4. „Statt des Dankes – sagt Jesus
ferner – empfange ich Undank durch Verachtung.“
Du weißt wohl, dass dir
nichts so wehe tut, als die Verachtung. Es geht z.B. ein Bekannter an dir
vorüber. Du grüßt ihn; aber er schaut dich gar nicht an. In einer Gesellschaft
wird über etwas geredet: du sagst deine Meinung, aber man fällt dir ins Wort
und sagt: Du verstehst ja nichts. Du bewirbst dich um eine Arbeit, eine Anstellung;
aber man gibt dir den Bescheid: dazu seiest du nicht zu gebrauchen.
Derartige Verachtung tut
dir mehr weh, als wenn man dir einen Faustschlag gegeben hätte.
Nun schaue auf den lieben
Jesus im allerheiligsten Sakramente. Gibt es nicht Christen, bei denen der liebe
Heiland geradezu den letzten Platz einnehmen muss? Allem anderen geben sie den
Vorzug, und wenn sie schon dann und wann herbei kommen, um auch dem göttlichen Heilande
ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, so ist ihr Benehmen derart, dass es den Anschein
hat, der liebe Gott müsse ihnen dankbar sein, dass auch sie sich würdigen, vor
ihm zu erscheinen.
O guter Heiland! So
vergelten Dir die Menschen Deine Liebe!
Christen! Wollen wir auch
so undankbar sein? O gewiss nicht! Jeder von uns hat sicherlich den festen Willen,
dem guten Jesus dankbar zu sein. Willst du dankbar sein, lieber Christ, so musst du
vor allem dein Herz Jesus schenken.
Um etwas verschenken zu
können, muss man es zuerst selbst besitzen. Hast du dein Herz in Besitz? Jesus Christus
sagt: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Matth. 6,21)
Bei vielen Christen ist
das Herz nicht zu Hause; es fliegt nach jenem Gegenstande, den es liebt, wonach
es sich sehnt.
Willst du wissen, wo dein
Herz sich findet, so gib nur acht, woran du gerne denkst, wovon du gerne
redest, wonach du dich sehnst, wohin du deine schritte lenkst, wenn du freie Zeit
und Gelegenheit hast.
Ist es Jesus? Denkst du gerne
an ihn? Redest du oft und gerne von ihm? Benützt du freudig jede Gelegenheit,
wo du zu ihm in die Kirche kommen, dem heiligen Messopfer beiwohnen, oder sonst
ihn besuchen kannst? O, wenn es so ist, dann magst du hoffen, dass Jesus mit
Freude und Liebe auf dich schaut, dass auch dein Herz ihm angehört.
Aber bei vielen ist es
nicht Jesus, wo ihr Herz sich aufhält, sondern die Welt mit ihren Gütern,
Lüsten und Freuden. Sie denken fast nur an das Zeitliche, sie reden nur vom Zeitlichen, und was noch viel ärger ist, sie richten ihre Wünsche und
Neigungen auf die Befriedigung ihrer Hoffart oder ihrer sinnlichen Begierden.
Fortsetzung HIER
aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900