Die Faktoren der Religion sind Gott und der Mensch. Denn sie kommt dadurch zustande, dass einerseits Gott zu dem Menschen herabsteigt, indem er sich ihm huldvoll als seinen Schöpfer, Herrn und Beseliger zu erkennen gibt, und andererseits der Mensch Gott entgegenkommt, indem er ihn erkennt und bekennt, in freier Liebe sich ihm ergibt und seinem Dienst sich unterstellt. (...)
Der Begriff der Religion verwirklicht sich nur in der wahren Religion, weil nur in ihr die Verbindung des Menschen mit Gott sich wirklich vollzieht.
Wahr ist nämlich die Religion, durch welche dem wahren Gott eine wahre, d.i. seinem Wesen und Willen entsprechende Verehrung erweisen wird.
Falsch ist jede Religion, durch die nicht der wahre Gott verehrt wird. Auch eine ursprünglich wahre Religion kann einer von Gott gegründeten neuen und vollkommeneren Religion gegenüber eine falsche, weil nicht mehr von Gott gewollte, werden (Judaismus). 2)
Aus: Katholische Apologetik vom Dr. theol. P. Hake, mit Approbation des hochw.Kapitelsvikariats Freiburg, 1897
1) lateinisch: religio, wörtlich: ‚die Rückbindung‘. Frei übersetzt: „wieder verbinden (mit Gott)
2) gemeint ist hier der Alte Bund (Altes Testament), dessen Ende durch das Zerreißen des Tempelvorhanges beim Tod Christi symbolisiert wird, wie es immer katholische Lehre war, und der darauf folgende bis zum Ende der Zeiten gültige Neue Bund (Neues Testament).1) lateinisch: religio, wörtlich: ‚die Rückbindung‘. Frei übersetzt: „wieder verbinden (mit Gott)
