Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Freitag, 6. April 2012

Am Fuße des Kreuzes

Christus am Kreuz mit Maria und Johannes
Rogier van der Weyden


Hammerschläge dröhnen von Kalvaria – das Opferlamm wird ans Kreuz genagelt. Knochen splittern, Sehnen und Nerven zerreißen, Adern sprudeln rotes Blut, der Angenagelte wimmert und stöhnt.
In einiger Entfernung, an einen Felsen gelehnt, steht seine Mutter. Der Karfreitag Jesu ist auch der ihre. 
„Maria hat ebenso viele Wunden in ihrem Herzen erhalten, als ihr Sohn an seinem Leibe. Ja – so viele Streiche auf den Leib des Sohnes fielen, so viele hallten im Herzen der Mutter wieder (Hieronymus). Die Nägel und das Kreuz verwundeten die Gottesmutter so, „dass die Mutter mit dem gekreuzigten Jesus gekreuzigt ward“ (Augustinus). Er starb dem Leibe nach, sie starb mit Ihm der Seele nach.
„O Herrin, wo standest du?“ fragt der hl. Bernhard, bloß neben dem Kreuze? Ach nein! Am Kreuze selbst warst du mit deinem Sohne angeheftet – nur mit dem Unterschied, dass Er dem Leibe nach, du dem Herzen nach duldest; bei ihm sind die Wunden über den heiligen Leib verteilt, bei dir im Herzen geeint.“ Jede Wunde, die dem Sohne beigebracht wurde, war zugleich ein Stich ins Mutterherz.
Mit den Worten des biblischen Klageliedes sucht die Kirche Mariäs Schmerz zu schildern: „ O ihr alle, die des Wegs vorübergeht, habt acht und schaut, ob ein Schmerz gleich sei meinem Schmerze! Weinlese hat der Herr an mir gehalten – beraubt hat er mich meines Schmuckes und meiner Frucht – Mit wem soll ich dich vergleichen oder wen dir gleich achten, Tochter Jerusalems? Wen soll ich dir ähnlich nennen, um dich zu trösten, Jungfrau, Tochter Sions? Groß wie das Meer ist deine Trübsal – wer wird dich heilen? (Klagelied 2. 13).
Albert der Große erklärt uns, weshalb Mariäs Schmerz alle Maß überstieg. „Einen solchen Sohn gab es nicht mehr, noch auch eine solche Tochter. Eine solche Liebe fand sich nicht mehr, wie sie zwischen Mutter und Sohn bestand, einen solch schmachvollen Tod trifft man nirgends an – also gab es auch keinen ähnlichen Schmerz. Mehr ward ihr mütterliches Herz von Qualen gefoltert, als ein Mensch oder ein Engel nur fassen kann.“
Und all diese Stürme der Qual konnten die schwache Frau nicht brechen, all diese Zentnerlast des Leids vermochte die zarte Mutter nicht niederzudrücken. Stabat Mater

Bei dem Kreuz, dran Er gehangen, 
stand mit tränennassen Wangen
Christi Mutter, schmerzdurchwühlt.


alles aus: Der heilige Rosenkranz von Alphons Maria Rathgeber, Priester der Diözese Augsburg, 1924, mit Imprimatur


Der berühmte Oratorianer und Konvertit P. Frederick William Faber schreibt in seinem Buch Am Fuße des Kreuzes oder Die Schmerzen Mariens, dass es ein fast sicheres Zeichen der Auserwählung ist, die Schmerzen Mariens zu verehren. Natürlich dauerhaft und nicht nur einmal, versteht sich.