Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Montag, 7. Mai 2012

Wann Phantasie jeder Seele gefährlich wird



Triptychon: Garten der Lüste
Hieronymus Bosch, um 1500,
der offensichtlich eine zu reichhaltige Phantasie hatte


Die leider in Vergessenheit geratenen deutsche Mystikerin Mater Salesia Schulten ließ Gott schauen, dass der Teufel nur durch die Phantasie Gewalt über die Seele erlangen kann. Wenn man merkt, dass die Phantasie zum Schlechten mit einem durchgeht, muss man sofort mit dem Willen einen Riegel davor schieben und Gott um Kraft bitten, der Versuchung widerstehen zu können.


Man kann über diesen Sachverhalt nicht oft genug nachdenken, gerade in den Zeiten, in denen fast alle Medien die Phantasie nur zum Schlechten lenken, und wird schnell feststellen, dass wer seine Phantasie kontrolliert, die Zahl seiner Sünden wird auffällig verringern können.


Sehr anschaulich beschreibt diesen Zusammenhang Prälat Prof. May in seiner Predigt Die Ord­nung der mensch­li­chen Phan­ta­sie:
 (...) Die Vor­stel­lun­gen, die in unse­rer Seele durch die Phan­ta­sie wach­ge­ru­fen wer­den, kön­nen drei­fach unse­rer Seele gefähr­lich wer­den. 
Ein­mal kann das nutz­lose und sinn­lose Umher­schwei­fen der Phan­ta­sie uns scha­den, auch wenn die Gedan­ken selbst nicht gefähr­lich sind. Wir ver­lie­ren Zeit, wir ver­geu­den unsere kost­bare Zeit, wir hem­men unsere Arbeit, wir min­dern unsere Leis­tung und wir ver­tän­deln, was wir nütz­lich hät­ten ver­brin­gen sol­len. Auch die Andacht wird ja, wie wir alle wis­sen, durch Phan­ta­sien gestört, manch­mal sogar zer­stört, der Auf­schwung zu Gott wird gehemmt, die Freude an Gott gemin­dert, der Nut­zen des Gebe­tes geschmä­lert. 
Noch gefähr­li­cher ist es, wenn die Phan­ta­sie im Dienste der Lei­den­schaft steht, etwa im Dienste des Has­ses. Wenn ein Gegen­stand des Has­ses in unse­rer Seele auf­taucht, dann ver­mag die Phan­ta­sie ihn zu ver­grö­bern. Sie sieht dann bei dem betref­fen­den Men­schen nur noch die nega­ti­ven Eigen­schaf­ten und ver­gißt das Gute, das er auch an sich hat. „Der Haß macht blind“, sagt der Volks­mund, und das ist wahr. Die Phan­ta­sie unter­schlägt das Gute, das an dem anderen ist, und über­treibt das Böse, das er in sich trägt. 
Auch die Phan­ta­sie der Liebe ver­mag die Wirk­lich­keit zu ver­zeich­nen. „Die Liebe macht blind“, sagt wie­derum der Volks­mund, und auch das ist wahr; denn sie über­sieht die Schwä­chen und Feh­ler des Gelieb­ten und fälscht sie um in Vor­züge, und auf diese Weise ent­steht in uns ein fal­sches Bild vom Nächs­ten.

Ganz gefähr­lich ist die Phan­ta­sie vor allem, wenn sie die Unlauter­keit in uns zu erwe­cken sucht, also die Unkeusch­heit, die Unzucht. Denn sie malt diese Mög­lich­kei­ten, diese Reize, diese Begeb­nisse in einem glän­zen­den Lichte, sie betrügt den Men­schen um die Wirk­lich­keit des­sen, was mit die­sen geschlecht­li­chen Din­gen an Leid, Kum­mer und Scha­den ver­bun­den ist, und so wird leicht die unlau­tere Phan­ta­sie zu einer Tyran­nin, zu einer Tyran­nin, die die Kräfte des Men­schen, Ver­stand und Wil­len, in ihren schreck­li­chen Dienst nimmt und einen Ekel gegen die Rein­heit, gegen die Unschuld, gegen die Keusch­heit erzeugt.

Diese drei Gefah­ren der Phan­ta­sie müs­sen wir nach Mög­lich­keit abzu­wen­den ver­su­chen. Wie macht man das?
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