Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Sonntag, 18. Dezember 2011

Ein Haus nach dem Herzen Jesu (III)

Fortsetzung von hier :

Und da wandeln sie, Vater und Mutter und die Kinder und die Dienstleute, alle in stiller Sonntagsruhe der Kirche zu. Ans Arbeiten denkt da niemand – Freilich sind diese Leute noch nicht heilig gesprochen und es fällt auch der Gerechte am Tage siebenmal. Aber das ist zweierlei, die Sünde im Herzen einzufrieren oder sie nur wie eine Wolke über die sonnenhelle Gegend vorbeiziehen lassen. Der Windhauch der Gottesliebe treibt in der öfteren entschiedenen Beichte alles wieder fort und macht blaue Luft und Sonnenschein; und ist auch eines im Sturme zu Boden gedrückt worden, so kommt der liebe milde Gärtner ins Herz und bindet das schwache Pflänzlein wieder hoch an den Stützstab seiner Gnade. Und so kann der Poltergeist der Bosheit sich nie in ein solches Herz einnisten; wie Spinnengewebe und Ungeziefer wird er bald wieder hinausgeschafft. Darum hörst Du in so einem Haus auch kein Fluchen und Lästern und Schimpfen, keine unreinen Reden und zotige Späße und freche Lieder, worüber man zu all dem Übel auch noch lacht. Beim Spinnen im Winter habe ich gehört, wie sie den Rosenkranz beten und in der Seidenzieherei singen die Mädchen Kirchenlieder.

 Wie der süße Duft aus der Blume, so steigt aus der Gottesliebe der Geist der treuen Liebe zum Nächsten auf und erfüllt das Haus mit Wohlgeruch und geht im Hause segnend umher. Wohl können sie es einander auch nicht immer recht machen; aber man hat gelernt nachzugeben und eines die Last des anderen ertragen. Fährt auch dem und der unversehens ein unfreundliches Wort aus dem Munde heraus, so ist es bald wieder zurückgenommen und der Dorn bald aus dem Herzen gezogen und sie sind bald wieder gut. Die Schellen und Glocken der Klatscherei, von Verleumdung und Ehrabschneidung und Ohrenbläserei sind dort alle mit Heu verstopft; läutet aber oder klopft ein Armer an der Haustüre, geht er gewiss nie ohne milde Gabe und freundliches Wort davon.

Zu einer solchen Familie gehört aber als das kostbarste Hausgerät ein rechtschaffenes Hauskreuz. Einem echten Katholiken wird es langweilig wie in einer protestantischen Kirche, wenn er in der Stube kein Kreuz und kein Heiligenbild hat. Und ebenso kommen sich gottliebende Menschen langweilig vor, wenn sie nicht am Leiden merken, dass Gott bei ihnen ist.* Darum ist auch alles gleich zur Stelle, wenn ein Kreuz kommt, um es gemeinsam zu tragen in Liebe und edlem Schmerz – als wäre es ein teurer Überrest von Golgotha. Leidet ein Glied, leiden und dulden und beten sie alle mit und denken nicht viel darüber nach; es versteht sich von selbst.

 Nicht wahr, da ist es kein Wunder mehr, wenn der Heiland sein Wort wahr macht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Und darum ist ein solches Haus ein wahres Haus des Herrn und Christus herrscht darin und sein Geist wandelt und waltet ungesehen unter ihnen und betet und leidet und opfert mit ihnen, wie sie mit ihm am Sonntage in der Kirche bei der heiligen Messe.

Wenn der Schuster oder Tischler oder Wirt an seinem Haus ein Schild über der Tür anbringt, damit die Leute wissen, wen oder was sie darin finden können, so würde ich über ein solches Haus Schild und Schrift setzen:


                                                     „Hier wohnt Jesus.“

Fortsetzung folgt

(Nach: Das Haus des Herzens Jesu von P. Franz S. Hattler S.J., laut Vorwort früher in "abertausenden christlicher Familien verbreitet", Herdersche Verlagsbuchhandlung, 1912)


*In wie vielen alten katholischen Büchern kann man lesen, dass es unter den guten Katholiken stets die Meinung war, dass man sich beunruhigen muss, wenn man kein Kreuz hat. Das wurde als schlechtes Zeichen gedeutet, dass der liebe Gott sie vergessen hat, weil sie eines Kreuzes nicht würdig sind. Welch ein Unterschied zu der allgemeinen Haltung heute!