Die Einsetzung der Eucharistie Joos van Gent, 1474 Quelle |
(...) In Kapharnaum hat Christus die Einsetzung der Eucharistie angekündigt. Er gab seinen Zuhörern zu verstehen, daß er ihnen sein Fleisch zur Speise und sein Blut zum Tranke geben werde. Diese Ankündigung wird im Johannesevangelium berichtet. Von der Einsetzung der Eucharistie sagt Johannes nichts. Warum nicht? Weil er wußte, daß in den anderen Evangelien, die ja vor ihm geschrieben waren, bereits davon berichtet war. Wir haben also heute die Aufgabe, aus den drei übrigen Evangelien, den sogenannten Synoptikern, und dem Apostel Paulus die Berichte über die Einsetzung der Eucharistie in ihrem Sinn zu erhellen.
Alle Berichte stimmen darin überein, daß Jesus dem Sinne nach gesagt hat: „Das ist mein Fleisch, das für euch hingegeben wird, und das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ Fleisch und Blut sind nach hebräischer Anschauungsweise, die ja hier zugrundeliegt, nichts anderes als die lebendige Person. Das Fleisch ist der Mensch, die Gestalt des Menschen in seiner geschöpflichen – auch vergänglichen – Verfaßtheit. Das Blut ist die Lebenskraft im Menschen, wiederum als Teil für das Ganze, nämlich für die lebendige, konkrete Person.
Wenn wir also die Worte Jesu deuten wollen, dann müssen wir sagen: Er hat sich in Fleisch und Blut selbst gegeben. Er hat nicht tote Gegenstände vermacht, sondern er hat unter den Gestalten von Brot und Wein sich selbst den Jüngern dargeboten. Sein Leib ist ein Opferleib, sein Blut ist Opferblut. In den Gestalten von Brot und Wein setzt er sein Opfer, das er in wenigen Stunden vollenden wird, gegenwärtig. Er hat damit nichts anderes getan, als was er in seinem ganzen Leben getan hat, nämlich sich als den Inhalt der Lehre, sich als den Mittelpunkt des Glaubens, sich als den Kern des Kultes selbst darzustellen.
Viele, viele Aussprüche und Handlungen des Herrn bezeugen, daß er sich als den Inhalt der Lehre und den Mittelpunkt des Kultes verstanden hat. Er weiß sich über höchste Werte des Alten Bundes erhaben, über den Tempel, über Salomon, über Jonas, ja über die Engel. Er wendet Worte, die auf Jahwe, den alttestamentlichen Gott, zutreffen, auf sich an. Niemand hat eine Erkenntnis von ihm außer dem Vater, und er ist der vollmächtige Botschafter des Vaters, er allein. Das Heil ist an Ihn gebunden. Niemand kommt zum Vater als der, der durch Ihn den Weg nimmt.
Das alles bezeugt, daß Jesus in seiner Abschiedsstunde nur das vollendet hat, was er in seinem ganzen öffentlichen Leben begonnen hatte, nämlich sich selbst als das Heil der Menschen zu verkünden.Wenn er das, was er in den Händen hält, als seinen Leib und als sein Blut bezeichnet, dann meint er damit die Sache. Er bezieht sich nicht nur auf das Geschehen, daß eben hier in einer symbolischen Handlung sein Tod ausgedrückt wird, daß hier sein Tod, sein Todesgeschick in einer sinnbildlichen Handlung wiedergegeben wird. Nein, er deutet ausdrücklich auf die Dinge, die er in seinen Händen hält, und sagt, das sei sein Leib, und das sei sein Blut.
Er sagt nicht: Das bedeutet mein Fleisch und mein Blut, sondern er sagt: Das ist mein Fleisch und mein Blut. (...)
alles aus der Predigt: Die Einsetzungsberichte
Predigtreihe:
Das eucharistische Opfersakrament
- 06.05.1990: Die Einsetzung des eucharistischen Sakramentes
- 13.05.1990: Das äußere Zeichen des eucharistischen Sakramentes
- 20.05.1990: Die Heilswirklichkeit des eucharistischen Sakramentes
- 24.05.1990: Die Wesensverwandlung von Brot und Wein
- 27.05.1990: Die Gegenwart des Herrn im eucharistischen Sakrament
- 17.06.1990: Die Gottheit Christi im eucharistischen Sakrament
- 24.06.1990: Die fortdauernde Gegenwart Christi im eucharistischen Sakrament
- 01.07.1990: Der Opfercharakter des Meßopfers
- 08.07.1990: Das Meßopfer als Gedächtnis des Kreuzesopfers
- 15.07.1990: Das Meßopfer als sakramental gefeiertes Kreuzesopfer
- 22.07.1990: Das Meßopfer als Gemeinschaftsopfer der Kirche
- 29.07.1990: Die Wesenselemente des Meßopfers
- 05.08.1990: Die Bedeutung des Opfermahls
- 12.08.1990: Das Meßopfer als Lob-, Dank-, Sühne- und Bittopfer
- 19.08.1990: Die Segenskraft des Meßopfers
- 26.08.1990: Die Heilkraft des Opfermahls
- 02.09.1990: Die Heilsnotwendigkeit des Opfermahls