Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Mittwoch, 16. November 2011

Die heilige Gertrud die Große von Helfta


Die heilige Gertud war eine hoch begnadigte Ordensfrau des Zisterzienserinnenklosters Helfta und eine der lieblichsten Gestalten des deutschen Mittelalters. Geboren 1256, hatte man sie schon mit fünf Jahren den Ordensfrauen von Helfta anvertraut. Fast beständig leidend führte sie im engen Anschluss an die kirchliche Liturgie ein mystisch reich begnadigtes Leben in innig zarter Liebesvereinigung mit dem Heiland. Durch die erhabenen Gebetsgnaden, deren sie von Gott gewürdigt war, festigte sie sich nur noch tiefer im Bewusstsein ihrer Unwürdigkeit und Armseligkeit. Deshalb äußerte sie mehrfach, solange sie das, was der Herr ihr in überströmender Liebe mitteile, für sich behalte, komme es ihr wir im Kehricht verborgen vor. Habe sie es aber anderen mitgeteilt, so schienen ihr die Gnaden wie in Gold gefasst. Denn alle Menschen hielt sie für besser als sich selbst.

Eifrig bemüht, andere für Christus zu gewinnen, schrieb sie deutsche Abhandlungen, die leider verloren gegangen sind und zwei noch erhaltene lateinische Werke, den berühmten „Gesandten der göttliche Liebe, Legatus divinae pietatis und „Geistliche Übungen“, Exercitia spiritualia.
Leidenschaftlich dem Studium ergeben, wurde sie mit 28 Jahren durch eine besondere mystische Gnade zum engsten Anschluss an den Herrn gerufen. Nicht ohne schweren inneren Kampf folgte sie der Stimme des Herrn. Eine neue Wandlung brachte sieben Jahre später ein Gebet, in dem sie zum ersten Mal das heiligste Herz Jesu erwähnt. Es war im Jahre 1288. An andere hatte sie sich mit der Bitte gewandt, dieses Gebet täglich für sie vor einem Kruzifix zu beten:
„Durch Dein verwundet´ Herz, liebster Herr, durchbohre ihr Herz so tief mit den Pfeilen Deiner Liebe, dass es nichts Irdisches mehr fassen kann, sondern allein von den Wirkungen Deiner Gottheit beherrscht werde.“

Diese Gebet führte für sie zu einer neuen hohen mystischen Gnade, der Durchbohrung ihres Herzens, womit ein erhabener Aufschwung ihres innerlichen Lebens begann. Jemand, der im geistlichen Leben große Erfahrung besaß, so berichtet sie selbst , gab ihr jetzt den Rat, beständig das liebeglühende Herz des Gekreuzigten zu verehren. Dieser Geistesmann war sehr wahrscheinlich ein Dominikaner, der die Seelsorge in Helfta ausübte, zumal dieser Rat ganz seiner Ordensaszese entsprach. Der Gedanke an das Herz des leidenden Heilandes kehrt auch später mehrfach in den Schriften Gertruds wieder. Inständig fleht sie zum Herrn, wenn je das Andenken an sein bitteres Leiden ihrem Gedächtnis entschwinden sollte, möchte er sie durch einen der Größe seines Leidens entsprechenden Schmerz daran erinnern. Sie litt unter dem „Schmerz seines süßesten Herzens, den er am Kreuze empfand, als er voraussah, dass sein bitteres Leiden an so vielen fruchtlos sein würde.“


Wie das vertrauensvolle Gebet zum Herzen des Gekreuzigten für Gertrud eine neue Wendung in ihrem hochherzigen Tugendstreben bedeutete, so blieb das heiligste Herz bis zu ihrem Tode eine Tugendschule und eine Quelle reichster Gnaden. Der Herr zeigte ihr „sein süßestes Herz, das Werkzeug der anbetungswürdigen Dreifaltigkeit“, welches alles ersetzen wird, wenn man sich mit Vertrauen daran wendet, da das göttliche Herz die menschliche Schwachheit und Unbeständigkeit kennt. Wollte ihre Seele sich in äußere Dinge verlieren, so war es das Herz des Herrn, das sie wieder an sich zog. Aus dem heiligsten Herzen empfing sie Tugenden, die ihr fehlten, wenn sie sich im Andenken an ihre Fehler verdemütigte. Durch guten Willen konnte sie alles aus dem Herzen Jesu erlangen. Dort suchte und fand sie Ruhe in ihren Kämpfen. Sie durfte schauen, wie man um so mehr Gnaden erhält, je näher man dem göttlichen Herzen steht.

Den Wert der Leiden lernte sie im Erlöserherzen verstehen, als der Herr zu ihr sprach: „Meine besonderen Freunde suche ich oft durch körperliche Krankheit und innere Trostlosigkeit heim, damit die rührende Liebe meines Herzens sie reichlicher belohnen kann, wenn ich jetzt ihrem Verlangen nicht entspreche.“ 

Alle guten Werke aber, welche zur Ehre Gottes geschehen, zieht das göttliche Herz in sich hinein und veredelt und vollendet sie auf wunderbare, unaussprechliche Weise.

Über den Wert des Gebets zum heiligsten Herzen wird sie vom Herrn selbst belehrt: „So oft habe ich Dir schon mein Herz zum Zeichen unserer vertrautesten Liebe geschenkt. Wenn Du mich deshalb um etwas bitten willst, so weise mich hin auf mein Herz, das ich aus Liebe zu den Menschen in der Menschwerdung angenommen habe, damit ich dir daraus jene Gnaden schenke, um die du mich bittest."

Die französischen Benediktiner, die die Schriften der heiligen Gertrud und der heiligen Mechthild von Hackeborn herausgaben, die auch in Helfta im Zisterzienserinnenkloster lebte, bemerkten mit Recht: „Niemals ist vorher und selten nachher ausführlicher, schöner und passender über die Wirksamkeit des göttlichen Herzens sowie über seine Beziehungen zur heiligsten Dreifaltigkeit, zu den Menschen, zu den Heiligen oder den Seelen des Fegefeuers geschrieben worden, als wir es bei der heiligen Gertrud und der heiligen Mechthild finden.“

 (Nach Karl Richstätter S.J.:H Die Herz-Jesu-Verehrung des deutschen Mittelalters)

Wollten wir diesen so heiligen Frauen nur nacheifern in ihrer Liebe zum heiligsten Erlöserherzen, in ihrem hohen Tugendstreben und ihrer Liebe zum Leiden! 

Den Anfang könnte das tägliche häufige Stoßgebet: „Heiligstes Herz Jesu, gib, dass ich Dich immer mehr liebe!“ machen, zusammen mit dem Vorsatz, sich nicht so viel in äußerliche Dinge zu verlieren.