Triptychon: Garten der Lüste Hieronymus Bosch, um 1500, der offensichtlich eine zu reichhaltige Phantasie hatte |
Die leider in Vergessenheit geratenen deutsche Mystikerin Mater Salesia Schulten ließ Gott schauen, dass der Teufel nur durch die Phantasie Gewalt über die Seele erlangen kann. Wenn man merkt, dass die Phantasie zum Schlechten mit einem durchgeht, muss man sofort mit dem Willen einen Riegel davor schieben und Gott um Kraft bitten, der Versuchung widerstehen zu können.
Man kann über diesen Sachverhalt nicht oft genug nachdenken, gerade in den Zeiten, in denen fast alle Medien die Phantasie nur zum Schlechten lenken, und wird schnell feststellen, dass wer seine Phantasie kontrolliert, die Zahl seiner Sünden wird auffällig verringern können.
Sehr anschaulich beschreibt diesen Zusammenhang Prälat Prof. May in seiner Predigt Die Ordnung der menschlichen Phantasie:
(...) Die Vorstellungen, die in unserer Seele durch die Phantasie wachgerufen werden, können dreifach unserer Seele gefährlich werden.
Einmal kann das nutzlose und sinnlose Umherschweifen der Phantasie uns schaden, auch wenn die Gedanken selbst nicht gefährlich sind. Wir verlieren Zeit, wir vergeuden unsere kostbare Zeit, wir hemmen unsere Arbeit, wir mindern unsere Leistung und wir vertändeln, was wir nützlich hätten verbringen sollen. Auch die Andacht wird ja, wie wir alle wissen, durch Phantasien gestört, manchmal sogar zerstört, der Aufschwung zu Gott wird gehemmt, die Freude an Gott gemindert, der Nutzen des Gebetes geschmälert.
Noch gefährlicher ist es, wenn die Phantasie im Dienste der Leidenschaft steht, etwa im Dienste des Hasses. Wenn ein Gegenstand des Hasses in unserer Seele auftaucht, dann vermag die Phantasie ihn zu vergröbern. Sie sieht dann bei dem betreffenden Menschen nur noch die negativen Eigenschaften und vergißt das Gute, das er auch an sich hat. „Der Haß macht blind“, sagt der Volksmund, und das ist wahr. Die Phantasie unterschlägt das Gute, das an dem anderen ist, und übertreibt das Böse, das er in sich trägt.
Auch die Phantasie der Liebe vermag die Wirklichkeit zu verzeichnen. „Die Liebe macht blind“, sagt wiederum der Volksmund, und auch das ist wahr; denn sie übersieht die Schwächen und Fehler des Geliebten und fälscht sie um in Vorzüge, und auf diese Weise entsteht in uns ein falsches Bild vom Nächsten.
Ganz gefährlich ist die Phantasie vor allem, wenn sie die Unlauterkeit in uns zu erwecken sucht, also die Unkeuschheit, die Unzucht. Denn sie malt diese Möglichkeiten, diese Reize, diese Begebnisse in einem glänzenden Lichte, sie betrügt den Menschen um die Wirklichkeit dessen, was mit diesen geschlechtlichen Dingen an Leid, Kummer und Schaden verbunden ist, und so wird leicht die unlautere Phantasie zu einer Tyrannin, zu einer Tyrannin, die die Kräfte des Menschen, Verstand und Willen, in ihren schrecklichen Dienst nimmt und einen Ekel gegen die Reinheit, gegen die Unschuld, gegen die Keuschheit erzeugt.
Diese drei Gefahren der Phantasie müssen wir nach Möglichkeit abzuwenden versuchen. Wie macht man das?
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