Wilhelm von Kaulbach Die Zerstörung Jerusalems durch Titus |
Lesung des Propheten Jeremias Kap 18,18-23
Nicht ohne Schauer
liest man die Anatheme, die Jeremias, ein Vorbild Jesu Christi, an die Juden,
seine Verfolger, richtete. Diese Vorhersagung, die sich bereits bei dem ersten
Falle Jerusalems durch die Assyrer buchstäblich erfüllte, sollte noch eine viel
schrecklichere Bestätigung erhalten, als der Zorn Gottes diese verfluchte Stadt
zum zweiten Male heimsuchte, da war es nicht mehr bloß Jeremias, ein Prophet,
welchen die Juden mit ihrem Hasse und ihren unwürdigen Misshandlungen
verfolgten; es war der Sohn Gottes selbst, den sie verworfen und gekreuzigt.
Ihrem so sehr erwarteten Messias hatten sie Böses für Gutes vergolten; es war nicht mehr Jeremias, der den Herrn gebeten hatte, ihnen gnädig zu sein und seinen Unwillen von ihnen abzuwenden, der Gottmensch selbst hatte fortwährend für sie gebeten und wenn er sie endlich der göttlichen Gerechtigkeit preisgab, so geschah dies nur, nachdem er alle Wege der Barmherzigkeit und der Verzeihung erschöpft hatte. Aber die ganze Fülle dieser Liebe blieb erfolglos und das undankbare, gegen seine Wohltäter immer mehr erbitterte Volk schrie im Übermaße seines Hasses: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“
Welch´entsetzliches Urteil fällte da Juda gegen sich selbst, als es seinen furchtbaren Wunsch aussprach! Gott hörte ihn und er gedachte desselben. Und der Sünder, ach! der Jesum Christum und den Wert seines Blutes kennt, der um sündiger Lust zu frönen, dies kostbare Blut wieder aufs Neue vergießt, fordert er nicht die Strenge derselben Gerechtigkeit heraus, welche sich Juda gegenüber so unerbittlich zeigte?*
Beten wir zitternd, flehen wir die göttliche Barmherzigkeit für so viele freiwillig Blinde, für so viele verhärtete Herzen an, welche ihrem Untergange entgegeneilen; durch unsere inständigen Bitten, welche wir an das barmherzige Herz unseres Erlösers reichten, wollen wir erwirken, das das Urteil, welches sie verdient, zurückgenommen und in einen Ausspruch der Vergebung verwandelt werde.
aus Das Kirchenjahr von Dom Prosper Guéranger, Abt von Solesmes, mit bischöflicher Approbation, Verlag Franz Kirchheim, 1890
*Gemeint ist hier wohl die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n. Chr.
Ihrem so sehr erwarteten Messias hatten sie Böses für Gutes vergolten; es war nicht mehr Jeremias, der den Herrn gebeten hatte, ihnen gnädig zu sein und seinen Unwillen von ihnen abzuwenden, der Gottmensch selbst hatte fortwährend für sie gebeten und wenn er sie endlich der göttlichen Gerechtigkeit preisgab, so geschah dies nur, nachdem er alle Wege der Barmherzigkeit und der Verzeihung erschöpft hatte. Aber die ganze Fülle dieser Liebe blieb erfolglos und das undankbare, gegen seine Wohltäter immer mehr erbitterte Volk schrie im Übermaße seines Hasses: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“
Welch´entsetzliches Urteil fällte da Juda gegen sich selbst, als es seinen furchtbaren Wunsch aussprach! Gott hörte ihn und er gedachte desselben. Und der Sünder, ach! der Jesum Christum und den Wert seines Blutes kennt, der um sündiger Lust zu frönen, dies kostbare Blut wieder aufs Neue vergießt, fordert er nicht die Strenge derselben Gerechtigkeit heraus, welche sich Juda gegenüber so unerbittlich zeigte?*
Beten wir zitternd, flehen wir die göttliche Barmherzigkeit für so viele freiwillig Blinde, für so viele verhärtete Herzen an, welche ihrem Untergange entgegeneilen; durch unsere inständigen Bitten, welche wir an das barmherzige Herz unseres Erlösers reichten, wollen wir erwirken, das das Urteil, welches sie verdient, zurückgenommen und in einen Ausspruch der Vergebung verwandelt werde.
aus Das Kirchenjahr von Dom Prosper Guéranger, Abt von Solesmes, mit bischöflicher Approbation, Verlag Franz Kirchheim, 1890
*Gemeint ist hier wohl die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n. Chr.