Alles Folgende ist von Prälät Georg May aus der Predigt Die Pflichten der Ehe:
(...) Die katholische Kirche weiß auch, dass es unglückliche Ehen gibt. Aber warum sind sie unglücklich?
Weil die beiden Partner nicht das in die Ehe einbringen, was Gott und was der Ehebund von ihnen erwartet; weil sie sich nicht die Tugenden erworben haben, die notwendig sind, um in einer Ehe friedlich und harmonisch zu leben. Sie greifen nach einer Änderung der Institution, nämlich zur Ehescheidung, statt sich selbst zu ändern.
Sie müßten sich bekehren, und dann würde es wieder zu einem erträglichen Zusammenleben kommen. Aber sie wollen sich nicht bekehren, sie wollen auf ihren Ansprüchen, Rechten und Wünschen bestehen, und so treffen die Menschen in Härte und Unerbittlichkeit aufeinander und gehen trotzig auseinander.
Die Kirche weiß, dass es für den Menschen eine Bekehrung gibt. Sie baut darauf, dass Ehepartner wieder zueinander finden können. Eine Generalbeicht, eine Kommunion, ein ständiges Arbeiten an sich selbst, ein Verzicht auf eigene Rechte, Ansprüche und Wünsche, das sind die Wege, um wieder zu einem friedlichen Zusammenleben zu gelangen. Freilich gehören dazu immer zwei, und es kann eben leider Gottes vorkommen, dass der eine wohl bereit ist, sich zu versöhnen, zu tragen und zu ertragen, aber der andere nicht – in der Mehrzahl gehen die Scheidungen von den Frauen aus –, und auf diese Weise kann es dann nicht zu einem Versöhnungsfest in der Ehe kommen.
Die Kirche kennt für unglückliche Ehen nur zwei Möglichkeiten. Entweder der eine trägt in heroischer Liebe, was nur irgendwie zu ertragen ist, er duldet, er leidet, aber in dem Wissen, es ist ein gesegnetes Leiden, es ist ein geheiligtes Leiden, weil es um des göttlichen Gebotes, um des Gatten willen geschieht.
Die andere Möglichkeit ist das Getrenntleben. Wenn wirklich Gefahr für Leib oder Leben des einen Gatten besteht, dann gestattet die Kirche die Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft bei Weiterbestehen des Ehebandes.
Häufig hört man den Einwand: Die erste Ehe ist zwar mißlungen, aber die zweite, die ist gut, sehen sie mal! O meine lieben Freunde, wenn sich Leute in einer zweiten ungültigen Ehe wohlfühlen, dann mag das psychologisch denkbar sein, aber vor dem Gesetze Gottes kann ein solches Wohlfühlen nicht bestehen; es ist eine Täuschung, eine Selbsttäuschung.
Wie kann man sich wohlfühlen, wenn man in einem ständig sündhaften Verhältnis lebt? Wie kann man sich als gläubiger Mensch glücklich fühlen, wenn man weiß: Ich lebe im Unfrieden mit meinem Gott.
Außerdem werden auch viele sogenannte glückliche Zweitehen wieder geschieden. (...)
Siehe auch:
Kardinal Faulhaber über die Unauflöslichkeit der Ehe
und
Die opferwillige Liebe
und
Opfer und Leid im Leben des Christen
und
Der Vatikan über den Kommunionempfang von zivil Geschiedenen und zivil Wiederverheirateten