„Statt des Dankes empfange
ich von
den meisten nur Undank.“
Worte Jesu an
die hl. Maria
Margareta von Alacoque
Wir haben gehört, wie das
göttliche Herz Jesu sich ganz erschöpft und verzehrt hat aus Liebe zu uns; wie
es alles für uns getan und uns alles gegeben hat, was es zu unserem Heile tun
und geben konnte, wie also die Liebe es ganz arm gemacht hat.
Ich frage: hat der gute Jesus das
alles ungern getan? O nein; denn er hat es mit der größten Bereitwilligkeit und
Freude aus Liebe zu uns getan.
Aber, Christen! Wie kommt es, dass
wir jetzt das göttliche Herz Jesu klagen hören?
„Statt des Dankes – spricht er zur
heil. Maria Margareta von Alacoque
– empfange ich von den meisten nur Undank.“
Wir wollen heute die Ursachen dieser
Klage näher betrachten, und ich sage:
- Jesus will die Herzen der Menschen gewinnen, und viele weigern sich, ihm das Herz zu schenken.
- Jesus erwartet Dank von Seiten der Menschen, und statt des Dankes empfängt er von den meisten nur Undank.
Abhandlung
Jesus will die Herzen der Menschen gewinnen, und viele weigern sich, ihm das Herz zu schenken.Warum will denn der liebe Herr gerade das Herz des Menschen haben? Ist denn das Herz besser als der übrige Mensch?
Gebt jetzt Acht, meine Lieben! Wir
finden in der heiligen Schrift eine Mahnung des Heiligen Geistes, welche
lautet: „Bewahre dein Herz mit allem Fleiße; denn daraus kommt alles Leben.“ (Prov. 4,23) In der heiligen Schrift wird unter Herz oft der Geist und der Wille
des Menschen verstanden und besonders seine Liebe, die im Herzen ihren sinnbildlichen Sitz
hat, und so gilt das Herz als die Quelle des sittlichen Lebens, nämlich des Lebens
der Tugend, der Gnade und der Glorie.
Alles – das Gute wie das Böse – kommt
vom Herzen heraus. Wie das Herz, so ist der ganze Mensch. Ist das Herz gut, so
ist der ganze Mensch gut; ist das Herz böse, so ist der ganze Mensch böse.
Andererseits hängt auch das ganze
Glück des Menschen vom Zustand seines Herzens ab. Ist das Herz zufrieden und
glücklich, so ist der ganze Mensch zufrieden und glücklich. Daraus werdet ihr
leicht erkennen, warum der liebe Jesus gerade das Herz des Menschen verlangt.
Er tut es, weil er einerseits mit
dem Herzen den ganzen Menschen gewinnt, und andererseits weil er allein derjenige
ist, der das Herz des Menschen zufrieden und glücklich machen kann.
Obwohl er uns gar nichts schuldig
ist, so wollte er doch aus reiner Liebe die größten Opfer bringen, um unsere Herzen
für sich zu gewinnen.
Aber welche Erfahrung macht da der liebe
Herr? Er steht da, und zeigt uns sein
geöffnetes Herz und spricht: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen
seid, und ich will euch erquicken.“ (Matth. 11,28)
Man sollte meinen, diese frohe
Botschaft, diese so freundliche Einladung werde alle Menschenherzen begeistern,
so dass sie wie in Windeseile herbeieilen,
um beim göttlichen Herzen Jesu Erquickung und Heil zu finden.
Aber was zeigt die Erfahrung? Diese zeigt, dass es verhältnismäßig
nur wenige sind, welche der Einladung Jesu folgen, während die Mehrzahl ihre
Herzen in Gütern, Freuden und Lüsten der Welt hingibt. Und das soll ihn nicht
veranlassen, zu klagen?
Fortsetzung HIER
aus:
Das göttliche Herz Jesu, die Schatzkammer gläubiger Seelen.
Neun Predigten zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu, von P. Marcus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers, mit Imprimatur, 1900