jesus mit all diesem? Er sagt: Dies alles gehört dir, für dich habe ich es erworben; dir übergebe ich es, damit du siehst, wie sehr ich dich liebe, und damit auch du angetrieben wirst, mich zu lieben. Die Liebe zu dir hat mir alles aus meinem Herzen weggenommen, sie hat mich ausgeraubt und arm gemacht, um dich zu bereichern.
In der Tat! Jesus hat uns alles gegeben, so bleibt ihm nichts mehr übrig. Er ist fertig mit dem Geben. Ist da wirklich so? Ja.
Der göttliche Heiland selbst bezeugt es durch die Offenbarung seines heiligsten Herzens.
Christen! Ist es euch noch nie aufgefallen, wie der liebe Jesus, der sonst gewohnt ist, immer nur für uns zu wirken, immer uns zu geben: jetzt auf einmal nur sein Herz uns zeigt, ohne weiteres zu geben?
Ja was will er denn damit?


Der Heiland zeigt sein von Liebe brennendes und verwundetes Herz
der hl. Margareta Maria Alacoque
Quelle

Hört, was er zur hl. Margareta Maria von Alacoque gesagt hat: „Siehe dieses göttliche Herz, welches die Menschen so sehr geliebt, dass es sich in nichts geschont, ja sich selbst erschöpft und verzehrt hat, um seine Liebe ihnen zu bezeigen.
Jetzt haben wir das Geheimnis heraus. Der göttliche Heiland kann nicht mehr geben, weil er uns schon alles gegeben hat. Sein Herz hat sich selbst erschöpft und verzehrt. Er ist um unseretwillen arm geworden. Darum offenbart er uns sein Herz, ruft uns herbei und sagt: Kommet und schauet hinein in dieses göttliche Herz, ob es euch denn nicht schon alles gegeben hat, was es geben konnte – und dennoch wollt ihr mich nicht lieben von ganzem Herzen? Christliche Seele! Kannst du diese Rede hören, ohne im Innersten deines Herzens erschüttert und zerknirscht zu werden?



Fortsetzung HIER
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Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Freitag, 24. Februar 2012

Die Liebe macht sein Herz arm (II)

Fortsetzung von hier


O göttliches Herz Jesu, habe Erbarmen! Siehe an die Menschen, die sich Deine Jünger, Deine Schüler, die sich Christen nennen! Was tun sie für Dich?

Ein Philosoph des Altertums, Diogenes mit Namen, ging einst bei helllichtem Tage mit einer Laterne herum in den Gassen und Straßen der Stadt, als wolle er etwas suchen. Alles staunte darüber, und man  fragte ihn, was er denn suche?
Er antwortete: Ich suche einen Menschen. Alles lacht über diese Antwort; denn es wimmelte ja von Menschen auf dem Marktplatze. Er aber bleibt dabei und sagt: Ich suche einen Menschen, der noch vernünftig denkt und handelt.

Christen! Könnte man  nicht auch heutzutage bei helllichtem Tage mit einer Laterne durch die Gassen gehen und sagen: „Ich suche einen Christen?“ Einen, der noch als Christ denkt und handelt? Der noch als Christ die Gebote Gottes und der Kirche beobachtet? Es mögen zehn, zwanzig, dreißig an dir vorübergehen – und du wirst kaum einen herausfinden, der noch als katholischer Christ denkt und handelt. 

Ja wohl! Christen mit einem verschwommenen, verwässerten Christentum findest du viele. Aber siehe nur, wie sie es mit ihrem Christentum machen. Was ihnen taugt, beobachten sie, was ihnen aber nicht taugt, übertreten sie.

Lieber Christ! Gehörst du auch zu solchen? O ich bitte dich, schaue hin auf´s göttliche Herz Jesu! Dieses Herz hat alles unternommen und getan, was es tun konnte für dein Heil. Es bleibt ihm nichts mehr zu tun übrig; es hat sich ganz erschöpft, es ist arm geworden.
Willst denn du so schnell nachlassen in deinem Tun und Bemühen für Jesus?


Fortsetzung HIER
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Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900

Donnerstag, 23. Februar 2012

Herz-Jesu-Predigt: Die Liebe macht sein Herz arm (I)

A.
Das göttliche Herz Jesu als Feuerofen der heiligen Liebe
_______________________
Erste Predigt.

Die Liebe macht sein Herz arm.

Ihr kennet die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, 
dass er um euretwillen arm geworden ist. 
II. Cor. 8,9.


