Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Samstag, 22. September 2012

Der Kern der gegenwärtigen Probleme: keine brennende Liebe zu Christus

Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über.   (Mt. 12,34) Tipp zur abendlichen Gewissenserforschung: Wie oft rede ich von Christus?

Folgendes ist  aus der Predigt von Prälat Georg May: Über Chris­tus, die Seele der Kir­che 

(...) Pau­lus war ein gro­ßer Theo­loge, ein genia­ler Orga­ni­sa­tor, ein Kir­chen­grün­der, ein Gesetz­ge­ber. Aber seine eigent­li­che, seine tiefe Liebe gilt nicht dem Sys­tem, gilt nicht sei­ner Grün­dung; seine eigent­li­che und tiefe Liebe gilt einer Per­son, gilt Jesus Chris­tus. Da wirkt Pau­lus ganz mensch­lich, ganz warm und ganz innig, wenn immer er auf Chris­tus zu spre­chen kommt. 

Die Päpste, die in der Kir­che gewirkt haben, waren immer dann gewal­tige und in die Zukunft wei­sende Gestal­ten, wenn sie nicht nur geniale Orga­ni­sa­to­ren waren, son­dern wenn in ihnen die Chris­tus­liebe glühte
Ein Mann wie Gre­gor der Große war gewiß ein geis­tes­mäch­ti­ger Staats­mann, aber er wäre nie­mals zukunfts­wei­send gewor­den, wenn in ihm nicht eine innige Liebe zu Jesus geglüht hätte, wenn er nicht der Mönch gewe­sen wäre, der die Ver­ei­ni­gung mit Chris­tus aus sei­ner Zelle auf den Thron Petri mit­nahm. Und so ist es bei allen Päps­ten gewe­sen, die Gewal­ti­ges und Dau­ern­des geschaf­fen haben, ob sie nun Leo oder Pius hie­ßen. Immer wenn sich in ihnen Genia­li­tät mit Hei­lig­keit ver­band, dann haben sie für die Kir­che Blei­ben­des geleis­tet.

Ähn­li­ches gilt für die gro­ßen Ordens­stif­ter. Das waren Män­ner und Frauen, die von der Liebe zu Chris­tus erfüllt waren, die aus die­ser Liebe die Welt durch­eil­ten mit der ein­zi­gen Frage im Her­zen und auf den Lip­pen: „Herr, was willst du, das ich tun soll?“ 


Des­we­gen sind die Stät­ten, an denen sie gewirkt haben, bis heute noch hei­lig, ob sie Cluny oder Clairvaux oder Cîtaux oder Man­resa hei­ßen. Das sind die Stät­ten, aus denen das Leben der Kir­che gequol­len ist, weil da Men­schen sich dem Herrn zu Füßen gewor­fen haben, die von sei­ner Liebe eine Wunde tru­gen, die erst im Him­mel heilt. Umge­kehrt waren geniale herr­scher­li­che Gestal­ten, denen die glü­hende Liebe zu Chris­tus fehlte, in der Kir­che zu ihrer Zeit gewiß ein­fluß­reich, aber sie haben nichts Dau­er­haf­tes hin­ter­las­sen. Die macht­be­wuß­ten Päpste des Mit­tel­al­ters haben zu ihrer Zeit Bedeu­ten­des geleis­tet, ohne Frage. 
Aber was geblie­ben ist, das war nicht ihr Werk, son­dern das waren die Taten der unschein­ba­ren Mön­che, ob sie nun Domi­ni­kus oder Fran­zis­kus gehei­ßen haben. Sie haben die Zei­ten über­dau­ert. Warum? Weil in ihnen eine gren­zen­lose Chris­tus­liebe lebte, weil sie getrie­ben waren von einer Trieb­kraft, die aus dem Her­zen Jesu stammte. 


Dann kamen düs­tere Zei­ten über die Kir­che: das Exil in Avi­gnon, das große abend­län­di­sche Schisma, die Kämpfe zwi­schen den ver­schie­de­nen Frak­tio­nen in der Kir­che, die heid­ni­schen Bestre­bun­gen im Renais­sance-Papst­tum. 250 Jahre ist kein Papst hei­lig gewor­den, 250 Jahre hat kein Hei­li­ger den Papst­thron bestie­gen. Und des­we­gen war diese Peri­ode eine Zeit, in der nichts Dau­er­haf­tes geschaf­fen wurde. 
Erst als dann wie­der im 16. Jahr­hun­dert die neuen Kräfte sich Bahn bra­chen, da kam Bewe­gung in die Kir­che, da hat die Kir­che ihre Ener­gie zusam­men­ge­faßt, da hat sie sich nach außen gewandt in einer gewal­ti­gen Mis­si­ons­be­we­gung, da waren wie­der die Män­ner und Frauen da, wel­che aus Chris­tus­liebe und von die­ser Liebe getrie­ben die Wahr­heit und die Gnade Got­tes in die Welt tru­gen.

Der größte Man­gel in der Gegen­wart ist das Feh­len von Män­nern und Frauen, von Jugend­li­chen und Kin­dern, die von einem uner­schüt­ter­li­chen Glau­ben und von einer inni­gen Liebe zu Jesus erfüllt sind. 

Die­ser Man­gel ist dafür ver­ant­wort­lich, daß die Beru­fun­gen feh­len oder ver­si­ckern, daß die Pries­ter­se­mi­na­rien leer ste­hen, daß die Ordens­häu­ser ver­kauft wer­den müs­sen. An die­sem Man­gel lei­den auch viele Unter­neh­mun­gen der Kir­che. Es wird ja man­ches getan, aber die­sen Unter­neh­mun­gen fehlt die Seele, wenn sie nicht von Men­schen ins Leben geru­fen und getra­gen wer­den, die von inni­ger Chris­tus­liebe erfüllt sind. 
Ein Bischof kann noch so viele Arti­kel schrei­ben und Vor­träge hal­ten, er kann noch so viele Sit­zun­gen ein­be­ru­fen und Ver­hand­lun­gen lei­ten, er kann noch so oft im Fern­se­hen auf­tre­ten und in der Zei­tung abge­bil­det wer­den: Wenn er nicht die Kräfte der Chris­tus­liebe in über­strö­men­dem Maße in sich trägt, dann ist all sein Wir­ken unfrucht­bar, Schaum­schlä­ge­rei, Eitel­keit. (...)