hl. Johannes Chrysostomus,
einer der vier großen morgenländischen Kirchenväter und Kirchenlehrer |
Demgemäss soll auch der, welcher als Lehrer in die Öffentlichkeit tritt, sich um die Lobsprüche anderer nicht kümmern, noch weniger sich durch solche Leute mutlos machen lassen; vielmehr verfertige er seine Predigten so, dass er Gott gefalle.
Denn Gott allein muss ihm Richtschnur und Ziel bei der möglichst besten Ausarbeitung seiner Predigten sein, nicht Beifallklatschen und Lobsprüche.
Denn Gott allein muss ihm Richtschnur und Ziel bei der möglichst besten Ausarbeitung seiner Predigten sein, nicht Beifallklatschen und Lobsprüche.
Wenn ihm zwar auch von den Menschen Beifall gezollt wird, so weise er das Lob nicht zurück; wird ihm aber solches seitens der Zuhörer nicht gespendet, so suche er es nicht und gräme sich darüber nicht.
Denn einen hinreichenden, ja überreichlichen Trost für seine Mühen gewährt ihm dann das eigene Bewusstsein, bloss um Gott zu gefallen, seine Predigten ausgearbeitet und gestaltet zu haben.
Wenn er sich nämlich von der Sucht nach unvernünftigen Lobhudeleien gefangen nehmen lässt, so hat er von seinen vielen Anstrengungen und seiner Redegewalt gar keinen Nutzen. Wer den unverständigen Tadel der Menge nicht zu ertragen vermag, der erschlafft und lässt im Fleisse, den er auf seine Predigten verwandte, nach. Darum muss [ein tüchtiger Prediger] vor allem anderen die Kunst gelernt haben, das Lob zu verachten.
Wenn er sich nämlich von der Sucht nach unvernünftigen Lobhudeleien gefangen nehmen lässt, so hat er von seinen vielen Anstrengungen und seiner Redegewalt gar keinen Nutzen. Wer den unverständigen Tadel der Menge nicht zu ertragen vermag, der erschlafft und lässt im Fleisse, den er auf seine Predigten verwandte, nach. Darum muss [ein tüchtiger Prediger] vor allem anderen die Kunst gelernt haben, das Lob zu verachten.
Denn die Redefertigkeit an sich genügt nicht, um seine Tüchtigkeit hierin zu bewahren, wenn nicht auch das andere [die Verachtung des Lobes] hinzukommt. Bei genauer Prüfung wird man des Weiteren erkennen, dass auch dem, welcher der Gewandtheit im Reden entbehrt, nicht minder die Verachtung des Lobes vonnöten ist als dem Redebegabten. Kann es doch nicht ausbleiben, dass er viele Fehler begeht, wenn er für die Meinung der grossen Menge sich eingenommen zeigt.
Denn da er nicht in der Lage ist, den durch Redetüchtigkeit sich auszeichnenden Predigern gleichzukommen, so wird er dann keine Bedenken tragen, ihnen hinterlistig durch Neid und grundlosen Tadel nachzustellen und noch andere derartige Unanständigkeiten gegen sie zu begehen. Ja, er wird alles daran setzen und sollte es auch sein Leben kosten, um deren Ruhm auf die eigene erbärmliche Unbedeutendheit herabzudrücken. Ausserdem wird er [bei seinen Predigten] jeder anstrengenden Arbeit sich entziehen, nachdem eine Art von Lähmung sich über seine Seele ausgebreitet hat. Denn für denjenigen, der nicht imstande ist, Lobsprüche zu verachten, genügt schon der Umstand, dass er trotz vieler Mühen nur wenig Beifall erntet, um ihn mutlos zu machen und in tiefen Schlaf zu versetzen. (...)"
alles aus: Über das Priestertum, 5. Buch, Kapitel VII und VIII