1. Die Heiligen sind uns in ihrem gottgefälligen Wirken Vorbilder eines echt christlichen Lebens: Andacht und Frömmigkeit und innige Liebe zu Gott und dem Nächsten waren die Seele ihres Lebens.
Damit auch deine Tage wahrhaft christliche und gottgefällige Tage seien, so beginne sie mit dem Gebete und beschließe sie mit der Gewissenserforschung.
Wohne, wenn du kannst, täglich dem hl. Messopfer bei, lies täglich etwas in einem Erbauungsbuche und weihe dein ganzes Tagewerk dem Herrn. Wie bringst du nun die Tage deines Lebens zu ?
Wenn du des Abends wahrnimmst, dass du nichts für Gott getan hast, so seufze und klage: "Ach, ich habe einen Tag verloren, an dem ich heilig werden und mir die ewige Seligkeit verdienen konnte."
2. Wenn du des Morgens aufstehst, so erwäge bei dir mit allem Ernste den Gedanken: Vielleicht wird der heutige Tag der letzte meines Lebens sein! Wenn ich gewiss wüsste, dass ich heute noch sterben müsste, wie würde ich dann diesen Tag zu bringen? Untertags, wenn du ein neues Werk beginnst, erhebe Herz und Augen zu Gott und sprich:
"Für dich o Herr, und aus Liebe zu Dir will ich arbeiten und leiden; gib mir die Gnade, dass ich meine Arbeiten glücklich vollbringe, ohne dich zu beleidigen. Dir soll mein ganzes Leben geweiht sein. Dir opfere ich mich ganz mit Leib und Seele."
3. Am Abend jeden Tages sollen wir Gott für die empfangenen Wohltaten herzlich danken und unser Gewissen sorgfältig erforschen.
Wir sollen uns da fragen: "Habe ich heute gegen meine bösen Neigungen gekämpft? Welchen Fehler, welche böse Gewohnheit habe ich abgelegt? Welches gute Werk habe ich ausgeübt, welche Tugend mir angeeignet?"
Auch sollen wir uns fragen: "Wo sind die weltlichen Freuden und Ehren des heutigen Tages? Was ist von ihnen übrig?" Und welchen Trost und welche Freude bereitetet es uns, wenn wir für Gott etwas getan und gelitten haben!
Finden wir dann, dass wir in manchen Punkten gegen Gottes heiligen Willen gehandelt haben, so sollen wir es demütig bereuen* und fromme Vorsätze für den kommenden Tag fassen.
Nur dieser Weg führt zur Tugend und zum ewigen Leben.
nach: Tagebuch der Heiligen und der Kirchenfeste, von Dr. Friedrich Hense, mit Imprimatur, Herder, 1875
*Hat man eine Todsünde begangen, muss man diese natürlich schnellstmöglich beichten.
Siehe auch: Geheiligtes Heim - die Grundausstattung eines Katholiken