Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Dienstag, 10. Januar 2012

Was heißt beten?

St. Franziskus im Gebet
Ludoico Cigoli 


Man könnte kurz sagen: „Beten heißt mit dem lieben Gott sprechen“, aber nicht trocken und kühl, wie man etwa mit einem Fremden spricht, der nach dem Wege fragt, sondern sprechen mit Herz und Gemüt, wie ein Kind mit seinem Vater spricht: „Du bist mein lieber guter Vater, ich danke Dir für alle Deine Wohltaten, ich bitte Dich um Verzeihung, gib mir doch bitte dieses oder jenes.“ 
Da ist immer das Herz dabei. So oft wir im Gebet mit Gott sprechen, sind wir nicht nur mit dem Verstande bei Gott, indem wir nur an ihn denken – das kann auch der Ungläubige, der nicht zu Gott betet, sondern ihn leugnen möchte – wir sind vielmehr mit ganzer Seele, mit unserem Willen und Gedächtnis, mit dem Herzen und Gemüte bei ihm. Ein Vierfaches haben wir im Gebete, wie ein Kind dem Vater, dem lieben Gott im Himmel zu sagen:
  1. Wir wollen ihn loben und preisen, als den höchsten Herrn, gütigsten Vater und größten Wohltäter anerkennen. Das ist das Lobgebet
  2. Wir danken ihm für alles Gute, das er uns tut. Dankgebet
  3. Wir leisten ihm Abbitte wegen unserer Sünden. Sühnegebet
  4. Wir bitten ihn um neue Gnade und Wohltaten. Bittgebet.
Das Bittgebet ist wohl am häufigsten, die Menschen kommen meist als Bettler zu Gott, um irgendetwas von ihm zu erlangen. Aber gewiss wäre es nicht recht, wollten wir fast immer nur bitten und darüber die drei anderen ebenso wichtigen Gebetsarten vergessen. 

alles aus: Konvertitenunterricht, von F. Bitter, Pfarrer in Gelsenkirchen-Hüllen, Laumann´sche Verlagsbuchhandlung, 1929, mit Imprimatur


Anmerkungen zum Dankgebet für Fortgeschrittene: 

Alle Heiligen haben Gott auch besonders für Leiden und Schmerzen gedankt, hatten sie doch diese mit ihrem durch den heiligen Geist erleuchteten Verstand als Gaben erkannt, mit denen sie entweder ihre Sünden (von denen jeder Heilige meinte überreichlich zu haben) abbüßen konnten oder aber sie sahen Leiden und Schmerzen als hervorragende Möglichkeit, durch geduldiges Ertragen Tugenden üben zu können und um so dem Schmerzensmanne Christus ähnlich werden zu können.



Beides ist heutzutage leider völlig abhanden gekommen, das Murren gegen Gott ist dafür in Mode gekommen. Fast jeder will nur gesund und wohlhabend sein, ist er es nicht, so ist er unzufrieden. Das ist keine christliche Einstellung.

Zum Bittgebet: 

Wenn man die zeitgenössischen öffentlichen Fürbittgebete betrachtet, so werden fast immer nur irdische Güter verlangt, meist Gesundheit. 
So haben die Heiligen es nicht gemacht. Diese haben fast nur um neue Gnaden für sich und für andere gebetet, sprich um die Rettung von möglichst vielen Seelen.