Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Freitag, 19. Oktober 2012

Das selige Ende des hl. Petrus von Alcantara

Der hl. Petrus von Alcantara war einer der bußstrengsten Heiligen:
(...) Bereits war er 60 Jahre alt geworden und sein Leben, das er nur dem Dienste Gottes und dem Heile der Seelen geweiht hatte, neigte sich dem Ende zu. „Sein Leib war so schwach," schreibt die heilige Theresia von Avila, "und abgezehrt, dass er einem Baumstamme gleich sah, der seine abgestandenen Äste ausstreckt." Vierzig Jahre hat er jeden Tag nur anderthalb Stunden geschlafen, und dabei so wenig Speise genossen, dass man sich wunderte, wie er nur leben konnte. Dennoch trieb ihn die Liebe fort und fort zu arbeiten und zu leiden für das Wohl seiner Mitmenschen. 
Die heilige Theresia, die an ihm den besten Freund, den weisesten Führer und den treuesten Beschützer gefunden hatte, empfing von Gott die Offenbarung, dass er bald sterben werde.
Sogleich gab sie ihm Nachricht hiervon, worüber er sich ungemein freute. Obwohl bereit, jeden Augenblick vor Gottes Angesicht zu erscheinen, suchte er sich doch auf diesen Zeitpunkt mit aller Sorgfalt vorzubereiten. Je näher derselbe kam, desto mehr verdemütigte er sich. „Wehe mir unnützem Knechte," rief er oft aus, "der ich keinen Augenblick ein Mensch gewesen!"  
Schmerzliche Krankheiten waren die Vorboten seines Todes, dessen ungeachtet besuchte er noch die Klöster seines Ordens, um die Brüder zu höherem Eifer zu entflammen. Im Kloster Viciosa befiel ihn ein Fieber. Sobald der Graf von Oropeza, der ihn überaus achtete, dies erfuhr, nötigte er ihn, in sein Haus zu kommen, damit ihm da alle Hilfe geleistet werde. Man wollte ihn in ein weiches Bett legen, er aber weigerte sich dessen und verlangte nur zwei Bretter und den bloßen Boden, um darauf zu ruhen.  
Da er aber die Ehren- und Gunsterweisungen des Grafen nicht verhindern konnte und auch seinen baldigen Tod nahen sah, ließ er sich in das Kloster Arenas bringen, um bort in den Armen der Brüder zu sterben. Einige Tage danach besuchte ihn der Arzt, um zu sehen, ob er ihn nicht wieder herstellen könnte. Diesen fragte der Heilige: „Mein lieber Doktor! sagen Sie mir, werde ich nicht bald abreisen?" Der Arzt gab zur Antwort: „Bald wird es geschehen, denn die Krankheit spottet jedem Mittel." Da brach der Diener Gottes in den größten Jubel aus und rief mit den Worten des Psalmisten: „Ich habe mich erfreut in dem, was mir gesagt ist worden, wir werden gehen in das Haus des Herrn." Ps. 31.  
Hierauf ließ er sich die heiligen Sterbsakramente reichen und bereitete sich vollkommen zur Reise in die andere Welt. Bevor aber der letzte Augenblick kam, hatte er noch einen harten Kampf zu bestehen. Die Schmerzen der Krankheiten erreichten den höchsten Grad und dabei wurde er vom Satan mit den heftigsten Anfechtungen zur Ungeduld versucht. Doch wollte er von Niemand Trost oder Linderung annehmen, vielmehr sprach er: „Dauert die Gefahr bis zum Tod, soll auch dauern die Abtötung bis zum Tode; und mutig kämpfte er fort, vertrauend auf die Hilfe des Herrn. 
Die Brüder betrauerten und beweinten mit dem größten Schmerz das Scheiden ihres geliebten Vaters; er aber tröstete sie mit herzlichen Worten und übergab ihnen als teuere Erbschaft die heilige Armut.„Dies," sprach er, "ist die einzige Erbschaft, welche mir Christus hinterließ; arm wurde er geboren in der Krippe, arm starb er am Kreuze, so folget auch ihr als arme Wanderer ihm euer ganzes Leben lang nach."  
In der Todesstunde, welche er voraussagte, zeigte er noch seine Liebe zur Armut. Er trug sein Leben lang einen engen Rock von grobem Stoffe am Leibe. Diesen ließ er sich ausziehen und dem Quardian übergeben. Wie erstaunten die Brüder, als sie nun den Heiligen entblößt daliegen sahen, mehr einem entfleischten Leichnam ähnlich, voll Striemen und Wunden, lauter Spuren der Geißeln und des eisernen Ciliziums.  
Hierauf bat er alle Brüder um Vergebung und flehte, man möge ihm ein schlechtes Kleid, in welchem man seinen Leib begraben könnte, als Almosen schenken. Hierauf ließ der Quardian im ganzen Kloster nach einem solchen Kleide suchen, um dem Willen des Sterbenden zu genügen; man fand aber nirgends ein so schlechtes, als der Rock war, der dem Heiligen gehörte. Deshalb gab ihm der Quardian diesen armseligen Rock als Almosen zurück, wofür er freudig dankte. Den Heiligen fror sehr, weil er eine schlechte Decke hatte. Ein Bruder wollte nun seine Füße bedecken, sogleich aber sprach der Heilige: „Lass es gut sein, mein Sohn, denn mein Leib ist noch nicht außer Gefahr." 
Endlich nahte der Augenblick des Hinscheidens. Die Gebete der Kirche betend und Psalmen singend, erwartete er denselben. Ehe sein Herz brach, erschien ihm die seligste Jungfrau mit dem heiligen Johannes und einer großen Schaar von Engeln. In hoher Seligkeit ob dieses Anblickes aufjubelnd, gab er seinen Geist auf um 6 Uhr früh am 19. Oktober 1563.

