- Der Laue fürchtet nur die Todsünde, achtet aber die lässliche Sünde gering. Und doch liegt auch in der lässlichen Sünde mehr Bosheit, als alle guten Werke, die wir je tun könnten, Gutes in sich schließen. Der hl. Augustinus sagt: „Es wäre besser, dass das Weltall unterginge, als dass eine einzige lässliche Sünde geschehe.“ So urteilen die Heiligen. Der Laue aber denkt: „Wenn ich nur keine Todsünde begehe und eben an der Hölle vorbeikomme, an der Vermeidung der lässlichen Sünde liegt mir nichts.“ Und doch wird Gott auch durch die lässliche Sünde beleidigt. Welch schändliche Gesinnung!
- Der Laue verschwendet und missbraucht unzählige Gnaden, also die kostbarsten Güter die es gibt. Der hl. Thomas lehrt: "Eine einzige Gnade ist mehr wert als alle Güter der Natur.“
- Der Laue vernachlässigt den Fortschritt in der Tugend und hat das Gericht zu fürchten: „Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist; o dass du doch kalt oder warm wärest! So aber werde ich dich ausspeien aus meinem Munde“ (Offb.3,15,16)
(nach: Homiletisches
Handbuch für Missionen, Missionserneuerungen, Exerzitien. Oktaven, Triduen und für
Religionsvorträge in Standesvereinen von P. Max Kassipe O.M.I., Missionar, 1919)
Erklärung der Vulgata zu dem obigen Zitat aus der Offenbarung (3,15,16):
"Die Kälte ist Feindschaft und Widerstand (Ambros., Beda). So war Saulus kalt, solange er den Heiland verfolgte. Der Kalte, der nichts hat, erkennt leichter sein Nichts und sein Bedürfnis nach Buße und Glauben, doch der Laue und Halbe tröstet sich mit dem, was er hat, über das, was er nicht hat und glaubt kaum an seinen Mangel. Aus dem Bilde heraus, dem gemäß das Laue Ekel erzeugt, weist der Heiland auf sein Gericht hin, bei dem er diejenigen von sich weisen wird, die nicht noch Buße tun."
(Aus: P. Frederick W. Faber, der Fuß des Kreuzes oder die Schmerzen Mariens, 1858)