Lagerkapelle im KZ Dachau, aufgenommen bei der Probe zur Priesterweihe des sel. Karl Leisner Quelle |
(...) Der Priester lebt gefährlich; denn die Kirche ist immer eine leidende Kirche. Sie wird immer Verfolgung leiden, wenn sie ihren Auftrag, den sie vom Herrn bekommen hat, vollgültig durchführt. Denn dieser Auftrag weckt die Gereiztheit der Menschen, und diese Gereiztheit schlägt sich in Haß nieder, und so wird die Kirche immer eine verfolgte Kirche sein.
Es ist etwas ganz anderes, meine lieben Freunde, ob ich in der Verfolgung auf Frau und Kinder Rücksicht nehmen muß, die mir anvertraut sind, oder ob ich allein stehe. Wenn ich frei bin, werde ich mit größerem Elan, mit mehr Mut und mit stärkerer Tapferkeit des Herzens den Verfolgern widerstehen. So war es immer, und so wird es immer bleiben. Denken wir, meine lieben Freunde, an die Zeit des Nationalsozialismus!
Vom Jahre 1934 bis 1945 wurden in die deutschen Konzentrationslager 2.806 Geistliche eingeliefert, 2.806 Geistliche. Davon waren 95 % katholische Priester und nur 4 % protestantische Religionsdiener. Ist das nicht ein Zeichen dafür, wer sich in dieser Gefahrenzeit gut geschlagen hat und tapfer gehalten hat?
Von den 447 Geistlichen, die im Konzentrationslager Dachau waren, waren 411 Katholiken und nur 36 Protestanten. Als es dann nach dem Krieg um die Entnazifizierung ging, also die Ausmerzung der nationalsozialistischen Vergangenheit, da hat man in der amerikanischen Zone eine Statistik erstellt. 388 Geistliche waren von der Entnazifizierung betroffen, hatten sich also irgendwie näher mit dem Regime eingelassen. Von den 388 Geistlichen waren 386 Protestanten und 2 Katholiken.
Das sind Zahlen, die, so meine ich, auch für den Zölibat sprechen. Denn hier zeigt sich ganz eindeutig, daß ein Mann, der sich Gott und der Kirche ganz und gar ausgeliefert hat, viel tapferer und viel mutiger dem Totalitarismus widersteht als jemand, der immer durch die Fenster von Ehe und Familie auf die Wirklichkeit schauen kann. (...)
alles aus der Predigt: Der Zölibat von Prälat Prof. Georg May
Mehr über verfolgte Priester findet sich in dem Buch Kirchenkampf oder Katholikenverfolgung?, ebenfalls von Prof. Georg May, das noch sehr selten antiquarisch erhältlich ist.
Ebenfalls hoch empfehlenswert zur Weiterbildung in Kirchengeschichte ist das Buch Priester vor Hitlers Tribunalen von Benedicta Maria Kempner.
Siehe auch: Die Verfolgung der katholischen Kirche im Dritten Reich