Im selben Augenblicke, als er verschied, erschien er, vom himmlischen Strahlenkranze umgeben, der heiligen Theresia, die weit von dem Kloster Arenas entfernt sich eben aufhielt, und nichts von seinem Tode wissen konnte. Staunend fragte sie ihn: „Was ist dies, Vater?" „Ich eile zur Ruhe," gab er ihr zur Antwort. Dann erzählte er ihr von der Glorie und Seligkeit, die er bereits genieße und zuletzt rief er entzückt aus: „O glückselige Buße, welche mir eine solche Seligkeit erworben hat!"  
Nach seinem Tode änderte sich plötzlich seines Leibes Gestalt. Die Augen, die er sonst beständig niederschlug und fast verschloss, öffneten sich und leuchteten wie zwei Sterne, sein Antlitz, so hager und blass, ward lieblich, wie das eines Engels. Bei seinem Begräbnis geschahen große Wunder. Kranke erhoben sich vom Bette und waren gesund, als sie des Heiligen Fürbitte anriefen, ein langandauernder Regen hörte auf, bis der Leichnam seine Ruhestätte gefunden. Die Lichter, womit man den Leichnam begleitete, löschten bei dem heftigsten Sturme, der die Bäume bog, nicht aus, und nahmen nicht ab, obgleich sie lange Zeit brannten. 
So verherrlichte Gott seinen Diener, der, so lange er lebte, nichts gesucht, als Gott immer überall und in allen Dingen zu lieben und zu verherrlichen. „Nun ist," schreibt die heilige Theresia, "seine Buße in eine unaussprechliche Glorie übergegangen und mir kommt vor, er tröste mich jetzt inniger, als er es auf Erden getan. Eines Tages sagte mir der Herr, durch die Fürbitte seines Dieners würde man Alles erhalten. Oft habe ich mich an ihn gewandt und jedesmal bin ich auch erhört worden."

Den heiligen Diener Gottes schrieb Papst Gregor XV. im Jahre 1623 in das Verzeichnis der Seligen und Papst Klemens IX. im Jahre 1669 setzte ihn unter die Zahl der Heiligen.
aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Stadtpfr. Georg Ott. 3. Auflage, Regensburg, Verlag von Friedrich Pustet, 1857.