Die Zahl der wahren Nachfolger Christi ist nicht hoch. Wir erleben das Phänomen der Halb- oder Viertelgläubigkeit. Menschen, die sich als Christen, die sich als Katholiken bezeichnen, bekennen sich nicht zum vollen und ganzen Glauben, sondern lediglich zu einer Auswahl, zu einem verkürzten, verdünnten, ausgehöhlten Glauben. Wir erleben das Phänomen, dass Menschen ein Auswahlchristentum leben.
Sie suchen sich aus den Lehren und Einrichtungen des Christentums aus, was ihnen passt. Wir erleben das Phänomen einer Teilidentifikation mit der Kirche, das heißt, viele stehen nicht lückenlos und restlos hinter der Kirche, sondern distanzieren sich von ihr, wenn sie angefochten wird.
Meine lieben Freunde: Man kann nicht – etwa wie Carl Zuckmayer – einzelne Dogmen der Kirche fallen lassen. „An die Hölle glaube ich nicht“, sagte Carl Zuckmayer, „höchstens für den Hitler“. Nein, so geht es ja wohl nicht.
Man kann sich nicht aussuchen aus den Glaubenssätzen, was einem gefällt und was einem nicht gefällt. Die Glaubenssätze der Kirche sind alle auf dem Amboss gelegen, sie sind alle unter den Hammerschlägen der Verfolgung geschmiedet worden. Unser Glaube ist gesalbt mit dem Blut der Märtyrer, geweiht mit dem Zeugnis der Jahrhunderte.
Der katholische Glaube ist von solcher Art, dass man nichts hinzufügen, aber auch nichts von ihm wegnehmen kann, ohne das Ganze zu zerstören. Wer auch nur ein Dogma leugnet, wendet sich gegen die Autorität, welche die Dogmen geschaffen hat: also Gott und die Kirche.
Wenn man dieser Autorität auch nur an einer Stelle widerspricht, widersetzt man sich ihrem Ganzen. Nein, der katholische Glaube ist und muss bleiben: Dogmenglaube. Dass wir ihn bekennen dürfen, macht uns demütig und dankbar.