Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Dienstag, 9. Oktober 2012

Frieden und Rettung durch den Beichtstuhl

von Prälat Georg May
(Anmerk.: Prälat May wird sich sicherlich freuen, dass er, der in den letzten Jahrzehnten so oft - scheinbar ungehört - von dem Bußsakrament als dem "verlorenen" Sakrament gesprochen hat, endlich lesen darf, dass Kardinal Dolan heute gesagt hat, das Bußsakrament müsse zum Sakrament der Re-Evangelisierung werden und Kardinal Meisner davon begeistert war.)
(...) Ach, meine lie­ben Freunde, könn­ten die Beicht­stühle reden! Wie viele tau­send Men­schen haben hier den Frie­den gefun­den, sind hier für den Him­mel geret­tet wor­den, haben sich hier die Kraft geholt, die Sünde zu mei­den! 
Ich denke mit gro­ßer Dank­bar­keit und Freude zurück, als ich im Jahre 1951 anfing, das Pries­ter­tum aus­zu­üben in einer Dias­por­a­ge­meinde in der dama­li­gen DDR (der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik). Was hat­ten wir da für gute, reuige, büßende Men­schen! Ich hatte eine Menge Jugend­li­cher, die alle vier Wochen treu und red­lich ihre Sün­den bekann­ten. 
Wir Pries­ter waren pau­sen­los im Beicht­stuhl beschäf­tigt, vor der Messe, wäh­rend der Messe – wenn der Pfar­rer die Messe las, hörte ich Beichte, wenn ich die Messe las, hörte er Beichte. Es war eine Zeit, wie sie heute kaum noch vor­stell­bar scheint. Denn das Bußsa­kra­ment ist zum ver­lo­re­nen Sakra­ment gewor­den! Und das ist viel­leicht das Schlimmste an der gan­zen nach­kon­zi­li­a­ren Kata­stro­phe. 
Auch der Mensch muss bei der Buße, beim Bußsa­kra­ment, mit­tun. Gott kommt ihm ent­ge­gen, indem er ihm die Ver­zei­hung anbie­tet. Aber auch der Mensch muss etwas tun, näm­lich er muss Reue, Bekennt­nis und Genug­tu­ung leis­ten. Reue ist ein Schmerz der Seele und ein Abscheu vor der Sünde und der Vor­satz, sie künf­tig nicht mehr zu bege­hen. Schmerz der Seele über die Sün­den, Abscheu vor der Sünde und Vor­satz, künf­tig nicht mehr zu sün­di­gen. Die Reue muss inner­lich und über­na­tür­lich sein. Inner­lich, das heißt, man muss im Her­zen die Sün­den bereuen, man muss im Her­zen Schmerz über die Sün­den emp­fin­den. „Zer­reißt nicht eure Klei­der“, sagt der Herr im Alten Tes­ta­ment, „son­dern zer­reißt eure Her­zen!“ Das ist gemeint, wenn wir sagen, die Reue muss inner­lich sein; denn Gott schaut auf das Herz. Sie muss aber auch über­na­tür­lich sein. 
Man kann auch aus natür­li­chen Grün­den die Sün­den bereuen, weil man schwach gewor­den ist, weil man sich an die Tröge der Schweine bege­ben hat, weil man das eigene Men­schen­tum geschän­det hat, weil man sich bloß­ge­stellt hat vor ande­ren, weil man die Fol­gen der Sünde spürt. Das ist natür­li­che Reue. Die ist ja nicht schlecht, aber sie reicht nicht. 
Wenn die Reue wirk­sam sein soll, muss sie über­na­tür­lich sein. Sie muss dar­auf sehen, dass die Sünde Gott tan­giert, dass die Sünde gegen Gott auf­steht, und das muss ihr leid tun, das muss ihr Schmerz berei­ten. (...)
alles aus einer Predigt aus dem Jahre 2007: Gottes Liebe - Das Sakrament der Vergebung