Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Samstag, 3. Dezember 2011

Die Liebe im Herzen Jesu

Fortsetzung von hier
Vogel von Vogelstein
Lasset die Kinder zu mir kommen
von P. Franz Hattler 

Und so ist es auch bei unserem Heiland. Du kannst leicht durch seine Reden, durch sein Schweigen, durch seine Tränen und Klagen, durch seine Werke und Wunder ihm in das Herz schauen und so erkennen, was er für ein Herz gehabt hat. 

Versuche es nur einmal selbst – Sieh: er hat einmal, als seine Jünger die Mütter und Kinder abweisen wollten, dieselben an sich gezogen mit den Worten: „Lasst die Kleinen zu mir kommen!“ Und dann hat er sie umarmt und gesegnet! Siehst du da nicht deutlich, dass Jesus ein gar kinderfreundliches Herz hat.
Und ein anderes Mal hat er am Grab seines Freundes Lazarus geweint. Zeigen diese Tränen dir nicht klar, was er für ein mitleidiges Herz gehabt hat? Jedem Menschen, der ihn in seinem Elend um Abhilfe gebeten hat, hat der Heiland geholfen.

Und willst Du wissen, wie er in seinem Herzen für die Sünder gestimmt war, so lies die Erzählung vom guten Hirten, vom verlorenen Sohn, von der reuigen Magdalena, vom Zachäus, vom Schächer am Kreuz. Hat da nicht ein Herz gesprochen und gehandelt, das nicht den Tod des Sünder will, sondern dass er sich bekehre und lebe?

Und einmal hat er sich vor die Leute hingestellt und hat ihnen so lieb und gut und freundlich zugerufen: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig seid und beladen; ich will euch erquicken,“ siehst du da nicht sonnenklar, wie ihm die Leiden der armen Menschen zu Herzen gehen?

Und so könnte ich Dir das ganze Evangelium durchlesen, und überall würden wir sehen, wie ihm ums Herz war, was in seinem Herzen vorgegangen ist, während er gepredigt, gebetet, gesegnet, Kranke geheilt, getröstet, geweint und gelitten hat.

Und so ist das heilige Evangelium voll vom Herzen Jesu, und es erzählt dir nicht bloß sein äußeres Leben, sondern auch das, was in seinem Herzen geschehen ist; und so kannst du Dir anhand des Evangeliums ein wahres, schönes, rührendes, erbauliches Bild vom Herzen Jesu machen.
Ja, ich meine, das Lesen der heiligen Schrift wird dir dann erst recht klar und recht lieb werden, wenn du durch alles, was sie dir vom Heiland erzählt, hineinzudringen verstehst, was der der Herr dabei in seinem Inneren, in seinem Herzen, empfunden hat.


Immer muss ich wieder lesen
In dem alten, heil´gen Buch,
wie der Herr so gut gewesen
ohne List und ohne Trug.

Wie er hieß die Kindlein kommen,

liebend hat auf sie geblickt,
und sie in den Arm genommen
und an seine Brust gedrückt.

Wie er helfendes Erbarmen
allen Kranken gern bewies,
und die Niederen und Armen

seine lieben Brüder hieß.

Wie er keinem Sünder wehrte,
der mit Reue zu ihm kam,
wie er huldvoll ihn belehrte,
ihm den Tod vom Herzen nahm.

Immer wieder muss ich lesen,
les´, und weine mich nicht satt,
wie der Herr so treu gewesen,
wie er uns geliebet hat.

Hat die Herde mild geleitet,

die sein Vater ihm verlieh´n,
hat die Arme ausgebreitet
alle an sein Herz zu zieh´n.



Jawohl – "alle an sein Herz zu ziehen“! 
Wenn du in solcher Weise das Leben und Leiden Jesu lesen wolltest, würdest auch du dich bald zu Seinem Herzen hingezogen fühlen, du würdest nicht anders können, als es zu lieben und ehren und Vertrauen zu ihm fassen und dadurch dir Sein Herz gewinnen!

Alles aus: Großes Herz-Jesu-Buch für die christliche Familie, von P. Franz Hattler , Priester aus der Gesellschaft Jesu, Verlag F. Pustet, 1901, mit oberhirtlicher Druckgenehmigung und Erlaubnis der Ordensoberen