Paul Kardinal Cullen |
Vor langer Zeit, als Kardinal Cullen lebte, wurde in
Dublin ein Priester zu einem Kranken gerufen. Der Kranke befand sich in einem
Gasthaus, dessen Besitzer ein Protestant war. Es war eine stürmische und kalte
Nacht. Als der Bote zum Priester kam, machte sich dieser sofort auf den Weg. Er
kämpfte sich durch Schneematsch und Schlamm und erreichte schließlich das
Gasthaus, suchte den Kranken auf und spendete die Sakramente. All dies verlief
vollkommen normal. Bis hierhin; denn nun dachte der Besitzer, dass er ein wenig
missionieren sollte, und lud den Priester in sein Wohnzimmer ein. Nachdem er
einige Erfrischungen angeboten hatte, verriet sich der protestantische Missionar.
„Pater,“, so sagte er, „wenn man nur an den Stolz und die
Faulheit dieser Bischöfe und Kardinäle denkt! Ist es nicht ungeheuerlich! Ich
wette mit Ihnen, dass der Kardinal Sie auf diesen langen Marsch durch den
Schnee geschickt hat, während er sich seine Füße wärmt und einen Tasse guten,
warmen Punsch trinkt.“ — „Ich denke, sie tun ihm Unrecht.“ —„Wieso?“—„Weil er
nichts dergleichen tut.“ — „Was Sie nur sagen! Woher wissen Sie das?“ — „Ich
weiß das aus der besten Quelle. Sie haben mich noch nicht nach meinem Namen
gefragt.“ — „Ihr Name! Wie heißen Sie denn?“ — „Cullen, Kardinal Cullen.“
Sofort sprang der Gastwirt auf, und nahm seinen Hut ab. „Bitten
verzeihen Sie mir, Eminenz! Ich sprach aus Unwissenheit. Soll ich Eurer Eminenz
eine Kutsche rufen?“ – „Oh nein, ich gehe so zurück, wie ich gekommen bin; ich
bin solche Reisen gewohnt.“
Der Kardinal ging. Einige Tage später suchte der Gastwirt
einen Priester auf, um sich im Glauben unterrichten zu lassen, und wurde
schließlich in die Kirche aufgenommen. Dies ist eine wahre Begebenheit.
(Übersetzt aus: Catholic, Ausgabe 269)