Seit der Einfluss der Protestanten auf die katholische Kirche, der einzig wahren Kirche Christi, gewachsen ist, ist auch mancher Katholik verwirrt, ob Jesus wohl Geschwister hatte. Um es gleich vorweg zu nehmen, Jesus Christus hatte keine leiblichen Geschwister, das war immer das Lehramt, d.h. die Überlieferung der katholischen Kirche. Und es wird so bis zum Ende der Zeiten bleiben.
Was aber für viele Katholiken mittlerweile unbekannt ist: man kann auch Brüder im Geiste haben oder Schwestern im Geiste. So hat jeder Ordensgründer oder jede Ordensgründerin auch Kinder, allerdings handelt es sich hier um rein geistliche Kinder.
Laut Bischof Fulton Sheen wird beim persönlichen Gericht jeder von Christus gefragt werden: „Wo sind deine Kinder?“ Wer keine Kinder, seien es leibliche, die auf dem schmalen Weg zum Himmel sind, oder aber geistliche Kinder hat, wird es seiner Erklärung nach schwer haben, in den Himmel zu kommen. Das war auch immer katholische Meinung, dass man schwerlich alleine in den Himmel kommt, man muss jemanden mitgenommen haben und zwar letztlich immer durch geistlichen Einfluss, denn auch auf leibliche Kinder hat man in Glaubenssachen nur geistlichen Einfluss, da der Glaube nicht durch die Geburt vererbt wird.
Insofern hatte Maria als unsere geistliche Mutter doch noch unzählige Kinder und Jesus damit unzählige Geschwister. Besonders schön wird dieser Sachverhalt vom hl. Alphons Maria von Liguori (in: Die Herrlichkeiten Mariens) erklärt:
Zu zwei verschiedenen Zeiten also, lehren uns die heiligen Väter, ward Maria unsere geistliche Mutter; zum ersten Mal, da sie es verdiente in ihrem jungfräulichen Schoss den Sohn Gottes zu empfangen, wie der selige Albert der Große behauptet. Und noch klarer lehrt es der heilige Bernhardin von Siena, dass, als die seligste Jungfrau zu der Verkündigung des Engels ihre Einwilligung gab, welche das ewige Wort von ihr erwartete, um ihr Sohn zu werden, sie in dieser Zustimmung und von diesem Augenblick an mit unermesslicher Liebe unser Heil von Gott erflehte und so sehr für unsere Erlösung sich verwandte, dass sie uns von da an wie die liebevollste Mutter in ihrem Schosse trug.
Der heilige Lukas sagt im zweiten Kapitel seines Evangeliums, wo er die Geburt unseres Heilandes erzählt: „Sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.“
Wenn also, bemerkt ein Schriftsteller, der Evangelist versichert, dass Maria damals ihren Erstgeborenen zur Welt gebracht habe, muss man daraus nicht schließen, dass sie nachher noch andere Kinder bekommen hatte? Der gleiche Autor gibt darauf die Antwort:
„ Es ist ein Glaubenssatz, dass Maria keine anderen leiblichen Kinder hatte, außer Jesus; sie muss also noch andere geistliche Kinder haben, und diese sind wir". 1)
1) Mit "wir" sind übrigens alle Glieder des mystischen Leibes Christi gemeint.