Als die beiden Frauen zu ihm kamen, die je ein Kind geboren hatten, von denen aber eines im Schlafe erdrückt war, da fällte er sein salomonisches Urteil, man solle das überlebende Kind teilen und jeder Frau die Hälfte geben. Er wußte genau, wenn er einen solchen Vorschlag macht, dann wird sich die Mutter rühren und wird sagen: Nein, lieber soll die andere das Kind behalten, als daß es getötet wird. Und so war es. Salomon hatte die Gabe des Rates.
Auch Daniel besaß diese Gabe. Susanna wurde angeklagt von zwei alten Wüstlingen, daß sie sich vergangen habe mit einem jungen Mann. Susanna wurde zum Tode verurteilt und zur Steinigung geführt. Aber da erhob sich der Daniel und sagte: „Diese Männer haben falsches Zeugnis wider sie abgegeben.“ Alles war erstaunt, man ging zurück zum Gerichtsgebäude, die Verhandlung wurde noch einmal aufgenommen. Und dann hat die Gabe des Rates bewirkt, daß Daniel in wunderbarer prozessualer Kunst die beiden überführt hat.
Zunächst trennte er die beiden Ankläger voneinander. „Sag,“ so fuhr er den einen an, „unter welchem Baume sahst du sie sündigen?“ „Unter einem Mastixbaume.“ Getrennt von diesem Manne vernahm er den anderen: „Sag, unter welchem Baume sahst du sie sündigen?“ „Unter einer Steineiche.“
Die beiden Männer gaben also ganz verschiedene Örtlichkeiten für den von ihnen beschriebenen Vorgang an; das konnte ja nun nicht stimmen; diese Widersprüche entlarvten die beiden alten Sünder. Jetzt wurden sie verhaftet und getötet, und Susanna ging schuldlos von dannen.
Das war die Gabe des Rates, die Daniel zu eigen war."
alles von Prälat Prof. Georg May Quelle
Die sieben Gaben des Heiligen Geistes sind:
Weisheit, Wissenschaft, Verstand, Rat, Stärke, Frömmigkeit, Furcht des Herrn.