Herz Jesu

Eingang

Wir beginnen heute eine neuntätige Andacht zu Ehren des hl. Herzens Jesu.
Wenn wir vom Herzen Jesu reden, so meinen wir das wahre und wirkliche Herz des Gottmenschen Jesus Christus. Es ist ein wahrhaft menschliches Herz, bestehend aus Fleisch und Blut; aber auch ein wahrhaft göttliches Herz, weil die menschliche Natur in Jesus vereinigt ist mit der göttlichen Natur in Einer göttlichen Person.
Wir wollen in dieser Novene das göttliche Herz Jesu betrachten in dreifacher Hinsicht, nämlich als Feuerofen der heiligen Liebe, als Schatzkasten aller Gnaden und als Lehrkanzel aller Vollkommenheit.
Zunächst wollen wir es betrachten als Feuerofen der heiligen Liebe. Wunderbar sind die Wirkungen der Liebe im göttlichen Herzen Jesu.
Wir wollen heute eine dieser Wirkungen hervorheben, und ich sage: Die Liebe macht sein Herz arm, denn
  1. in seiner Liebe hat Jesus alles für uns getan, was er tun konnte, 
  2. in seiner Liebe hat er uns alles gegeben, was er geben konnte.

Die Liebe zu uns hat ihn in die äußerste Armut versetzt. O göttliches Herz Jesu, lass uns erkennen, wie weit Deine Liebe zu uns Dich gebracht, damit wir uns beeifern, durch dankbare Gegenliebe Dir einigermaßen Deine Liebe zu vergelten. O Maria, du Mutter unseres Jesu, bitte für uns!

I.
In seiner Liebe hat Jesus alles für uns getan, was er tun konnte.

Ihr werdet euch wundern, wenn ich sage: Die Liebe hat das göttliche Herz Jesu in die äußerste Armut versetzt. Kann denn das göttliche Herz Jesu auch arm werden? Dass es wirklich arm geworden, sagt uns ausdrücklich der Apostel Paulus, indem er schreibt: „Er ist um euretwillen arm geworden, da er reich war." (II. Cor. 8,9)
Von der gewöhnlichen leiblichen Armut lässt sich das ganz leicht beweisen. Ihr wisst es ja, wie der heilige Glaube lehrt, dass der Sohn Gottes, der unendlich Reiche, auf die Welt gekommen, ein Menschenkind geworden und wirklich in äußerster Armut seine Geburt im Stalle zu Bethlehem feierte und durchs ganze Leben arm war. Doch von dieser Gattung Armut will ich heute nicht reden. Eine andere Armut will ich euch heute vor Augen stellen, in welche die Liebe zu uns das göttliche Herz Jesus versetzt hat.
Der Sohn Gottes kommt auf die Welt, um alles zu tun und zu leiden, was zu unsrer Rettung und Heiligung erforderlich ist.
Er entfaltet da seinen Reichtum an Liebesdiensten nach allen Seiten. Dreiunddreißig Jahre stehen ihm zur Verfügung; und in diesem Zeitraume gibt es keinen Augenblick, den er nicht für uns verwendete. Der Psalmist sagt von ihm: „Er frohlockt, wie ein Riese, um zu laufen seinen Weg.“ (Ps. 18,6)
Für uns macht er jeden Atemzug, für uns jeden Schritt; für uns redet er jedes Wort, für uns verrichtet er jedes Gebet. Überall predigt er die göttliche Wahrheit, überall zeigt er durch sein Beispiel, wie wir Gott gefallen können. Weder Müdigkeit, noch Hunger und Durst halten ihn ab. Siegreich geht er über alle Anfeindungen und Verfolgungen, die man ihm bereitet.
Die Liebe lässt ihn nicht rasten noch ruhen; sie treibt ihn fort in das bittere Leiden, ja in den schmerzlichsten und schmählichsten Tod am Kreuze.
Drei Stunden lang hängt er am Kreuze, bis er endlich das Schlusswort sagen kann: „Es ist vollbracht.“ (Joh. 19,30)

Er sagt: Menschenkind! „Was hätte ich in meinem Weinberge noch tun sollen, was ich nicht getan habe?“ (Isai 5,4)
Hörst du diese Worte und verstehst du sie?

Jesus, der unendlich Weise, kann nichts mehr finden, das er noch zu unserem Heile tun könnte, was er nicht schon getan hat. Jesus, die unendliche Liebe, weiß kein Opfer, keinen Liebesdienst mehr zu entdecken, den er nicht schon für uns vollbracht hätte.
Merkst du nicht, wie sein heiligstes Herz arm geworden ist? Seine Liebe wäre bereit, noch mehr für uns zu tun; aber sie hat schon alles getan. Christliche Seele! Hast du auch für deinen Jesus alles getan, was du konntest?
Er verlangt von dir nur wenig, sehr wenig. Er verlangt von dir die Beobachtung der Gebote. Nur zehn Gebote hat er dir gegeben, und die fünf Gebote der Kirche als nähere Erklärung in einigen Punkten.
Er hätte dir hundert und noch mehr Gebote geben können; aber nur zehn gab er dir, und diese kannst du leicht mit Hilfe seiner Gnade beobachten; ja leicht beobachten. Hast du es bisher getan?

Fortsetzung HIER

aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900