Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Freitag, 6. Juli 2012

Die Unfehlbarkeit - zur hitzigen Diskussion um Bischof Müller

Wenn jeder Katholik genau wüsste, wann er was glauben muss, und was zu tun ist, wenn einzelne Bischöfe irren (ein oder mehrere Ave Maria für solche sind nie umsonst), würden die Wogen der Aufregung, die leicht zu persönlichen Sünden führen, nicht immer so hoch schlagen. 

Die unten folgenden Erklärungen dazu sind von jemandem, der immer im Ruf absoluter Rechtgläubigkeit stand: Prälat Prof. Dr Georg May.
Im Januar 2012 wurde Prof. Dr. Georg May hohe päpst­li­che Ehrung zuteil, die sein her­vor­ra­gen­des Lebens­werk und sei­nen Kampf gegen die nach­kon­zi­li­a­ren Miss­stände in der katho­li­schen Kir­che wür­digt. Er wurde in den Prä­la­ten­stand erho­ben mit dem höchsten Ehren­ti­tel „Apos­to­li­scher Pro­to­no­tar“.

Die Ernennung zum Apostolischen Protonotar erfolgte auf Vorschlag des neuen Präfekten der Glaubenskongeration, Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller.

In seinem Schreiben an Professor Dr. May erklärte Bischof Prof. Dr. Gerhard Ludwig Müller, dass es ihm eine „Ehre und Freude“ sei, dem Priester die Ernennungsurkunde zum Apostolischen Protonotar zukommen lassen zu können. Anschließend ging Bischof Gerhard Ludwig Müller würdigend auf das Engagement und Lebenswerk des Professors ein. „Zu dieser hohen Auszeichnung, mit der die Kirche ihre Wertschätzung für Ihr jahrzehntelanges akademisches und pastorales Wirken, Ihr standhaftes sentire cum ecclesia und Ihre gewissenhafte Verkündigung des unverkürzten katholischen Glaubens zum Ausdruck bringt, gratuliere ich Ihnen sehr herzlich.“


Folgendes ist entnommen aus der Predigt von Prälat Prof. May Die Regie­rungs- und die Lehr­ge­walt (der Kirche):

