Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Mittwoch, 4. Juli 2012

Der Törichte und der Gerechte in den Wechselfällen des Lebens

“Der Törichte”, sagt der Heilige Geist, “wechselt wie der Mond, während der Gerechte in seiner Weisheit fest bleibt, sich selbst gleich wie die Sonne.” Der Törichte, d. h. der Sünder, wechselt wie der Mond, der heute zunimmt und morgen abnimmt; heute seht ihr ihn lachen und morgen weint er; heute ist er die Sanftmut in Person, morgen wird er ein Tiger an Wut sein. Warum dies? 
Weil seine Ruhe von den jeweiligen Ereignissen abhängt, die aufeinanderfolgen, die bald angenehm, bald ärgerlich sind. Die Wechselfälle des Lebens ziehen ihn in diese Veränderungen hinein. Der Gerechte dagegen gleicht der Sonne: Ihr findet bei ihm immer eine gleichbleibende Freundlichkeit, was immer ihm auch zustößt. Und dies ist deshalb so, weil er seine Zufriedenheit darin findet, sich mit dem göttlichen Willen zu vereinigen, und von daher erfreut er sich eines Friedens, den nichts trüben kann.

Die Engel haben es den Hirten verkündet: “Und auf Erden Frieden den Menschen, die guten Willens sind.” Nun, welches sind diese Menschen, die guten Willens sind, wenn nicht die, die sich immer vereint halten mit dem Willen Gottes, welcher gut ist und höchst vollkommen? Ja, “was der Wille Gottes ist, was gut, was wohlgefällig, was vollkommen ist” (Röm 12, 2); denn nichts kann von einer hervorragenderen Güte und Vollkommenheit sein, als das, was von Gott gewollt ist!

Die Heiligen haben auf dieser Erde in Vereinigung mit dem göttlichen Willen ein vorweggenommenes Paradies gefunden. Darin lag, nach dem Zeugnis der hl. Dorothea, das Geheimnis der alten Väter, niemals die sanfte Ruhe zu verlieren: Sie empfingen jedes Ding aus der Hand Gottes. Man hörte nur dieses Wort: “der Wille Gottes”, als die hl. Magdalena von Pazzi in einer Vision ganz entrückt war.

Sicher ist es nicht so, daß die Widerwärtigkeiten, die uns begegnen, uns nicht zusetzen würden. Aber dies Leiden geht im niederen Teil der Seele vor sich; im höheren Teil der Seele wird trotzdem der Friede und die Heiterkeit herrschen, sobald unser Wille mit dem Willen Gottes vereint ist. “Ich bin betrübt und doch immer getröstet”, sagt der Apostel Paulus.

“Nichts wird eure Freude von euch nehmen” (Joh 16, 22), sagte der göttliche Erlöser zu Seinen Aposteln. Und Er sagte ihnen noch: “Eure Freude wird vollkommen sein” (Joh 14, 24). Derjenige, der in einer fortwährenden Vereinigung mit dem Willen Gottes lebt, der besitzt eine vollkommene und immerwährende Freude; denn nichts fehlt ihm, was er will, wie wir es oben erklärt haben. Es ist eine fortwährende Freude, weil niemand sie ihm entreißen kann; denn, was Gott beschlossen hat, das tritt ein und niemand kann es verhindern.


alles aus: hl. Kirchenlehrer Alfons Maria von Liguori, Der Wille Gottes