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Montag, 7. Mai 2012

Geschichte des Marienmonat Mai

Wie ist der marianische Maimonat eingeführt worden?


Maria im Rosenhag
Martin Schongauer, 1473
Unter den vielen und mannigfaltigen Festen und Andachten zu Ehren der glorreichen Gottesmutter ist eine der rührendsten und lieblichsten die Maiandacht oder der Monat Mariä. – Es war der Liebe des frommen katholischen Volkes nicht genug, die hohe Jungfrau an ihren Festen zu ehren, täglich dreimal zu grüßen und jede Woche den Samstag ihrer Verehrung zu weihen;  es wollte überdies noch einen Monat des Jahres, und zwar den reizendsten und lieblichsten von allen, den Monat Mai, zu ihrer Verehrung auserwählen. 


Der Mensch, statt die zahllosen Gaben, womit der liebe Gott ihn überschüttet, zur Verherrlichung des Gebers mit Dank zu benützen, missbraucht sie gewöhnlich und wendet sie gar oft mit unverantwortlichem Leichtsinn zur Beleidigung seines Schöpfers und Herrn an. So macht er es auch mit dem holden Frühlingsmonat Mai. 
In diesem so freundlichen Monat, wo Fluren Täler und Berge sich mit neuem Grün bekleiden, wo köstlicher Blütenduft die Lüfte durchwürzt, wo die Vögel wieder ihre Stimme zum Lobpreis des Schöpfers erschallen lassen, wo überall neues Leben sich regt und jedes gefühlvolle Herz über die Schönheit der Natur sich erfreut und des himmlischen Vaters Güte, Macht und Weisheit preist,    in diesem freundlichen Monat vergessen auch so viele Menschen denjenigen, der ihnen diese Freuden bereitete, und wenden die schöne Zeit nur dazu an, um in unerlaubten Genüssen zu schwelgen und ihre Herzen mit Sünden zu beflecken. 
Dies war besonders am Ende des achtzehnten Jahrhunderts der Fall, wo der Unglaube schreckliche Verheerungen anrichtete und es den Anschein hatte, als würde das Andenken  Gottes ganz aus den Herzen der Menschen verschwinden. – Betrübt über diesen Leichtsinn, diesen Undank und diese Gottvergessenheit, haben sich in der Stadt Rom mehrere fromme Seelen, der Missionar Pater Latomia SJ an der Spitze, in dem Entschluss vereinigt, den Monat Mai der Verehrung der Himmelskönigin zu weihen.

Während im Freien gottlose Lieder ertönten, im wilden Tanze, im Spiel und im Scherz ausgelassene Menschen die edle Zeit vergeudeten und Gott den Herrn beleidigten, und während Gotteslästerungen aller Art dem Munde der Ungläubigen entströmten, schmückten diese frommen Seelen den Altar der hochbegnadigten Jungfrau mit Blumen, warfen sich vor ihm nieder und flehten zur Mutter der Barmherzigkeit, dass sie durch ihre mächtige Fürbitte die Gottlosigkeit, den Leichtsinn und Undank sühnen und das Erbarmen Gottes über die verblendeten Kinder der Welt herabrufen möchte.
Kaum war diese neue Andacht bekannt geworden, so wurde sie überall mit Freuden begrüßt, und es wird jetzt kaum mehr ein Bistum in der katholischen Kirche zu finden sein, wo diese segensreiche Andacht nicht in irgendeinem Gotteshause eingeführt ist oder im Kreise frommer Familien gefeiert wird.


alles aus: Des ehrwürdigen P. Leonhard Goffine Katholische Handpostille, 69. Auflg. Kösel & Pustet, mit Imprimatur, S.597