Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Mittwoch, 13. Juni 2012

Die unverweste Zunge des hl. Antonius von Padua kann uns einiges sagen

30 Jahre nach dem Tod des hl. Antonius wurde eine prachtvolle Kirche ihm zu Ehren von der Stadt Padua gebaut. 
Als nun sein Grab geöffnet wurde, um seine Gebeine als verehrungswürdige Reliquien in dem neuen Dom beizusetzen, so fand sich, dass der ganze Leib wie bei anderen längst Begrabenen in Verwesung übergegangen war, hingegen die Zunge so frisch und rot geblieben war, wie bei einem lebendigen, gesunden Menschen.

Zungenreliquie des hl. Antonius von Padua
Erklärung hier
Der hl. Bonaventura, welcher als Ordensgeneral der Franziskaner zugegen war, nahm diese Zunge ehrerbietig in die Hand und sprach: „O lobwürdige Zunge, die du immer Gott gepriesen und andere preisen gelehrt hast, nun zeigt sich offenbar durch deine Unverweslichkeit, wie angenehm dein Dienst vor Gott war!“

Diese Zunge wird jetzt noch in einem kostbaren Reliquienkästchen in der Kirche des hl. Antonius zu Padua gezeigt und verehrt, in ähnlicher Weise, wie die Zunge des hl. Nepomuk in Prag aufbewahrt wird. Die Zungen beider Heiligen wurden durch das Wunder der Unverweslichkeit verherrlicht, diese wegen des Schweigens, jene wegen des Redens. 


Gott hat auch hier gezeigt, wie wichtig das kleine Glied der Zunge in seinen Augen ist, freilich wie im Guten, so auch im Bösen – aber die Menschen beachten dies zu wenig.
Denk Dir selbst, es wäre alles, was du dein ganzes Leben lang geredet hast, in einem Buch aufgeschrieben, so dass nicht ein einziges Wort ausgelassen wäre – und du müsstest das Buch ganz durchlesen. 
Da sähest du dann recht deutlich den ganzen Charakter deiner Seele aufgezeichnet und würdest dich vielleicht entsetzen, wie eitel, wie leer, wie falsch, wie feindselig, wie unkeusch, wie habsüchtig deine Seele ist. Denn wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über.

Ein solches Buch, worin alle deine Reden aufgeschrieben sind, gibt es aber, und du bekommst es zu lesen beim Gericht; dieses Buch ist nämlich das ewige Gedächtnis Gottes, und eine Abschrift davon wirst du jenseits in deinem Gewissen finden.

Nimm guten Rat an; erforsche eine Zeit lang täglich dein Gewissen bloß darüber, was deine Zunge heute gesprochen hat. Du wirst dann sehen, wie vieles, vieles noch schlimm an dir ist, und wie wenig der gute Geist in dir regiert. 
Und gib dir Mühe, hierin solche Ordnung und Zucht einzuführen, dass deine Zunge dir nicht ein Schlüssel zur Hölle, sondern zum Himmel wird.

Alles aus: Legende oder christlicher Sternenhimmel von Alban Stolz, Herder, 1909, mit Imprimatur