Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Montag, 21. Mai 2012

Über die rechte Vorbereitung auf das hohe Pfingstfest

Der Heiland selbst hat den Aposteln den Auftrag gegeben, nach seiner Himmelfahrt sich nicht zu zerstreuen, sondern in Jerusalem zu bleiben und dort die Ankunft des Heiligen Geistes zu erwarten. Sie befolgten den Befehl und harrten und sehnten sich neun Tag auf die Erfüllung der göttlichen Verheißung. Sie hielten eine Novene, eine neuntägige Geistessammlung, indem sie, wie die Heilige Schrift erzählt, „anhaltend einmütig waren im Gebete mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu.“ (Apostelgeschichte 1,14) So mögen auch wir uns auf das Pfingstfest vorbreiten.

Man soll daher diese neun Tage 1. Sich mehr als sonst vor unnötigen Zerstreuungen und Vergnügungen enthalten und die Zeit zu öfterer Sammlung des Gemütes verwenden. 2. Man beobachte das kirchliche Fastengebot
(Anmerk.: existiert heute leider nicht mehr, es darf aber freiwillig gefastet werden) am Vorabend von Pfingsten und bemühe sich, auch sonst durch Werke der Selbstverleugnung die fleischliche Gesinnung und Begierlichkeit zu überwinden. „Wandelt im Geiste; denn dann vollbringt ihr nicht des Fleisches Begierlichkeit; denn das Fleisch begehrt wider den Geist.“ (Galat. 5,16.17) 3. Man soll durch eine reumütige Beichte sein Gewissen reinigen, sich, wenn man in Feindschaft steht, mit seinem Nächsten aussöhnen; denn der Heilige Geist, als ein Geist der Reinigkeit und des Friedens, wohnt nur in reinen, friedfertigen Seelen (Ps. 75,3.) 4. Man möge nach Vermögen Almosen geben; denn vom heidnischen Hauptmann Cornelius meldet die Apostelgeschichte (10.K.), dass er sich durch sein Gebet und Almosen der Gnade des Heiligen Geistes würdig gemacht hat. 5. Man erwecke ein großes Verlangen, den Heiligen Geist zu empfangen und äußere dieses Verlangen durch öftere, inbrünstige Bitten, wozu der folgende Kirchenhymnus dienen kann: 

  Komm o Heil´ger Geist wir flehen, 

Send uns von des Himmels Höhen 
Nieder deines Lichtes Strahl! 
  Komm, o Vater aller Armen, 
Gnadenspender voll Erbarmen, 
Komm, o blinder Herzen Licht! 
  Tröster mild, wenn Trübsal nahet, 
Lust der Seel`, die dich umfahet*, 
Süßer Labung ew´ger Quell. 
  In der Arbeit sanfte Ruh`. 
In der Hitze Kühlung du, 
trocknest bittrer Tränen Strom. 
  O du Licht, beglückend immer, 
Komm, erfüll´ mit hellem Schimmer 
Deiner Gläub´gen Herzensgrund! 
  Ohne dein allmächtig Walten 
Kann im Menschen nichts sich halten, 
Nichts kann frei vom Bösen sein. 
  Wasche rein, wo Makel hängt, 
Träufle Tau, wo Dürre sengt, 
Heile, wo die Wunde brennt. 
  Beuge, was da spröd und hart, 
Wärme, was in Frost erstarrt, 
Führe den, der irre geht. 
  Allen, die da mit Vertrauen 
Gläubig auf dich, Tröster, bauen, 
Gib der sieben Gaben Pfand. 
  Gib, dass wir nach Tugend ringen, 
Standhaft unser Heil vollbringen, 
Gib der ew´gen Freuden Lohn. Amen.
* altes Wort für umfassen, umfangen

alles aus: Des ehrwürdigen P. Leonhard Goffine Katholische Handpostille, 69. Auflg. Kösel & Pustet, 1937, mit Imprimatur, S. 337