Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Mittwoch, 8. August 2012

Das Fegfeuer

Die hl.Teresa bitte für die Seelen im Fegfeuer
Peter Paul Rubens

Leider fast vergessen, seitdem das falsche protestantische Denken in der katholischen Kirche um sich gegriffen hat: es gibt ein Fegefeuer und darüber sogar zwei Dogmen.
Die Realität des Fegfeuers sollte jedem ein Ansporn sein, möglichst heilig aus diesem Leben zu scheiden, denn im Fegefeuer ist man zwar sozusagen schon auf der richtigen Seite, die Zeit aber, bis man in den Himmel kommt, ist alles andere als angenehm (siehe, was der hl. Thomas im letzten Abschnitt unten darüber sagt). Daher sollte kein Katholik vergessen, täglich den Armen Seelen im Fegfeuer durch Gebet und Opfer zu Hilfe zu kommen:

"Die vier Letz­ten Dinge hei­ßen: Tod, Gericht, Him­mel und Hölle. Es gibt aber einen Zustand, der kein letz­ter, son­dern ein vor­letz­ter ist, und die­sen Zustand nennt die Kir­che pur­ga­to­rium, das heißt Rei­ni­gungs­zu­stand. Im Deut­schen wird dafür meis­tens das Wort Feg­feuer gebraucht. Die Rei­ni­gung, die der Mensch nötig hat, berei­tet ihn für den Ein­gang in den Him­mel, denn nur der Him­mel – oder aber die Hölle – sind end­gül­tige Zustände. Dage­gen das Feg­feuer ist ein vor­läu­fi­ger, ein pro­vi­so­ri­scher Zustand, eine Durch­gangs­stufe zum end­gül­ti­gen Zustand.
Der Rei­ni­gungs­zu­stand, das Feg­feuer, ist jenes Gesche­hen, in dem die See­len ver­wei­len, die zwar in der Gnade Got­tes abge­schie­den sind, aber wegen unge­sühn­ter läß­li­cher Sün­den und wegen unge­tilg­ter Sün­den­stra­fen noch durch einen schmerz­li­chen Läu­te­rungs­pro­zeß berei­tet wer­den müs­sen, ehe sie fähig sind, das Ange­sicht Got­tes zu schauen. Das Feg­feuer ist also eine Offen­ba­rung der Gerech­tig­keit, der Hei­lig­keit und der Barm­her­zig­keit Got­tes.
Es ist eine Offen­ba­rung sei­ner Gerech­tig­keit, weil Gott nie­man­den ver­stößt, der nicht im Unfrie­den mit ihm abge­schie­den ist. Es ist eine Offen­ba­rung sei­ner Hei­lig­keit, weil er nicht dul­det, daß etwas Unrei­nes sich ihm naht. Und es ist eine Offen­ba­rung sei­ner Barm­her­zig­keit, weil er die­sen – wie wir sehen wer­den – leid­vol­len, aber gleich­zei­tig trost­rei­chen Zwi­schen­zu­stand geschaf­fen hat.
(...)
Auch die kirch­li­che Tra­di­tion weiß davon, daß ein sol­cher Rei­ni­gungs­zu­stand exis­tiert. Ich erwähne nur Gre­gor den Gro­ßen, den Papst, in sei­nen Dia­lo­gen. „Es ist unser Glaube,“ sagt er, „daß vor dem Welt­ge­richt ein Rei­ni­gungs­feuer für klei­nere Sün­den besteht.“ Ein Rei­ni­gungs­feuer für klei­nere Sün­den. Das haben viele, viele Kir­chen­vä­ter in unun­ter­bro­che­ner Folge gelehrt, bis es dann das Kon­zil von Tri­ent gegen die Glau­benser­neue­rer als Dogma, als unver­brüch­li­chen Glau­bens­satz fest­ge­legt hat. Es gibt einen Rei­ni­gungs­zu­stand, sagt das Kon­zil, und wir kön­nen den in die­sem Zustand befind­li­chen See­len hel­fen durch unser Für­bitt­ge­bet, vor allem durch die Feier des hei­li­gen Meß­op­fers.  
