Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Samstag, 17. Dezember 2011

Der vernünftige Christ

Unser heiliger Vater Papst Benedikt hat wiederholt den Zusammenhang zwischen Vernunft und Glauben darlegt.
Nachstehende Predigt, obwohl schon 230 Jahre alt von erstaunlicher Aktualität, fügt der Vernunft jedoch noch hinzu, was spätestens seit dem Konzil – Gott sei es geklagt – in der Verkündigung kaum mehr betont wird, nämlich die Wahrheit:

Von der Wahrheit der christlichen Religion, welche die Grundlage aller Unterweisungen sein soll


Seitdem die christliche Religion gestiftet ist, dachten die Diener des göttlichen Wortes, ihrer Pflicht ein Genügen zu tun, wenn sie sich nur beflissen, die Wahrheiten der christlichen Sittenlehre recht darzulegen, und die Übung der Tugenden, welche sie lehrt, den Leuten einzuflößen. (Anm.: geschieht beides leider schon lange nicht mehr)

Jedoch, nachdem selbst in dem Schoße des Christentums sich eine Rotte ungläubiger Geister gebildet hat, welche, um die Sittenlehre der Religion im Grunde zu untergraben, sich mutwillig wider ihre Lehrsätze empören, und sich nicht damit begnügen, das Joch des Glaubens abzuschütteln, sondern auch noch bestrebt sind, ihn bei anderen zu vertilgen; so erfordert die Pflicht eines Predigers, sein Bestes zu tun, um die Wahrheit der Religion darzulegen.

Dies muss er tun, damit er sowohl die Gottlosigkeit derjenigen zu Schanden mache, welche nicht glauben wollen, als auch, damit er den Glauben der Gläubigen stark mache, welcher unter den Ungewittern, die ihn bestürmen, dem Schiffbruche ausgesetzt ist, und der nur deswegen bei einer großen Zahl der Christen unfruchtbar ist, weil sie auf die Beweggründe der Glaubwürdigkeit nicht genug achten, die ein jedes vernünftiges Gemüt bewegen soll, sich dem Joch des Glaubens zu unterwerfen.
Ehe ich zur Sache schreite, verlange ich eine Vernunft, die vorurteilsfrei und vom Joch der Leidenschaften befreit ist, welche den Eindrücken, die meine Beweggründe auf ihr Gemüt wirken können, den Weg verlegen. Eine aufgeklärte Vernunft muss und wird sich auf die Seite einer Religion stellen, welche sich derselben in ihrer ganzen Herrlichkeit, und mit dem ganzen Glanz der Wahrheit begleitet, darstellt. Es ist zwischen der Religion und der Vernunft eine so große Übereinstimmung, dass Vernünftigsein zwingend erforderlich ist, um bald ein Christ zu werden.

Im Übrigen ist dieser Gegenstand umso wichtiger, als es darum geht, gegen einheimische Feinde der Religion vorzugehen, von denen sie Vieles mehr zu fürchten hat, als von auswärtigen Feinden, welche sie mit offenbarer Gewalt angefallen haben, und ihr durch ihre Kämpfe nur noch einen neuen Schimmer gegeben haben; wohingegen die gottlose Sekte, mit der wir es zu tun haben, ihr desto gefährlichere Streiche versetzt, weil sie den Menschen am schwächsten Ort angreift, indem sie sich seiner Leidenschaften bedient, um ihn der Herrschaft des Glaubens zu entziehen.
Möchten wir doch die Wolken zerstreuen können, mit welchen der Geist der Finsternis schon einige Gemüter unter uns umnebelt hat! Möchten wir das Unkraut ausreißen, das der Feind in den Acker des Hausvaters gesät hat! Lasst uns beweisen: 
  • Dass es eine Religion gebe, die von Gott geoffenbart ist.
  • Dass diese Religion die christliche Religion sein.
  • Dass man die wahre Religion nirgends anders, als in der katholischen, apostolischen und römischen Kirche finde.

(wird fortgesetzt)

Aus: Predigten zur Unterweisung christlicher Gemeinden auf alle Sonntage und Hauptfeste des Jahres aus dem Inhalte des Evangeliums gezogen, welches man in der Messe liest. Jean Billot, Augsburg, 1780, mit Imprimatur