Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Mittwoch, 16. November 2011

Besuch des Herrn


Kälte der Luft tut dem Leibe weh. Aber mehr weh tut es dem Herzen Jesu, wenn es von den Menschen Kälte erfahren, wenn es gleichsam frieren muss. 
Und das geschieht Ihm ach so oft. Er weilt als Vater, Bruder, Freund unter uns im Gotteshause eingeschlossen auf dem Altar, aber draußen ist kalte frostige Luft um ihn. Die Kinder, Geschwister, Freunde rennen und laufen bei Ihm vorbei, ohne auch nur an Ihn zu denken, ohne Ihn zu grüßen, wie wenn Er gar nicht daheim wäre in Seinem Hause. Ach ja:

Der Heiland friert im Sakrament
mehr noch, als einst im Stalle.

In kalter Kirche still nur brennt
das Licht und lockt zwar alle.

Doch ist Er, ach, so oft allein,
hat nichts Ihn warm zu machen.

Will keiner Ihm Gesellschaft sein?
Mag niemand bei Ihm wachen?

Sieh! da gibt es jetzt Gelegenheit, deinem Heiland einen Liebesdienst zu erweisen und für die Kälte, die Ihm die Leute zeigen, ein warmes Herz entgegenzubringen durch öfteren Besuch. Zuweilen ist es dir doch wohl möglich, wirklich vor der Wohnung Jesu zu erscheinen. Viele könnten Ihn ohne Zweifel täglich besuchen; aber mein Gott, wie zeigen sie da in so trauriger Weise ihren Kaltsinn und dass sie von Liebe leer sind!
O christliche Seele, versäume du doch nicht, dem göttlichen Herzen Jesu Sühne zu leisten durch m ö g l i c h s t o f t m a l i g e B e s u c h e . „Meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu weilen,“ spricht der Herr, und die undankbaren Menschenkinder finden es überflüssig, langweilig, halten es für Zeitverlust, eine solche Liebe zu erwidern. Nicht wahr, christliche Seele, du willst die liebevolle Einladung, die in diesen Worten sanft durchklingt, nicht überhören, willst zu Jesus sprechen: „Auch meine Wonne ist es, bei Dir, o Geliebter meines Herzens, zu weilen!“

Aus: Franz Seraph Hattler S.J., Großes Herz-Jesu-Buch für die christliche Familie, Friedrich Pustet, Regensburg, Rom & New York, 1901