Epistel des Hl. Paulus an die Korinther
I. 10, 6 - 13
Brüder! Lasset uns nicht des Bösen gelüsten, gleichwie auch
jene sich gelüsten ließen. Werdet auch nicht Götzendiener, gleichwie einige von
ihnen, wie geschrieben steht: Das Volk setzte sich, zu essen und zu trinken,
und sie standen auf, zu tanzen. Lasset uns nicht Hurerei treiben, wie einige
von ihnen Hurerei trieben, und an einem Tage dreiundzwanzigtausend umkamen.
Lasset uns Christum nicht versuchen, gleichwie einige von ihnen (ihn)
versuchten und durch die Schlangen umkamen. Murret nicht, wie einige von ihnen
murrten und durch den Würgeengel umkamen. Alles dieses aber widerfuhr ihnen als
Vorbild; es ist nämlich zur Warnung geschrieben für uns, die wir in den letzten
Zeiten leben. Wer demnach meint, er
stehe, der sehe zu, dass er nicht falle. Lasset euch von keiner Versuchung
ergreifen, außer von einer menschlichen (erträgllichen). Gott aber ist getreu;
er wird euch nicht über eure Kräfte versuchen lassen, sondern bei der
Versuchung auch den Ausgang geben, dass ihr ausharren könnet.
Zwei schöne Lehrstücke gibt uns der Apostel Paulus in der
heutigen Epistel, wovon das erste lautet:
dass man nicht nach unzulässigen Dingen Gelüste tragen solle.
Sind denn auch die Gedanken und Begierden Sünden?
Ja, so oft man dadurch unerlaubte Dinge begehrt oder
wissentlich und freiwillig darin sich belustigt; denn um der Gedanken willen
sind unsere Werke gut oder bös, je nahcdme die Gedanken gut oder bös sind. -
Lerne die bösen Gedanken gleich auf der Stelle ausschlagen, namentlich die
unreinen.
Welches ist das andere Lehrstück?
Dass man Gott nicht
versuchen soll.
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Von der Vermessenheit
Was heißt: Gott versuchen?
Es heißt: vermessentlich eine Probe oder ein Zeichen der
Allmacht, Vorsehung oder Gerechtigkeit Gottes verlangen. Es wäre das eine
schwere Sünde gegen das erste Gebot Gottes (5 Mos 6, 16); man nennt sie Vermessenheit.
Wie wird diese Sünde begangen?
1. Wenn man ohne Ursache begehrte, dass die Glaubenssachen
durch ein Wunderzeichen kundgetan oder bekräftigt würden; 2. wenn man sich
selber in Leibes- und Lebens- oder Seelengefahr stürzte in der Erwartung, Gott
werde einen daraus erretten; 3. wenn man in einer gefährlichen Krankheit oder
Leibesschaden die gewöhnlichen oder natürlichen Mittel (z. B. vom Arzte)
verwerfen und sich allein auf Gottes Hilfe verlassen wollte.
Wir lernen auch aus dieser Epistel, dass man wider die Anordnungen Gottes nicht murren soll, wie
ehedem Core, Dathan und Abiron getan haben und dafür von Gott schrecklich
gestraft worden sind. (4 Mos 16, 8 ff.). Auch werden wir darin wider
die schweren Anfechtungen getröstet.
Was soll uns in schweren Anfechtungen trösten?
Die Überzeugung, das Gott uns nicht über unsere Kräfte werde
versuchen lassen, sondern dass er uns durch seine Gnade die Versuchung werde
erträglich machen.
alles aus:
Goffine, Christkatholische
Handpostille, Oder Unterrichts- und Erbauungsbuch,das
ist kurze Auslegung aller sonn- und festtäglichen
Episteln und Evangelien samt daraus gezogenen Glaubens- und Sittenlehren.Mit Messerklärung und Gebeten, Herder,1898