Auch die Ver­nunft sagt uns, daß ein sol­cher Zustand exis­tie­ren muß. Wenn wir an die Hei­lig­keit Got­tes den­ken, so wis­sen wir, daß nichts Unrei­nes vor ihm beste­hen kann. Aber wer ist schon so rein, daß er vor Gott beste­hen kann, wenn er von die­ser Welt abschei­det? Ande­rer­seits ist Gott ein Gott der Gerech­tig­keit. Was der Mensch sät, das wird er ern­ten. Wenn der Mensch noch mit Fle­cken antritt vor sei­nem Gerichte, dann müs­sen diese Fle­cken getilgt wer­den. Und doch ist Gott auch ein Gott der Barm­her­zig­keit, der den Men­schen nicht ver­stößt, wenn er einen Fun­ken Reue hat. Und so ist es eben eine Erfin­dung der Barm­her­zig­keit Got­tes, daß er die­ses Rei­ni­gungs­feuer geschaf­fen hat.
Wel­ches ist die Eigen­art des Läu­te­rungs­pro­zes­ses? Es ist ein Zwi­schen­zu­stand zwi­schen Him­mel und Hölle, zwi­schen Freude und Lei­den. Ja, die Armen See­len lei­den. Sie sind ja in der Ver­ban­nung. Wie kann man sich freuen, wenn man in der Ver­ban­nung ist? Die Juden waren 70 Jahre in der Ver­ban­nung in Baby­lo­nien, und da for­der­ten sie die Baby­lo­nier auf, ihre hei­mat­li­chen Lie­der zu sin­gen. Die Israe­li­ten lehn­ten das ent­rüs­tet ab. „Wie kön­nen wir die Sions­lie­der sin­gen in der Ver­ban­nung?“ Da ist Trauer am Platz und nicht Freude. Und ähn­lich-unähn­lich ist es eben mit den Armen See­len. Sie sind in der Ver­ban­nung, und das ist ihr Schmerz. Sie sind gleich­sam in einem Gefäng­nis, und wer freut sich in einem Gefäng­nis? Ein Gefäng­nis ist eine Stätte des Lei­dens. 
Sie haben Sehn­sucht, unstill­bare Sehn­sucht nach Gott, und das ist auch ein Stück ihres Lei­dens. Sie haben beim Gericht gleich­sam ein­mal flüch­tig ins Ange­sicht Got­tes geschaut. Sie haben gewis­ser­ma­ßen einen Spalt die Him­mels­tür geöff­net gese­hen, aber dann muß­ten sie in die Ver­ban­nung, und seit­dem ist ihre Sehn­sucht unstill­bar nach dem Ant­litz Got­tes, nach der Frei­heit des Him­mels.
Die Armen See­len lei­den, weil sie vol­ler Reue an ihr ver­gan­ge­nes Leben den­ken. Ach, hätte ich doch – ach, wäre ich doch! So wer­den sie sich sagen. Hätte ich doch mehr getan für meine arme Seele, wäre ich doch tugend­haf­ter gewe­sen, hätte ich doch bes­ser auf Got­tes Wil­len geach­tet, wäre ich doch weni­ger eigen­nüt­zig gewe­sen! Jetzt haben sie Reue, Reue, Reue, daß sie in Unrein­heit abge­schie­den sind. Und sie sind unfä­hig, sich selbst zu hel­fen. Jetzt ist die Nacht, da nie­mand mehr wir­ken kann. Jetzt kön­nen sie nichts mehr tun, sie kön­nen ihre Lei­den nicht abkür­zen, sie kön­nen den Pro­zeß der Rei­ni­gung nicht beschleu­ni­gen, sie kön­nen nur die von Gott ver­ord­nete Dauer ablei­den. Sie lei­den viel­leicht auch des­we­gen, weil wir, die auf Erden Befind­li­chen, nicht genug für sie tun, weil sie ver­ges­sen sind von vie­len Men­schen, weil die Erden­pil­ger nicht das für sie auf­wen­den, was ihnen hel­fen kann – wovon ich gleich spre­chen werde. Auch das ist ein Teil ihrer Lei­den.
Diese Lei­den sind nicht gering. Ein so gro­ßer Theo­loge wie Tho­mas von Aquin sagt, daß die irdi­schen Lei­den nicht zu ver­glei­chen sind mit denen im Feg­feuer. Also müs­sen es doch wohl schlimme Lei­den sein. (...)" weiter HIER
 Weitere Predigten über das Fegfeuer und die Armen Seelen
[PDF]   13.05.1999: Das Fegfeuer
[PDF]   16.05.1999: Das Wesen des Fegfeuers
[PDF]   30.05.1999: Die Verbindung mit den Armen Seelen