In einem Brief eines Missionärs
aus Guinea findet sich folgende Erzählung über den Glaubenseifer eines Knaben:
Der kleine Leo, Schüler der Mission in Sainte Marie, erfuhr, dass sein kleiner Bruder
zu Haus schwer Krank sei. Ach! Denkt er, das Brüderchen ist nicht getauft und
wird nicht in den Himmel kommen. Ganz
trostlos eilt Leo zum Apostolischen Vikar Msgr. Le Berre und bittet
flehentlich, man möge ihn heimgehen lassen; er wollte seinen Bruder besuchen
und in der Todesgefahr taufen. Umsonst erinnert ihn der Oberhirt, der Weg sei
zu lang, schildert ihm die Schwierigkeit, wenn er erst spät in der Nacht ins
Dorf komme; es seien ja dort in der Nähe Missionäre, die das Brüderchen schon
taufen würden. Nichts ist im Stande, Leo zu beruhigen. Er erwidert, seine Eltern
seien ja noch Heiden, die würden sich wohl hüten, den Patres vom Zustand ihres
Kindes etwas mitzuteilen, sie würden es im Gegenteil vor ihnen geheim halten;
nur er selber sei im Stande, den Kranken besuchen und taufen zu können. Endlich
gab man ihm nach, und der Kleine machte in großer Eile den Weg ins Heimatdorf,
welches von Sainte Marie volle 14 Stunden entfernt war, besuchte den Bruder und
ruhte nicht, bis derselbe am folgenden Tag in das Missionspital gebracht wurde.
Zu dem ersten Pater, dem er begegnete, sagte er: „Der liebe Gott hat gesiegt;
hier ist mein Bruder, jetzt bin ich gewiss, dass er die Taufe empfangen wird.“
In der Tat spendete man schon nach zwei Tagen dem kranken Kinde das Sakrament
der Wiedergeburt, und gleich darauf starb es als ein Kind Gottes.
(Aus: Die katholischen
Missionen, Illustrierte
Monatsschrift, Nr. 2, Februar 1891,
Herder’sche Verlagsbuchandlung, Freiburg i. Br., S. 48)