Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Montag, 14. November 2011

Der ultimative „Beichtspiegel“—Teil 2


Du kannst diesen Spiegel, wenn du willst, auch immer bei dir auf der Brust tragen, wie der junge Herzog, und wenn du von anderen nicht gerade bemerkt wirst, ihn herausziehen und dich in demselben beschauen. Das ist noch besser, als wenn du es nur zu Abend tust.

Hast du so die Tageszeiten gemustert und deine Fehler entdeckt, so schaffe sie allsogleich aus der Seele, noch vor dem Schlafengehen, durch eine herzliche Reue, und schau‘ daher ein zweites Mal auf das Bild des göttlichen Herzens. (…) Dann bitte den lieben Heiland, er möge dir zuerst gütlich verzeihen, dass du dein Herz, sein Eigentum, wieder so entstellt hast; und dann möge er selbst mit erbarmungsreicher Huld darin alle Unordnung wieder zurecht legen. Der Herr wird es mit aller Bereitwilligkeit tun. Denn sieh! „Gott ist ein also unerschöpflicher Brunnen grundloser Barmherzigkeit und natürlicher Gutheit, dass nie eine getreue Mutter ihrem eigenen Kinde, das sie an ihrem Herzen trug, ihre Hand so gern reicht, wenn sie es im Feuer sähe, als Gott tut einem reuigen Menschen, und wäre es auch möglich, dass er aller Menschen Sünden alle Tage tausendmal getan hätte,“ so sag der liebe alte Heinrich Suso (Seuse).

Endlich beschließ deine Andacht am Abende mit einem neuen kräftigen Vorsatz für den morgigen Tag. Lass es aber nicht bei leeren Worten bewenden, dass du nur sagst: „Ich nehme mir vor:“ sondern lass dir den Vorsatz vom Herzen herauswachsen; sonst hilft er dir nichts. Und darum rate ich dir noch einmal! Schau wieder auf das Bild des göttlichen Herzens, und lies dort in den Flammen, wie es dich so innig, so bis zum Sterben treu und großmütig geliebt hat. Dann nimm deine Seele gleichsam in deine Hand und frage sie ernst: ob sie es über sich bringen könnte, nochmal so schwarzen Undank zu tun, und morgen das liebreiche Herz ihres Vaters und Erlösers wieder zu beleidigen? Ob sie noch ferner die Guttaten dieses Herzens mit Untaten und Bosheiten lohnen wolle? Und ob sie sich nicht schämen müsste vor sich selber, wenn sie auch morgen wieder ihrem besten Freunde untreu werden wollte? So und dergleichen rede ihr recht eindringlich zu, bis sie Antwort gibt, wie sie einmal ein braves Kind gegeben.



(Aus: der Garten des Herzens Jesu oder: der Christ in seinem Erlöser nachgebildet, P. Franz Hattler S.J., Regensburg, Verlagsanstalt vorm G. J. Manz, 1922, S. 121-122)