aus: Homiletische Gleichnissammlung - Gleichnisse zur katholischen Sittenlehre, von Anton Koch S.J., 1954
Die heilige Gottesfurcht kann man auch sehr gut in der Fastenzeit brauchen, in der man seine Sünden und deren Folgen betrachten sollte.
Prälat Prof. Georg May erklärt die Gottesfurcht in einer Predigt über die sieben Gaben des Heiligen Geistes:
Und schließlich die Gabe der Furcht, der heiligen Gottesfurcht. Sie bewirkt, daß uns Gottes Wille über alles geht, daß wir nichts mehr fürchten, als Gott zu beleidigen. So hat es einmal der heilige Franz Xaver ausgesprochen, als er die Missionsreise antrat: „Wir fürchten nichts, als die Beleidigung Gottes.“ Ja, das ist die Gottesfurcht. Nicht die Menschenfurcht. Menschen können einem auch viel antun, und die Furcht vor den Menschen ist häufig berechtigt, aber die Gottesfurcht muß über die Menschenfurcht siegen; denn Gott kann nicht nur töten, wie der Heiland sagt, Gott kann in der Hölle verderben. Das ist viel schlimmer als auf Erden Nachteile zu erleiden, das ewige Leben zu verlieren. Und deswegen soll die heilige Gottesfurcht in uns sein.
Freilich nicht bloß die knechtische Furcht. Die knechtische Furcht besteht darin, daß man die Sünde meidet, weil man dafür bestraft wird. Das ist kein sehr hohes Motiv. Es ist ein Motiv, das wirksam sein kann, aber es ist kein edles Motiv. Nur aus Furcht vor der Strafe das Böse meiden, das ist nicht vornehm. Wir sollen höhere Motive haben, nämlich aus Liebe zu Gott das Böse meiden. „Dich liebt, o Gott, mein ganzes Herz, und dies ist mir der größte Schmerz, daß ich erzürnt dich, höchstes Gut.“ Das ist die Liebe, die die Furcht nähren soll. Das ist die Liebe, die die Gottesfurcht tragen soll. Diese heilige Furcht soll in uns sein, damit wir nicht sündigen. Diese heilige Furcht soll uns antreiben, Schweres für Gott zu ertragen. Diese heilige Furcht soll uns befähigen, lieber alles zu verlieren, als Gott untreu zu werden. (Quelle )