Alles nicht Kursive ist aus dem Buch Sentire cum ecclesia! Ein dringender Aufruf und Weckruf an Priester, von Pfarrer August Doerner, Direktor des Apostolates der Priester- und Ordensberufe, 1941, von der kirchlichen Behörde geprüft, enthält nichts gegen die Glaubens- und Sittenlehre:
Jesus Christus selbst, der göttliche Lehrmeister, fordert von den Priestern durch sein Beispiel und durch seine Lehre den Geist der Armut und apostolische Einfachheit.
Von der Wiege bis zur Bahre war die Armut die ständige Begleiterin des göttlichen Heilandes …
Wie aber der Meister, so soll auch der Jünger sein; was der Meister geübt, das soll auch der Jünger üben, was der Meister geliebt, das soll auch der Jünger lieben.
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Bei der Predigt und der Missionsarbeit in den Städten und Dörfern sollten die Apostel auf alles Irdische verzichten: „Nehmet weder Gold, noch Silber, noch sonstiges Geld in euren Gürteln mit, keine Reisetasche, nicht zwei Röcke, keine Schuhe, keinen Stab.“ (Mt 10,9 f.)
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Liebe zur Armut, Verzicht auf die Güter dieser Erde, allem entsagen, das war die Grundbedingung und das Grundgesetz, das der göttliche Heiland für die Aufnahme unter die Zahl der Jünger stellte.
Die Forderungen des Herrn aber sind und bleiben immer dieselben. Was er von seinen ersten Jüngern, den Aposteln, verlangt hat, verlangt er auch heute noch von seinen Jüngern, den Dienern des Heiligtums: Liebe zur Armut, apostolische Einfachheit.
Apostolische Einfachheit ist darum für den Priester notwendig, so verlangt es von ihm sein göttlicher Lehrmeister Jesus Christus.
Die Apostel haben dieses Grundgesetz ihres Meister auch nach seiner Himmelfahrt treu befolgt und auch von ihren Schülern und Nachfolgern den Geist der Armut und der Einfachheit des Lebenswandels gefordert. Der hl. Paulus bezeugt von sich und den anderen Aposteln die gleiche Armut und Einfachheit: „Bis auf diese Stunde leiden wir Hunger und Durst, sind ohne Kleidung, werden misshandelt, und wandern heimatlos umher. Wir mühen uns ab mit unserer Hände Arbeit.“ (1 Kor. 4,11f.)
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An einer anderen Stelle bemerkt der Völkerapostel: „Ihr erinnert euch doch, Brüder, unserer Mühen und Beschwerden, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um niemand von euch zur Last zu fallen. So haben wir euch das Evangelium verkündet.“ (1 Thess. 2,9)
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Die Geschichte der Kirche beweist es: die Kirche erlebte dann ihre größten und erfolgreichsten Zeiten, wenn der Klerus, vom Geiste der Armut beseelt, ein einfaches apostolisches Leben führte. Andererseits war es fast immer der Reichtum des Klerus, der die großen und verhängnisvollen Krisen über die Kirche brachte.
Dann werden wahrhaft große apostolische Seelsorger aufgezählt, die allesamt freiwillig arm waren: der hl. Papst Pius X., Papst Pius XI, Kardinal Merry de Val, Bischof Korum, und der hl. Pfarrer von Ars.
Alle diese großen Priester waren arm an irdischen Gütern, aber reich an Glauben und Liebe, überaus reich an Seelenernte. „Echte Selbstlosigkeit gewinnt dem Priester die Herzen aller“, sagte Papst Pius XI., und Pater Chevrier sagte: „Ein armer Priester ist allmächtig.“
Bischof Bares sagte einmal anlässlich der Erteilung der heiligen Weihen: „Ich brauche Priester, die ich nur mit einem Stuhle ausgestattet in ein Dorf setzen kann.“
Das christliche Volk fühlt es bald mit feinem Empfinden heraus, ob ein Priester ihre Seelen oder ihr Geld sucht, ob er ihr Seelenheil oder ihr Hab und Gut sucht. Je nachdem wird es dem Priester sein Herz öffnen oder verschließen, wird es ihm Vertrauen schenken oder entziehen.
Der im Rufe der Heiligkeit verstorbene Priester Eduard Poppe sagte: „Ich kenne wohl reiche Priester, die keine Früchte aufzuweisen hatten, aber wirklich arme Priester oder Missionare, die keinen Riesenerfolg hatten, kenne ich nicht.“
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Gibt es denn Priester, die am Gelde und am irdischen Gut hängen?
Ja, leider gibt es solche Priester.
Zeugt es nicht von Geldgier, wenn ein Priester bei der Bewerbung um eine neue Stelle zuerst danach fragt: Wie ist diese Stelle dotiert? Was bringt die neue Stelle ein? Anstatt nur an die unsterblichen Seelen zu denken, geht ihre erste Sorge auf das Gehalt.
Ist es nicht schmutzige Gewinnsucht, wenn der Priester wie ein Tagelöhner für alles bezahlt sein will, was er arbeitet und tut, wenn er selbst bei den heiligsten Verrichtungen nur auf den "Profit" bedacht ist?
Ist es nicht Anhänglichkeit an das Irdische, ist es nicht versteckte Geldgier, wenn vielfach bei Zusammenkünften und Konveniats der Geistlichen eines der ersten und wichtigsten Themen: Gehalt, Einkommen, die bange Frage und Sorge um das Irdische ist, anstatt von den ernsten und brennenden Fragen der Seelsorge zu sprechen - und das bei Priestern, die beim Empfang der Tonsur feierlich auf die Güter dieser Erde verzichtet haben: "Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über." (Mt. 12,34)
Welche Rolle spielt doch das Geld im Leben mancher Priester! "Du aber Mann Gottes, fliehe das!" (1. Tim. 6,11)
wird demnächst fortgesetzt