"Die letzte und furchtbarste Sünde oder ein ganzes Bündel von Sünden faßt man zusammen unter der Sünde wider den Heiligen Geist. Die Sünde wider den Heiligen Geist ist das beständige eigensinnige Widerstreben gegen die Einsprechungen Gottes.
Wir alle kennen Eingebungen Gottes. An Kreuzwegen spüren wir, wie wir hin- und hergezogen werden. Soll ich den bequemen, leichten, angenehmen Weg gehen oder den schweren, steilen und ermüdenden? Die Stimme, die uns zum bequemen rät, ist gewöhnlich die Stimme des Versuchers. Und die Stimme, die uns auf den schwierigen Weg weist, ist gewöhnlich die Stimme Gottes, ist gewöhnlich eine Einsprechung des Heiligen Geistes. Wer aus Müdigkeit oder aus Schwäche gelegentlich den Einsprechungen des Heiligen Geistes widerstrebt, hat noch nicht die Sünde wider den Heiligen Geist begangen, sondern nur wer beständig und eigensinnig den Einsprechungen des Heiligen Geistes widerstrebt.
Wer also unbußfertig in seiner Sünde verharrt, wer der erkannten Wahrheit eindeutig widerstrebt, wer verstockt ist gegen die Einsprechungen Gottes, der begeht die Sünde wider den Heiligen Geist. Das ist die einzige unvergebbare Sünde, unvergebbar deswegen, weil der Betreffende sich gegen die Vergebung wehrt. Selbstverständlich, wer von dieser Sünde abläßt, kann auch dafür Verzeihung empfangen. Aber solange er in der Sünde verharrt, kann sie nicht verziehen werden. „Diese Sünde wird nicht vergeben, weder in dieser noch in der jenseitigen Welt“, sagt der Herr. Sie ist unvergebbar, weil sie nämlich mit Unbußfertigkeit identisch ist.
Diese Sünde wider den Heiligen Geist scheint mir heute häufiger als noch vor vierzig, fünfzig Jahren zu sein. Wer sich immerfort und beharrlich jeder Aufforderung zum Gebet und zum Gottesdienst entzieht, wer schon gereizt reagiert, wenn er die Glocken hört, die ihn zu Gebet und Gottesdienst rufen – und solche Menschen gibt es in größerer Zahl –, wer allen Mahnungen gegenüber taub ist und den Mahnenden verspottet und herabzuziehen sucht – solche Menschen habe ich erlebt! –, bei dem besteht die Gefahr, daß er in der Sünde gegen den Heiligen Geist lebt. Diese Sünde ist die furchtbarste von allen, denn sie hat den Verlust der ewigen Seligkeit zur Folge. Wer in der Sünde wider den Heiligen Geist lebt, wird schon auf Erden unzufrieden und unglücklich, und er wird unselig und verloren in der Ewigkeit.
Wenn ein solcher gerettet werden soll, dann nur durch intensives Gebet vieler Menschen, die Gott anflehen, seine verdunkelte Seele zu erleuchten. Sein Wille ist verhärtet, sein Verstand ist verblendet, er weicht dem Licht der Gnade Gottes aus, er rechtfertigt sein Tun mit seinen falschen Argumenten. Die Unbußfertigkeit ist die Sünde, die den Zorn Gottes auf sich zieht."alles aus der Predigt: Die Arten der Hauptsünden von Prälat Prof, Georg May