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Mittwoch, 10. Oktober 2012

Die Wichtigkeit der Abtötung - Predigtreihe

In der jüngsten Zeit konnte man von einigen Kardinälen lesen, die versucht hatten zu analysieren, was seit dem letzten Konzil falsch gelaufen ist: keine vernünftige Katechese, keine Grundgebete, keine Beichte, keine Volksandachten mehr. Gott sei Dank wird endlich  zugegeben, dass etwas falsch gelaufen sein könnte. 
Prälat Georg May weist auf all das schon seit über 40 Jahren hin. 1995 hat er an 15 Sonntagen nacheinander über die Notwendigkeit der Abtötung gepredigt (Links siehe unten), über die seit dem letzten Konzil niemand mehr redet, die aber früher sozusagen zur katholischen Grundausbildung gehört hat. 
Allerdings gab es schon weit vor dem Konzil innerhalb des Klerus die verhängnisvolle Tendenz, zu meinen, man könne die wahre Gottesliebe auch ohne Abtötung erlangen. Schon 1940 hatten weitsichtige Priester ihre progressiven Mitbrüder vor den Folgen dieser falschen Aszese gewarnt, ohne nennenswerten Erfolg, wie man spätestens seit dem Konzil allzu deutlich sehen kann.

Warum ist die Abtötung notwendig?
von Prälat Georg May
"Eine Erb­schaft der Ursünde ist das sinn­li­che Begeh­ren in unse­ren Glie­dern. Wir alle spü­ren, daß in uns eine Macht am Werke ist, die uns zum Bösen ver­füh­ren will. Die Wider­stände gegen das Gute, die wir spü­ren, müs­sen über­wun­den wer­den durch Selbst­über­win­dung, durch Selbst­ver­leug­nung, durch Abtö­tung. 
Abtö­tung ist ein Wort, das man nicht gern hört. Aber wir wer­den gleich sehen, daß die Abtö­tung, die hier gemeint ist, nicht das volle, starke, gesunde Leben ertö­ten will, son­dern das kranke, das brest­hafte, das dahin­sie­chende Leben. Abtö­tung besagt nicht, daß die Natur­kräfte und die Natur­triebe unter­drückt wer­den sol­len, es soll viel­mehr nur ihre Unord­nung bekämpft wer­den. Der Tod, der leib­li­che Tod, zer­stört den Leib, das Prin­zip unse­res Han­delns. 
Die Abtö­tung zer­stört nicht die mensch­li­chen Triebe, auch nicht das sinn­li­che Begeh­ren zur Gänze, son­dern nur des­sen Unord­nung. Abtö­tung ist also nicht eine Todes­kraft, son­dern eine Lebens­kraft. Sie will das Ver­der­ben besei­ti­gen, das dem segens­rei­chen Wir­ken unse­rer Triebe und Antriebs­kräfte ent­ge­gen­steht.
Die Abtö­tung wird uns in der Hei­li­gen Schrift von allen Auto­ren nahe­ge­legt. Beson­ders deut­lich spricht dar­über der Apos­tel Pau­lus. Im Gala­ter­brief schreibt er ein­mal: „Das Fleisch gelüs­tet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch. Beide wider­stre­ben ein­an­der, so daß ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ 
Hier hat der Apos­tel Pau­lus die bei­den ent­ge­gen­ste­hen­den Kräfte im Men­schen benannt. Er nennt sie „Fleisch“ und „Geist“. Mit Fleisch ist nicht das mate­ri­elle Sub­strat unse­res Kör­pers gemeint, son­dern die Hin­fäl­lig­keit des Men­schen. Fleisch ist der irdi­sche Sinn, das Haf­ten am Ver­gäng­li­chen, die Unter­wer­fung unter die Triebe. Und von ihnen sagt er: „Das Fleisch gelüs­tet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch. Beide wider­stre­ben ein­an­der.“ Es ist also ein Kampf im Men­schen, „auf daß ihr nicht das tut, was ihr etwa wollt“. Und an einer ande­ren Stelle, im Römer­brief, heißt es: „Ich sehe ein ande­res Gesetz in mei­nen Glie­dern, das dem Gesetze mei­nes Geis­tes wider­strei­tet und mich gefan­gen­hält unter dem Gesetze der Sünde, das in mei­nen Glie­dern ist.“ 
Hier sieht er zwei Gesetze am Werk, das Gesetz in den Glie­dern, damit sind natür­lich auch die (unge­ord­ne­ten) Stre­bun­gen des Men­schen gemeint, und das Gesetz des Geis­tes. Und die bei­den Gesetze wider­stre­ben ein­an­der. Das eine zieht nach unten, das andere drängt nach oben. Von die­sem dop­pel­ten Gesetz bemerkt der Apos­tel ein wenig wei­ter unten: „Wir sind Schuld­ner, nicht dem Flei­sche nach, um nach dem Flei­sche zu leben. Wenn ihr nach dem Flei­sche lebet, wer­det ihr ster­ben. Wenn ihr aber durch den Geist die Regun­gen des Flei­sches tötet, wer­det ihr leben.“ 
An die­ser Stelle haben wir sogar das Wort Abtö­tung. „Wenn ihr durch den Geist die Regun­gen des Flei­sches tötet, wer­det ihr leben.“
Ich sage noch ein­mal: Damit sind nicht die natür­li­chen Kräfte gemeint, die ver­nich­tet wer­den sol­len, son­dern damit ist das Unge­ord­nete in den Trie­ben und Lei­den­schaf­ten gemeint, die in uns leben.
 
Es gibt auch gute und heil­same Triebe; es gibt auch gute und heil­same Lei­den­schaf­ten. Die Lei­den­schaft für das Gute, die Lei­den­schaft für die Gerech­tig­keit, die soll nicht unter­drückt, die soll nicht ertö­tet wer­den, die soll geför­dert und die soll begüns­tigt wer­den. 
Aber die nie­der­zie­hen­den Lei­den­schaf­ten, die nie­der­zie­hen­den Triebe, die sol­len bekämpft und über­wun­den wer­den. 
Die Bekämp­fung des Nie­de­ren ist eine Lebens­auf­gabe für jeden Men­schen. Sie ist aus einem zwei­fa­chen Grunde gefor­dert, ein­mal als Buße, d.h. als Strafe für unsere Sün­den, zum ande­ren als Mit­tel zur Bewah­rung vor den Sün­den. 
Wer sich alles Erlaubte gestat­tet, meine Freunde, ist nicht mehr weit vom Uner­laub­ten. Man muß sich im Erlaub­ten Abbruch tun, damit man die Kraft fin­det, das Uner­laubte zu mei­den. Es ist ein stän­di­ger Kampf in uns, und die­ser Kampf muß das ganze Leben geführt wer­den." weiter HIER