Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Sonntag, 10. Juni 2012

„Und zum Lohn emp­fange ich Undank.“

von Prälat Prof. Georg May

Der hat die größte Liebe, der ohne Grund liebt, der zuerst liebt, der mit Feuer liebt und der bis zum Tode liebt. So ist die Liebe unse­res Got­tes. 
Er wollte seine Liebe nicht nur mit Wor­ten und Taten bezeu­gen, er wollte sie mit der ergrei­fends­ten Spra­che bezeu­gen, die es über­haupt gibt, näm­lich mit der Spra­che sei­nes Blu­tes. Die­ses Herz sollte sich ver­zeh­ren auf dem Opfe­r­al­tar des Kreu­zes. Es sollte ver­glü­hen in einem Opfer ohne­glei­chen. Was hat die­ses Herz in den letz­ten 24 Stun­den sei­nes irdi­schen Lebens nicht durch­ge­macht! 
Ein Apos­tel ver­rät ihn; die Jün­ger flie­hen; Petrus ver­leug­net ihn; seine Pei­ni­ger über­häu­fen ihn mit Spott und Hohn, Ernied­ri­gung und Läs­te­rung. Mit Gei­ßel­hie­ben und einer Dor­nen­krone und einem Spott­kleid ver­höh­nen sie das auf Erden erschie­nene Leben Got­tes. Alle drei Syn­op­ti­ker, also Matt­häus, Lukas und Mar­kus, alle drei Syn­op­ti­ker berich­ten, dass Jesus von sei­nen Hen­kern ange­spuckt wurde. 
Mit­glie­der oder Die­ner des Hohen Rates, Sol­da­ten der Besat­zungs­macht, sie haben ihn ange­spuckt. Anspu­cken ist das Zei­chen des Abscheus und der Ver­ach­tung. Abscheu und Ver­ach­tung woll­ten sie dem Herrn bezei­gen. 
Und das muss uns zu Her­zen gehen, wie es ja in dem ergrei­fen­den Liede heißt: „Du edles Ange­sichte, davor sonst schrickt und scheut das große Welt­ge­richte, wie bist du so bespeit! Wie bist du so erblei­chet! Wer hat dein Augen­licht, dem sonst kein Licht mehr glei­chet, so schänd­lich zuge­richt’?“ 
Wahr­haf­tig, das Hei­lands­herz ist die auf den Tod und bis zum Tode ver­wun­dete Liebe. 
Vier Anru­fun­gen der Lita­nei vom hei­ligs­ten Her­zen Jesu stel­len uns die ver­wun­dete Liebe vor: „Herz Jesu, mit Schmach gesät­tigt; Herz Jesu, voll Qual ob unse­rer Miss­eta­ten; Herz Jesu, gehor­sam gewor­den bis zum Tode; Herz Jesu, von der Lanze durch­bohrt.“ 
Wahr­haf­tig, das ist die bis zum Tode ver­wun­dete Liebe unse­res Hei­lan­des.

Und doch, das alles hat ihm noch nicht genügt. Das Hei­lands­herz ist auch die ver­kannte Liebe Got­tes. Und so fährt der Herr in sei­ner Klage bei Maria Mar­gareta Ala­co­que fort: „Und zum Lohn emp­fange ich Undank.“ 
Ist es wahr oder nicht? Wo ist die Glut der Gegen­liebe, die allein der Lie­bes­glut die­ses Her­zens ent­sprä­che? Wo ist auch nur die Treue zum hei­li­gen Opfer? 
Ach, meine Freunde, es ist für mich jeden Sonn­tag schmerz­lich, wenn ich sehe, wie meine Nach­bar­schaft den Tag des Herrn ver­bringt: mit Essen, Schla­fen, Aus­ru­hen, Ver­gnü­gen. Statt Dank Undank, statt Ehr­er­bie­tung Unehr­er­bie­tig­keit, statt Liebe Kälte und Ver­ach­tung. Ja, auch Unehr­er­bie­tig­keit. Wo ist denn die Ehr­furcht vor die­sem Her­zen, vor dem Sakra­ment die­ses Her­zens? 

Ich habe vor mir, meine lie­ben Freunde, einen Aus­druck aus dem Inter­net vom 27. Mai 2008. Da ist berich­tet von einem Vor­trag, den der Erz­bi­schof Ran­jit, der Sekre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­tion in Rom, in Wien gehal­ten hat. In die­sem Vor­trag hat die­ser Fach­mann, die­ser gläu­bige Fach­mann ein­mal die Ärger­nisse und Unehr­er­bie­tig­kei­ten auf­ge­lis­tet, die heute im Got­tes­dienst unse­rer Kir­che gesche­hen. Er hat zum Bei­spiel hin­ge­wie­sen auf die Ände­rung der Zele­bra­ti­ons­rich­tung. Der Pries­ter ist doch abge­lenkt, wenn er ins Volk schaut. Warum schaut er nicht zum Kreuz? 
Die Hand­kom­mu­nion: Warum haben wir nicht die Ehr­er­bie­tung, das Aller­hei­ligste nicht in die Hand zu neh­men, um dem Herrn zu zei­gen, wir sind es nicht wert, wir sind es nicht wür­dig. Gewiß, der Mund ist nicht weni­ger schul­dig oder unschul­dig als die Hand, aber es ist ein Zei­chen der Ehr­furcht, dass man etwas nicht in die Hand nimmt. 
Er weist dann auf die Preis­gabe der Stille und Anbe­tung hin. Er erin­nert daran, dass die Ges­ten des Kni­ens und des Ver­beu­gens immer weni­ger gewor­den sind und kaum noch geübt wer­den. Das alles ist Aus­druck der ver­kann­ten Liebe Got­tes.

Und da ruft uns der Hei­land, da ruft uns Maria Mar­gareta Ala­co­que, da ruft uns die Herz-Jesu-Ver­eh­rung auf, zu süh­nen – zu süh­nen. Was heißt süh­nen? Süh­nen heißt, das Böse nicht bloß bereuen, son­dern gut­ma­chen, gleich­sam aus der Welt schaf­fen. Sühne will wie­der­ge­win­nen, was durch die Sünde ver­lo­ren­ging. Sühne muss sein. Wir müs­sen wie­der­gut­ma­chen, was wir in unse­rem Leben durch Schuld und Sünde ver­fehlt haben. Sühne also für eigene Sün­den. 


„Ach Herr, was du erdul­det, ist alles meine Last. Denn ich hab das ver­schul­det, was du getra­gen hast. Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn ver­die­net hat! Gib mir, o mein Erbar­mer, den Anblick dei­ner Gnad!“ Sühne für eigene Sün­den, Sühne aber auch für die Sün­den ande­rer. 
Wir kön­nen auch für andere süh­nen kraft der Gemein­schaft der Hei­li­gen. Gott nimmt die Sühne, die wir für andere leis­ten, an.

alles aus der Herz-Jesu-Predigt: Die Liebe des hei­ligs­ten Her­zens Jesu