Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Mittwoch, 2. Mai 2012

Vom Sterben wollen zum Leben wollen


Alison Davis

Die frühere Atheistin und jetzige glückliche Katholikin Alison Davis beherrscht die große Kunst, von der viele praktizierende Katholiken leider noch nie gehört haben: Gott ihr Leiden durch die Verbindung mit den Leiden Christi aufzuopfern.
(Wie bei Garvan Byrne gilt, jeder, der nur irgendwie Englisch kann sollte sich die Sendung anhören – leider spricht sie manchmal etwas undeutlich, aber man versteht trotzdem genug. Der Interviewer ist übrigens für heutige Zeiten hervorragend.)


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Die Engländerin Alison Davis kam mit Spina bifida zur Welt und sitzt im Rollstuhl. Sie wollte 10 Jahre lang sterben, da ihre Schmerzen, die Ärzte auf einer Skala von 1 bis 10 einteilen, sich nach ihrer Einschätzung ständig auf 10 plus befinden, schließlich kamen auch noch akute Atembeschwerden hinzu. Im Tod sah sie als Atheistin einen willkommenen Ausweg.
Auch während des Interviews musste sie Morphium nehmen. Sie hatte schon einen Selbstmordversuch hinter sich, von dem sie gegen ihren Willen gerettet wurde, worüber sie jetzt überdankbar ist.

Nach einem Besuch in Indien bei armen, behinderten Kindern, merkte sie, dass es Menschen gibt, denen sie helfen kann und entschied sich, selbst leben zu wollen. Sie fing an, darüber nachzudenken, ob es nicht doch ein höheres Wesen oder einen Gott gibt. Nach dem Studium einiger Religionen, die sie nicht völlig überzeugten, fand sie dahin, wo sie auf keinen Fall hin wollte: zum katholischen Glauben, den sie als wahr erkannte.
In Lourdes erlebte sie bei einem Kreuzweggebet, dass der liebe Gott, vor dem sie immer weggelaufen war, sie kannte und sie dennoch liebte. Sie lernte, dass sie ihre Leiden als Gebet Gott aufopfern kann, dass sie einen Sinn haben, dass sie Christus so helfen kann, sein Kreuz zu tragen.
Ganz am Ende kommt ihre eigene Betrachtung ihres besonderen Kruzifixes, in der sie rührend erklärt, warum sie den Gekreuzigten immer an sich drückt, wenn sie wieder entsetzliche Schmerzen hat. Alison versteht auch die Kunst das bittere Leiden Christi recht zu betrachten
Wie Garvan Byrne weist sie auf die immer ausgestreckten Arme des Heilandes hin, die er trotz seiner unglaublichen Leiden am Kreuz, wo er zu nichts anderem mehr Kraft hat, zu ihr hin ausgestreckt hält.
Ihr Pfleger seit 23 Jahren, der für sie als junger Mann seine ursprüngliche Berufsplanung aufgegeben hatte, war Taufscheinkatholik. Nicht sie hat durch ihn zum katholischen Glauben gefunden, sondern er hat durch sie wieder zurückgefunden.

Wie bei Garvan Byrne kann auch in diesem Fall man erkennen, welch ein Segen Kranke, Leidende und Sterbende für ihre Familie oder Nebenmenschen sein können. 
Selbst als Alison noch nicht katholisch war, wurden die Leute durch den Umgang mit ihr besser, wie sie rückblickend erkennen konnte, weil sie uneigennützig versuchten, ihr Leid zu lindern und von ihren oberflächlichen Gedanken zu tiefsinnigeren kamen.
Sie findet die Vorstellung, dass sich jemand das Leben nimmt, weil er sich als Zumutung für andere empfindet, sehr traurig, denn  sie selbst durfte sich nach ihrem Selbstmordversuch Vorwürfe anhören: "Wie konntest du uns das antun? Hast du nicht daran gedacht, wie wir uns gefühlt hätten, wenn dein Selbstmordversuch erfolgreich gewesen wäre?" Bis dahin hatte sie sich nicht vorstellen können, dass man jemanden wie sie vermisst hätte.
Alison Davis meint, dass jeder, der sich töten will, zu wenig Hoffnung habe.

Nach katholischer Lehre kann jemand, der im Stand der heiligmachenden Gnade ist, durch geduldig ertragenes, mit Christus verbundenes und so Gott für sich und andere aufgeopfertes Leiden unermessliche Gnaden verdienen. Was man auf diese Weise Gutes für andere* getan bzw. erlitten hat, wird man erst in der Ewigkeit in seinem ganzen Umfang erkennen können.
Diesen Gedankengang beschreibt auch Alison, die durch die katholische Lehre zum ersten Mal entdeckte, dass es in ihrem Leben nicht nur darum geht, was andere für sie tun können, sondern was sie durch die Aufopferung ihres Leidens für andere tun kann. Nur durch geduldiges Leiden verdient man den Himmel.

In Zeiten für legal erklärter Sterbehilfe und millionenfacher Tötung unerwünschten oder als zu krank eingestuften Lebens im Mutterleib sind Zeugnisse von Menschen wie Alison Davis nötiger denn je.


* aus der Dogmatik: Die Gläubigen auf Erden können durch die im Gnadenstand verrichteten guten Werke füreinander Gaben von Gott de congruo verdienen. Sent. probabilis.