(...) Die Regie­rungs­ge­walt der Kir­che ist die erste, aber nicht die höchste Gewalt, die ihr eigen ist. Sie dient dazu, der Wahr­heit und der Gnade Christi den Weg zu bah­nen. Die Regie­rungs­ge­walt steht gewis­ser­ma­ßen im Dienste der bei­den Lebens­ge­wal­ten, die wir die Lehr­ge­walt und die pries­ter­li­che Gewalt nen­nen. Lehr­voll­macht und pries­ter­li­che Voll­macht sind die Wege, auf denen die Wahr­heit und die Gnade zu den Men­schen gelan­gen soll.  
Chris­tus hat die Wahr­heit gebracht; ja, er war die Wahr­heit. Jeder, der aus der Wahr­heit ist, hört auf seine Stimme. Und diese Wahr­heit hat er sei­ner Kir­che anver­traut. Die gesamte Kir­che ist mit der Wahr­heit beschenkt. Sie soll die Wahr­heit bewah­ren und wei­ter­tra­gen. Alle Men­schen soll­ten die Wahr­heit anneh­men. „Leh­ret sie alles hal­ten, was ich euch gebo­ten habe.“ Alle Men­schen soll­ten zum Glau­ben kom­men. Ja, der Glaube ist uner­läß­lich; er ist der ein­zige Weg zum Heile. Wer zu Gott kom­men will, muß glau­ben, daß er exis­tiert und daß er denen, die ihn suchen, ein Rich­ter wird, ein Ver­gel­ter. 
Wenn aber der Glaube den Men­schen pflicht­mä­ßig auf­er­legt ist, dann muß auch dafür Gewähr gebo­ten sein, daß die­ser Glaube unver­sehrt erhal­ten wird. Chris­tus konnte die Men­schen nicht auf einen Glau­ben ver­pflich­ten, der schwankt, der unsi­cher ist, bei dem man nicht weiß, was nun zu glau­ben und was nicht zu glau­ben ist. Er konnte die For­de­rung, zu glau­ben, nur erhe­ben, wenn er seine Kir­che mit der Gabe der Unfehl­bar­keit bedachte. Eben das hat er getan. Er hat der Gesamt­kir­che ver­hei­ßen, daß in ihr seine Bot­schaft, seine Wahr­heit, daß in ihr der Glaube nie­mals unter­ge­hen wird. Er hat ihr sei­nen Bei­stand ver­hei­ßen, daß sie in der Wahr­heit ver­har­ren kann. 
Nun ist die Auf­gabe, zu leh­ren, nicht allen Glie­dern des Volkes Got­tes in glei­cher Weise auf­ge­tra­gen. Es gibt her­vor­ge­ho­bene Glie­der des Volkes Got­tes, die das Lehr­amt in einem beson­de­ren Sinne inne­ha­ben. Da nun aber der Glaube von der Lehr­ver­kün­di­gung die­ser Inha­ber des Lehr­am­tes abhängt, mußte Chris­tus auch die Inha­ber des Lehr­am­tes mit der Gabe der Unfehl­bar­keit aus­stat­ten. Es gibt in der Kir­che ein unfehl­ba­res Lehr­amt. 
Die Inha­ber die­ses unfehl­ba­ren Lehr­am­tes sind die Bischöfe mit dem Papst. Man kann zwei Trä­ger des unfehl­ba­ren Lehr­am­tes unter­schei­den, ein­mal die Kör­per­schaft der Bischöfe mit dem Papst zusam­men, zum ande­ren der Papst allein. Die Kör­per­schaft der Bischöfe mit dem Papst zusam­men kann nicht ins­ge­samt aus der Wahr­heit her­aus­fal­len. Ein­zelne Bischöfe kön­nen irren und haben sich oft genug geirrt. Auch der ein­zelne Papst kann, wie wir sehen wer­den, irrige Leh­ren ver­brei­ten. Aber nie­mals kann die gesamte Kör­per­schaft der Bischöfe mit dem Papst zusam­men oder der Papst allein etwas als unter dem Glau­bens­ge­bot ver­pflich­tend dar­le­gen, was Unwahr­heit ist. Das ist durch den Bei­stand des Hei­li­gen Geis­tes aus­ge­schlos­sen. 
Die Kör­per­schaft der Bischöfe mit dem Papst übt ihre unfehl­bare Lehr­tä­tig­keit auf zwei Wei­sen aus. Ein­mal auf einem all­ge­mei­nen Kon­zil. Auf einem all­ge­mei­nen Kon­zil ist gewis­ser­ma­ßen die ganze Kir­che ver­sam­melt, näm­lich in den reprä­sen­ta­ti­ven Glie­dern. Und wenn die­ses all­ge­meine Kon­zil unter Anru­fung sei­ner höchs­ten Voll­macht etwas als Glau­bens­wahr­heit ver­kün­det, dann sind wir gewiß: Hier ist die Unfehl­bar­keit der Ver­kün­di­gung durch Got­tes Bei­stand gewähr­leis­tet.
Unfehl­bare Ent­schei­dun­gen des Kon­zils sind aller­dings außer­or­dent­lich sel­ten. Das Zweite Vati­ka­ni­sche Kon­zil hat keine ein­zige Lehre unter Anru­fung der Unfehl­bar­keit ver­kün­det. Selbst­ver­ständ­lich bleibt das unfehl­bar rich­tig, was schon immer unfehl­bar rich­tig war. Aber was an Neuem im Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil ver­kün­det wurde, das ist nicht unter Anru­fung der Unfehl­bar­keit gelehrt wor­den. 
Nun ver­sam­meln sich ja die Bischöfe sehr sel­ten zu einem all­ge­mei­nen Kon­zil. Sie haben die Auf­gabe der täg­li­chen, all­ge­mei­nen, ordent­li­chen Lehr­ver­kün­di­gung. Auch da sind sie unfehl­bar, wenn sie in der Gemein­schaft mit der Gesamt­kir­che leh­ren und ihre Lehre als ver­bind­lich für jedes Gewis­sen vor­le­gen. Es ist aus­ge­schlos­sen, daß die Gesamt­kir­che, daß der gesamte Kör­per der Bischöfe jemals aus der Wahr­heit her­aus­fällt. Noch ein­mal: Ein­zelne Bischöfe mögen irren, und lei­der Got­tes ist das oft genug der Fall, aber die Gesamt­heit der Bischöfe kann in ihrer täg­li­chen Lehr­ver­kün­di­gung nicht aus der Wahr­heit fal­len. 
In beson­de­rer Weise ist die Unfehl­bar­keit dem römi­schen Bischof, dem Papst, zu eigen. Schon am Anfang des 2. Jahr­hun­derts schrieb der Bischof Igna­tius von Antio­chien nach Rom: „Für mich steht das fest, was Ihr bestimmt und fest­setzt.“ Im Jahre 107! „Für mich steht das fest, was Ihr bestimmt und fest­setzt.“ So schrieb er an die römi­sche Gemeinde. Die Lehre von der Unfehl­bar­keit des Paps­tes ist im Laufe der Zeit immer deut­li­cher her­vor­ge­tre­ten. Am Ende des 2. Jahr­hun­derts sagte der Bischof von Lyon, der hei­lige Iren­äus: Wenn man die echte und unver­fälschte Lehre Christi fest­stel­len will, dann muß man an die Kir­che zu Rom gehen. Es genügt, die Lehre die­ser Gemeinde zu erfra­gen, denn „mit die­ser Gemeinde müs­sen wegen ihrer über­ra­gen­den Auto­ri­tät alle ande­ren Gemein­den, das heißt sämt­li­che Gläu­bige des Erd­krei­ses, in Über­ein­stim­mung sich befin­den. In ihr bewah­ren auch die über den Erd­kreis zer­streu­ten Gläu­bi­gen die von den Apos­teln über­nom­mene Lehre.“ 
Also schon damals, am Ende des 2. Jahr­hun­derts, ist die Über­zeu­gung vor­han­den: Wer nach Rom geht, der fin­det dort die wahre, die unver­fälschte Lehre. Das Dogma von der Unfehl­bar­keit des Paps­tes ist dann im Jahre 1870 auf­ge­stellt wor­den auf dem Ers­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. Da heißt es: „Wir leh­ren und erklä­ren als eine von Gott geof­fen­barte Wahr­heit: Wenn der römi­sche Papst ex cathe­dra spricht, d. h. wenn er in Aus­übung sei­nes Amtes als Hirt und Leh­rer aller Chris­ten und mit Ein­satz sei­ner höchs­ten apos­to­li­schen Auto­ri­tät eine Glau­bens- oder Sit­ten­lehre der gan­zen Kir­che zu hal­ten vor­schreibt, ist er kraft des gött­li­chen Bei­stan­des, der ihm in der Per­son des hei­li­gen Petrus ver­hei­ßen ist, im Besitz jener Unfehl­bar­keit, mit der unser gött­li­cher Erlö­ser seine Kir­che bei Ver­kün­di­gung der Glau­bens- und Sit­ten­leh­ren aus­ge­rüs­tet sehen wollte.“ Das ist das berühmte Dogma der Unfehl­bar­keit, das auf dem Ers­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil defi­niert wurde. (...)